Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)
Luft, dann ging sie zu Caroline hinüber.
»Danke, dass Sie gekommen sind.« Juliette reichte ihr die Hand und war dankbar, dass Caroline sie eine Sekunde länger als nötig drückte.
»Würden Sie lieber spazieren gehen oder wollen wir uns hier hinsetzen?«, fragte Caroline. »Hier ist es schön schattig, aber ein bisschen Bewegung könnte mir auch nicht schaden.«
»Ich richte mich nach Ihnen«, sagte Juliette.
»Ich würde mir gern ein bisschen die Beine vertreten«, sagte Caroline lächelnd. »Einmal um den See herum sind es nur gut zwei Kilometer. Das werden wir schon schaffen, egal worüber Sie reden wollen.«
Juliette erwiderte ihr Lächeln. »Klingt gut.«
Caroline setzte sich zuerst eine Baseballmütze und dann die Sonnenbrille auf, die sie aus der Brusttasche ihres weißen Polohemds zog. »Gehen wir.«
Sich auf Smalltalk zu verlegen, war in dieser Situation eigentlich lächerlich, aber Juliette war so befangen, dass sie fragte: »Und, wie war das Haus?«
Sie hatten sich in diesem Park getroffen, weil er in der Nähe eines Hauses lag, das Caroline sich hatte ansehen wollen. Ein Umzug von Dover nach Jamaica Plain? Das war sicherlich eine interessante Entscheidung, aber Juliette war der Meinung, dass es ihr nicht zustand, sich nach den Gründen zu erkundigen.
»Hübsch.« Carolines leuchtende Augen ließen darauf schließen, dass hübsch weit mehr bedeutete als das, was man normalerweise mit dem Wort assoziierte. Doch dann presste sie die Lippen zusammen, als wollte sie ihre Zunge zügeln. »Ich will mein Glück nicht herausfordern.«
»Verstehe«, sagte Juliette. In Wirklichkeit verstand sie nicht, was Caroline meinte, aber Caroline sollte sich nicht verpflichtet fühlen, ein Gespräch in Gang zu bringen. Dafür war sie verantwortlich. Sie ließ den Blick schweifen und beobachtete einen Moment lang ein paar Kinder, die einen berittenen Parkwächter umringten. Ein kleiner Junge streckte vorsichtig eine Hand aus, um die braune Flanke des Pferds zu streicheln.
»Ich bin hergekommen, um mich bei Ihnen zu entschuldigen«, sagte Juliette schließlich. Am besten, sie kam gleich zur Sache. »Ich wollte unbedingt mehr erfahren und habe mich dazu verleiten lassen, mich vollkommen unpassend zu verhalten.«
Caroline blieb stehen. Sie legte den Kopf schief und schaute Juliette an. »So kann man es auch ausdrücken.« Der Anflug eines Lächelns milderte ihren Spott.
»Unpassend. So würde meine Mutter sich ausdrücken, wenn ihr jemand an einem heißen Sommertag eine heiße Schokolade serviert.«
»Das klingt gar nicht so unpassend«, erwiderte Juliette. »Ich stehe auf Schokolade. Auch wenn sie weich und halb geschmolzen ist.«
Caroline schüttelte sich. »Ih! Ich stelle mir gerade vor, wie meine Finger aussehen würden.«
»Und ich stelle mir vor, wie es wäre, mir die Schokolade von den Fingern abzulecken. Wir sind sehr verschieden.«
»Allerdings.« Sie gingen weiter. Juliette bemühte sich, mit Caroline Schritt zu halten.
»Aber im Ernst«, sagte Juliette, ohne Caroline anzusehen. »Es tut mir wirklich leid. Ich habe mich unmöglich aufgeführt. Die ganze Sache ist mir im Nachhinein unsäglich peinlich.«
»Das kann ich mir vorstellen«, sagte Caroline.
Juliette war froh über die trockene Bemerkung. Höfliche Floskeln wären das Letzte gewesen, was sie jetzt gebrauchen konnte. »Nicht dass das mein Verhalten entschuldigen könnte«, fuhr sie fort, »aber als ich Tias Brief aufgemacht und von Savannah erfahren habe, da stand meine Welt plötzlich auf dem Kopf, und ich hatte das Gefühl, meine Familie, meine Ehe, alles, was mir lieb und teuer ist, würde mir entgleiten.«
Caroline nickte, sagte jedoch nichts.
»Hören Sie, ich bitte Sie nicht darum, dass Sie mir verzeihen. Sie sind mir nichts schuldig. Ich habe mich schäbig verhalten. Ihnen gegenüber. Savannah gegenüber. Ihrem Mann gegenüber. Sie so hinters Licht zu führen …« Juliette schüttelte den Kopf.
»Waren Sie mal bei der CIA oder was?«, fragte Caroline. »Sie haben das ziemlich raffiniert eingefädelt.«
»Ich weiß selber nicht, wie ich auf die Idee gekommen bin.«
»Mit Ihnen möchte ich mich nicht anlegen«, sagte Caroline. »Aber Ihre Kinder können sich glücklich schätzen.«
»Warum?«
»Nun, wer auch immer Ihren Kindern einmal dumm kommen sollte, er tut mir jetzt schon leid.«
Sie mussten beide lachen.
»Es schockiert mich, dass ich Sie so sympathisch finde«, sagte Caroline.
Juliette blinzelte die blöden Tränen
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