Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)
Puderzucker.«
Er verdrehte die Augen, was sich in dem Moment nett und normal anfühlte und sie überhaupt nicht ärgerte.
»Hier«, sagte er und reichte ihr den Zucker.
»Danke. Hol deinen Vater und deinen Bruder. Frühstück ist fertig.«
Sie rückte die Buchstaben so zurecht, dass man Happy Family Day gut lesen konnte.
Ja, es war vielleicht albern, so einen Zirkus zu veranstalten. Aber egal. Zumindest gab es Pfannkuchen zum Frühstück, die nicht zerstückelt und auch nicht angebrannt waren. Schlimmstenfalls hatte sie ein bisschen zu viel Zucker darüber gestreut.
Herrgott noch mal, hatten sie keine anderen Probleme?
36. Kapitel – Caroline
Caroline fühlte sich unwohl. Nach dem Gespräch mit Juliette im Park hatte es sich nicht gelohnt, noch mal ins Krankenhaus zu fahren, aber an einem Wochentag allein zu Hause zu sein, fühlte sich einfach merkwürdig an. Rose war mit Savannah auf den Spielplatz gegangen, sie würden frühestens in einer Stunde zurückkommen. Peter war auf der Arbeit. Kühle Perfektion und Stille umgaben sie.
Sie stellte ihre Aktentasche auf dem Beistelltisch ab und versuchte, sich vorzustellen, wie es sein würde, nach der Arbeit in das Haus in Jamaica Plain zu kommen. Sie streifte ihre Schuhe ab und nahm den Prospekt aus ihrer Aktentasche, den der Immobilienhändler ihr gegeben hatte. Als sie ihn auf den Küchentisch legte, hoben die bunten Farben sich von all dem Weiß in der Küche ab. Sie schenkte sich ein Glas Mineralwasser ein und setzte sich an den Tisch, um den Prospekt zu betrachten.
Auf den Fotos wirkte das rote Haus größer – auf den Werbefotos der Immobilienmakler wirkte immer alles zehnmal größer als in Wirklichkeit –, aber für sie drei war es mehr als groß genug. Im Erdgeschoss befanden sich vier Zimmer und ein Bad. Auf dem farblich gestalteten Grundriss fuhr sie mit dem Finger von Zimmer zu Zimmer: vom Wohnzimmer mit dem hübschen offenen Kamin ins Esszimmer, von dem aus man in den weitläufigen Garten schaute, wo Fliederbüsche blühten, in die in Weiß und Blau gehaltene Küche mit den Einbaumöbeln aus Holz. Sie konnte sich vorstellen, dort zu kochen. Nichts Großartiges, aber immerhin. Das geräumige helle Familienwohnzimmer bekam Licht von allen Seiten vom Garten her. Durch die Fenster sah man in der Nähe und weiter entfernt die Nachbarhäuser.
Caroline schaute aus dem Küchenfenster und betrachtete die hohen Blautannen. Zusammen mit den Rosenbeeten, die Peter und sie nicht einmal selber pflegten, bildeten sie den Hintergrund für Savannahs große Kinderschaukel. Selbst wenn sie auf eine hohe Leiter stiegen, würden sie sich anstrengen müssen, um ein Nachbarhaus zu sehen. In Jamaica Plain würden sie ihren Nachbarn in die Einfahrt spucken können. Die Seitenstraße, an der nur Einfamilienhäuser standen, beschrieb einen hübschen Halbkreis, und nur einen Block entfernt befand sich einer der größten Bahnhöfe der Stadt, an einer Straße, wo sich heruntergekommene Kneipen und ein Schnapsladen mit vergitterten Fenstern mit modernen, schicken Restaurants und Cafés abwechselten.
Ihre Schwiegermutter würde einen Herzinfarkt kriegen. Und was ihre eigenen Eltern anging … denen würden sie wohl am besten auf der Fahrt zu ihrem neuen Haus die Augen verbinden.
Der Garten in Jamaica Plain musste dringend auf Vordermann gebracht werden, aber ganz gegen ihre Gewohnheit juckte es Caroline schon jetzt in den Fingern, selbst Hand anzulegen. Sie stellte sich vor, wie sie zusammen mit Savannah die Beete umgrub. Wie sie in der Erde wühlten und sich schmutzig machten. Die vier Zimmer im ersten Stock waren wesentlich kleiner als die in ihrem jetzigen Haus; allerdings war im größten Platz genug, dass Peter sich dort ein Arbeitszimmer einrichten konnte. Es war ein Eckzimmer mit vier Fenstern, durch die Sonnenlicht auf das Eichenparkett fiel.
Sie schaute sich um. Hier war alles blitzblank, geschmackvoll und teuer. Caroline wusste eigentlich gar nicht, wessen Geschmack sich in diesem Haus spiegelte.
Sie betrachtete die Fotos auf dem Tisch und sah ein einladendes, gemütliches Haus. Ein Haus für weiche Sofas und Bücherregale.
Ihr Haus. Kein Musterbeispiel aus dem Architectural Digest .
Am Samstag würde sie mit Peter hinfahren, damit er es sich ansehen konnte, aber sie wusste jetzt schon, dass es ihm gefallen würde. Ein Immobilienmakler hatte ihr einmal gesagt, man könne es in den Augen der Leute sehen, wenn sie ihr Haus gefunden hatten, und sie hatte sich
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