Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)
weg? Es gab so vieles, von dem er nicht wollte, dass sie es tat. Juliette zog sich sonst nie im Bad aus, sie gönnte ihm stets das stille erregende Vergnügen, ihr dabei zuzusehen.
Sie tat nicht so, als hätte sie nicht verstanden. »Ich kann dir nichts mehr geben.«
»Bitte, Jules. Lass uns das nicht dramatisieren. Ein Kuss? Gott, es war doch kein richtiger Kuss. Wir reden über Freundschaft, eine Beziehung, die längst nicht mehr existiert. Sie hat dir nur ihre Sichtweise dargestellt.«
»Erzähl mir nichts von Dramatisieren. Sie? Warum nennst du deine Geliebte nicht beim Namen?« Juliette zog das Nachthemd enger um sich. »Tia Adagio. Die Mutter Teresa unter den Mätressen.«
»Herrgott, sie ist nicht meine Mätresse, Jules.«
»Hör dich bloß mal an! Wie empört du klingst.«
»Das ist doch alles Jahre her.«
»Sechs. Sechs Jahre.« Juliette knetete ihr Nachthemd. »Wenn das vorbei wäre … wenn zwischen dir und diesem Mädchen … dieser Frau … wenn zwischen euch nichts mehr wäre, dann hättest du mich nicht angelogen und dich heimlich mit ihr getroffen.«
»Ich habe dich nicht angelogen.«
»Aber du hast es mir verschwiegen, Nathan.« Sie fing an zu weinen. » Du hast es mir verschwiegen.«
Er wusste nicht, was er sagen sollte. Ihr Weinen ließ ihn verstummen. Sie hatte recht. Er hatte es verschwiegen.
Sie warf sich aufs Bett. Tränen liefen ihr über die Wangen und tropften aufs Bett. Er legte sich neben sie. Er berührte ihre Hüfte, und diesmal schlug sie seine Hand nicht weg. Er beugte sich über sie und küsste ihr die Tränen fort.
Nathan liebte Juliette. Es brachte ihn um, dass er ihr so wehgetan hatte.
Ihre Haut war weich und warm wie immer und fühlte sich wunderbar an. Er begehrte seine Frau nach wie vor. Das begriff sie einfach nicht. Er musste ihr begreiflich machen, dass sie zwei Seiten einer Münze waren – verbunden durch ihre Kinder, ihre Liebe, ihre gemeinsamen Jahre.
Er war dabei gewesen, als diese Frau seine Söhne geboren hatte .
Er küsste ihre salzigen Lippen.
Seine Frau.
Er knöpfte ihr Nachthemd auf.
Er begehrte sie, er liebte sie, diese Frau, liebte sie. So wie es sein sollte. Wie es richtig war.
Er küsste ihren Hals.
Sie schob ihn von sich. »Rühr mich nicht an. Du kannst im Gästezimmer schlafen. Oder in deinem Arbeitszimmer. Oder meinetwegen auf dem Rasen. Egal wo, aber hier schläfst du nicht.« Sie zog die Knie an und umschlang sie mit den Armen. »Verschwinde aus unserem Schlafzimmer.«
Nathan räusperte sich, als er sich innerlich darauf vorbereitete, das Leben seiner Söhne zu ruinieren. Er saß mit den Jungs in einer der Nischen im Dunkin’ Donuts. Er hatte Juliette angefleht, es sich noch einmal zu überlegen.
Wie können wir das den Jungs antun? , hatte er sie gefragt.
Ich habe das den Jungs nicht angetan , hatte sie geantwortet. Das warst du .
»Max, Lucas – ich muss für eine Weile weg.« Nathan hatte das Gespräch einstudiert, hatte sich bemüht, die richtigen Worte zu finden, aber letztlich konnte er nur versuchen, es irgendwie hinter sich zu bringen.
Max’ Augen weiteten sich. Lucas hielt seinen Muffin so fest, dass er zerbröselte.
»Du gehst weg?«, fragte Max mit zitternder Stimme. »Von uns? Von Mom? Lässt du dich scheiden?«
Wieso hatte er diesen bescheuerten Ort gewählt, fragte sich Nathan. Einen schlimmeren Ort hätte er sich nicht aussuchen können. Der Laden war rappelvoll, und selbst wenn er keinen von den Leuten kannte, konnte es gut sein, dass sie ihn oder die Jungs kannten. Fußball. Baseball. Bürgerversammlungen. Neuigkeiten sprachen sich schnell herum. Was, wenn Max anfing zu weinen?
Mist, Mist, Mist .
Nathan konnte immer noch nicht glauben, dass Juliette es wirklich ernst meinte; dass sie ihn rausgeworfen hatte.
» Du solltest es ihnen sagen«, hatte sie ihn aufgefordert. » Du hast uns diese Suppe schließlich eingebrockt.«
Nathan betrachtete den Müll, der sich auf ihrem Tisch anhäufte. Riesige, schaumige Getränke voller Sahne, Schokolade und Koffein standen neben klebrig süßen Donuts und dicken Muffins, die vor Butter trieften. Wenn Juliette nicht auf seine Ernährung achtete, würde er wahrscheinlich nach einem Jahr an einem Herzinfarkt sterben.
»Nein, nein, wir lassen uns nicht scheiden. Es ist nur eine Erholungspause«, sagte Nathan.
»So ’n Quatsch«, sagte Lucas. »Seit wann machen Familien Erholungspausen?«
»Warum braucht ihr denn eine Pause? Und wie lange soll die dauern?« Max kaute an
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