Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)
neuen Immobilienkönig! Noch dazu bei der schwierigen Marktlage.«
»Ich weiß, ich weiß.« Er strahlte. »Ich kann es immer noch nicht glauben, dass die Finanzierung für das Projekt endlich steht.«
Tia versuchte, sich vorzustellen, wie er als Immobilienhändler war. Entwickelte er sich dann zu einem Hai, der zubiss, ehe der Kunde wusste, wie ihm geschah? Oder gelangte er durch geduldiges Abwarten ans Ziel?
»Ich war schon ewig an diesem Geschäft dran, es stand immer auf der Kippe, aber ich habe dran geglaubt … Schatz«, sagte er.
»Ja, ich weiß.« Tia umklammerte das schmiedeeiserne Geländer.
»Du weißt doch auch, was das bedeutet, oder?«
»Dass du jetzt ein großes Tier bist, mit Taschen voller Geld?«
Bobby grinste. Er war ein anständiger Kerl.
»Das auch«, sagte er. »Aber das meinte ich nicht. Es wird viel Geld kosten, das Sorgerecht zu erstreiten.«
Er tätschelte seine Brust, als hätte er einen Scheck über eine Million Dollar in der Brusttasche, als wäre das Geld bereits auf seinem Konto. »Und jetzt können wir uns das leisten.«
Tia versuchte, sich vorzustellen, in welcher Wohnung sie in dem neuen Komplex wohnen würden. Bobby würde die beste für sie beide aussuchen. Sie würden jeden Morgen mit Blick aufs Meer aufwachen. Im Sommer würde sie mit Savannah nur die Straße zu überqueren brauchen, um schwimmen zu gehen.
Es war ein schöner Traum. Jedes Mal, wenn er das Thema aufbrachte, sah sie die Bilder vor sich, und er sprach oft davon, obwohl sie in der Hinsicht sehr zurückhaltend war. Es war verrückt. Vollkommen verrückt. Trotzdem. Sie malte sich aus, wie sie Savannahs warme Hand hielt, wenn sie losgingen, um alles für die Schule einzukaufen. Am beglückendsten war das Bild von ihnen dreien, wie sie Savannah zwischen sich an den Händen schwangen. Oder auch die Vorstellung, wie sie zu dritt Bobbys Eltern besuchten, damit Savannah sie kennenlernte. Seine Eltern wohnten immer noch in der K Street, wo Bobby aufgewachsen war. Wahrscheinlich hatten sie alle seine Spielsachen aufgehoben.
Bobby und sie könnten noch ein Kind bekommen. Eine Schwester für Savannah. Oder zwei. Oder ein Dutzend. Als Einzelkind hatte Tia sich immer verloren gefühlt. An wen könnte sie sich wenden, wenn Robin nicht wäre?
Wenn sie doch nur noch einmal ganz von vorn anfangen könnte. Niemals wieder würde sie ihr Kind weggeben.
Sie hatte Bobby immer noch nicht erzählt, dass sie Savannah mit Nathan zusammen besucht hatte. Er ahnte immer noch nichts davon, dass Nathan in ihr Leben zurückgekehrt war, und sei es auch nur ganz am Rande.
Anstatt sich ihm ganz zu öffnen, wob sie ein neues Netz aus Geheimnissen um sich.
»Damit will ich nicht sagen, dass wir sofort vor Gericht gehen sollten.« Er musterte sie. »Aber je eher, desto besser, meinst du nicht? Sieh mal: Es geht darum, dass man die Wahl hat – das ist das Wichtigste im Leben. Zu wissen, dass man die Möglichkeit hat, wenn man will. Wir werden das tun, was du für richtig hältst. Aber Savannah wird nicht jünger. Je eher es passiert, umso leichter wird es für sie sein.«
»Ich bin noch nicht so weit«, sagte sie. »Aber dass dir das alles so wichtig ist … das ist mehr wert als alles, was mir jemals jemand geboten hat.«
Tia schaute nach links und sah ein paar Kinder auf den bronzenen Enten herumklettern, die zu Ehren des beliebten Bostoner Kinderbuchs Make Way for Ducklings aufgestellt worden waren. Die Eltern schauten ihren Sprösslingen voller Bewunderung zu.
»Tia?« Sie wandte sich ihm wieder zu. Bobby hielt ihr eine geschlossene Faust entgegen. »Wäre dir auch das etwas wert?« Er öffnete seine Hand, in der sich eine winzige, mit schwarzem Samt bezogene Schachtel befand, und klappte sie mit dem Daumen auf, als hätte er es extra für diesen Augenblick geübt. »Von heute an möchte ich, dass wir alle Entscheidungen gemeinsam treffen.«
Ein großer, von kleinen Brillanten eingefasster Diamant, der trotz des bewölkten Himmels im Licht funkelte, kam zum Vorschein. Wie gerne würde sie ihn tragen. Eine Frau mit einem Diamanten am Finger zeigte der Welt, dass sie zu jemandem gehörte. Zeigte, wie sehr sie geliebt wurde.
Bobby nahm ihre Hand. Er steckte ihr den Ring an den Finger. Er passte. Kühles Metall streifte ihre Haut. Sie betrachtete ihre linke Hand. Sie spreizte die Finger, versuchte, den schillernden Ring zu sehen und nicht ihre abgekauten Fingernägel.
»Was sagst du? Willst du mich heiraten? Mit mir eine Familie
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