Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)
lahm.
Ich bin ausgeflippt.
Es tut mir schrecklich leid.
Ich wusste nicht mehr, was ich tat .
Ihre Wut hatte sich in Sorge verwandelt, und jetzt, wo sie ruhiger, wenn auch bedrückter war, erkannte Juliette, was sie Caroline angetan hatte. Sie hatte sich aufgeführt wie eine Figur aus einem billigen Remake von Eine verhängnisvolle Affäre . Bei der Erinnerung daran wurde ihr abwechselnd heiß und kalt.
Caroline zu einer Gratisbehandlung zu juliette&gwynne einzuladen … sich bei ihr einzuschleimen und sie in ihrer Rolle als Adoptivmutter zu verunsichern … Was zum Teufel hatte sie sich bloß dabei gedacht?
Es war ein Wunder, dass Caroline sich bereit erklärt hatte, sich jetzt noch einmal mit ihr zu treffen.
»Komm schon, sei nicht so gnadenlos mit dir selbst«, hatte Nathan am Vorabend am Telefon zu ihr gesagt. In letzter Zeit telefonierten sie täglich miteinander. Es erinnerte sie an ihre Anfangszeit, als sie in Boston und er in Rhinebeck gewohnt hatte. »Vielleicht besteht das Wunder nicht darin, dass sie bereit ist, sich mit dir zu treffen, sondern darin, dass du bereit bist, hinzufahren und dich zu entschuldigen. Die meisten Leute würden so was per E-Mail erledigen, oder?«
Nathans Geschick, beruhigend auf sie einzuwirken, wusste sie erst jetzt richtig zu schätzen. Ohne ihn fand sie einfach kein inneres Gleichgewicht. Die Leute bezeichneten ihre Ehepartner häufig als ihren besten Freund, aber bei Nathan ging das viel tiefer. Ohne ihn mangelte es ihr an Stabilität. Freunde hatten ihr einen ähnlichen Zustand beschrieben, nachdem ihre Eltern gestorben waren, aber weder bei ihrer Mutter noch bei ihrem Vater hatte Juliette jemals Halt gefunden. Nur bei Nathan fühlte sie sich emotional zu Hause.
Neuerdings verschlang sie mal wieder alle möglichen Ratgeber zum Thema Ehe, Scheidung, Ehebruch und Kinder – in den vergangenen fünf Jahren waren jede Menge neue Bücher zum Thema erschienen.
Im Moment brachte sie jeder Satz auf die Palme, der die Worte akzeptieren oder annehmen enthielt. Am liebsten würde sie all diese Bücher aus dem Fenster werfen. Warum bot einem niemand vernünftige Rezepte an? Zum Beispiel, wie man die Fingerabdrücke einer anderen Frau endgültig vom Körper des Ehemannes entfernte?
Am Ende lief alles auf zwei simple Dinge hinaus:
1. Sie liebte Nathan, und er fehlte ihr.
2. Sie wusste nicht, ob sie ihm würde verzeihen können.
Den Vatertag hatten sie hinter sich gebracht. Sie hatte sich gelobt, vorher eine Entscheidung zu treffen, aber sie hatte das Gelübde gebrochen. Stattdessen hatte sie eine Liste nach der anderen aufgestellt. Gwynne wiederholte immer wieder, sie solle sich die Zeit nehmen, die sie brauchte. Ihre Mutter redete auf sie ein, sie solle »endlich mit dem Unsinn aufhören und Nathan zurück nach Hause holen«. Ihr Vater ermahnte sie, eine vernünftige Entscheidung zu treffen.
Was bedeutete vernünftig ? Sollte sie auf ihr Herz hören oder sich an ihre Pro-und-Contra-Liste halten? Am Abend zuvor hatte sie den Rat eines Autors befolgt, einen Kurzzeitwecker auf drei Minuten eingestellt und ohne nachzudenken oder zu urteilen, alles aufgelistet, was ihr spontan einfiel:
Contra
Pro
Vertrauen weg?
Liebe
Keine Klarheit bzgl. Savannah
Kinder
Erkaltete Gefühle
Familie
Zukunftssorgen
Sicherheit
Er hat gelogen
Er fehlt mir
Er hat mir wichtige Dinge vorenthalten
Er fehlt mir trotzdem
Was, wenn er mich verlässt?
Es gibt im Leben keine Garantien
Juliette parkte in einer Seitenstraße mit Häusern im viktorianischen Stil, froh, ein paar Minuten durchatmen zu können, bevor sie Caroline gegenübertrat. Sie ging am ehemaligen Bostoner Kindermuseum vorbei, das in eine Anlage mit Eigentumswohnungen umgewandelt worden war, dann an einem ehemaligen Kloster, in dem sich jetzt ebenfalls Eigentumswohnungen befanden, und drückte den Knopf an der Fußgängerampel, um den Jamaicaway zu überqueren.
Der Jamaica Pond im August wirkte wie eine ländliche Ansichtskartenszene aus dem Jahr 1895 – bis man die iPod-Knöpfe in den Ohren der Jogger sah, die Hunde, die an den Leinen zerrten, die extra für sporttreibende Eltern konstruierten Kinderwagen und die T-Shirts mit Aufschriften von Red Sox Nation bis Save Nine Inch Nails .
Die Augen mit einer Hand gegen die grelle Sonne geschützt, sah sie sich nach Caroline um. Sie entdeckte sie in einem Pavillon direkt am Ufer und winkte ihr zu. Ein verwittertes altes Bootshaus machte das Postkartenidyll perfekt.
Juliette holte mehrmals tief
Weitere Kostenlose Bücher