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Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)

Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)

Titel: Das Band der Wünsche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Susan Meyers
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seinen Fingernägeln. »Wo gehst du denn hin, Daddy? Warum denn, Daddy?«
    Nathan schnürte es die Kehle zusammen, als Max ihn Daddy nannte. Das hatte er seit Jahren nicht mehr getan.
    »Mom hat dich rausgeworfen, stimmt’s?«, fragte Lucas. »Die benimmt sich doch schon die ganze Zeit so komisch.«
    Und wag es nicht, mir die Sache in die Schuhe zu schieben , hatte Juliette ihn gewarnt. Wenn du sie anlügen willst, bitte sehr – darin bist du ja ein Meister .
    »Nein, so ist es nicht. Aber manchmal brauchen Erwachsene ein bisschen Abstand.« Ja, Lucas, es ist Blödsinn. Aber ich habe nichts Besseres anzubieten .
    »Abstand?«, schnaubte Lucas verächtlich. »Darum geht’s also? Um Abstand? Du bist ein Arschloch.«
    Nathan überlegte, ob er Lucas wegen seiner Ausdrucksweise tadeln sollte; keiner der beiden hatte ihm jemals ein Schimpfwort an den Kopf geworfen.
    »Ich weiß, dass du sauer bist, Lucas, aber das gibt dir nicht das Recht, solche Worte in den Mund zu nehmen.«
    »Arschloch«, wiederholte Lucas.
    »Ich versteh das nicht«, sagte Max.
    »Wenn Max und ich sagen, wir brauchen Abstand, dürfen wir dann auch gehen?« Lucas schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Ein älteres Ehepaar am Nebentisch blickte irritiert auf. Nathan lächelte sie entschuldigend an. Sie wissen ja, wie Jungs sind , sagte sein Lächeln.
    »Eure Mutter und ich sind schon ziemlich lange verheiratet. Manchmal braucht man da eine Atempause.«
    »Du brauchst eine Atempause von Mom?« Lucas zeichnete mit den Fingern Anführungsstriche in die Luft. »Das wird ja immer besser.«
    »Nein, ich brauche keine Atempause von Mom.«
    »Von wem denn dann? Von uns etwa?« Lucas schob sich die Haare aus den Augen. Nathan sah, wie muskulös er geworden war; wie er sich immer mehr zu einem Mann entwickelte. Er wollte nicht von seinen Söhnen weg.
    »Nein, nein, von euch auf keinen Fall«, sagte er.
    »Wovon dann? Vom Haus? Du brauchst eine Atempause von unserem Haus? Von unserem Garten? Von unserem Auto? Von der Einfahrt? Was zum Teufel soll das, Dad?« Lucas weinte. Nathan hatte befürchtet, dass Max in Tränen ausbrechen würde, aber nicht Lucas. Gott, was hatte er dem Jungen bloß angetan?
    »Kommt, Jungs, gehen wir.« Nathan stand auf. Er legte Lucas einen Arm um die Schultern. Lucas schüttelte seinen Arm ab und stand auf. Max drängte sich an seinen Bruder.
    Nathan führte seine Söhne nach draußen. An der warmen Luft wusste er nicht, wohin er sich wenden sollte, was er tun sollte. Ja, Jungs, ich brauche eine Atempause von der Einfahrt. Der Garten geht mir auf die Nerven .
    Lucas hatte recht. Er war ein Arschloch.
    Eine Woche später wohnte Nathan in einem Hotel. Es kotzte ihn an. Jedes Mal, wenn er in die Uni kam, hatte er das Gefühl, dass seine Kollegen und Mitarbeiter ihn beäugten. Als wüssten sie, dass er im Royal Sonesta wohnte, weil er seine Frau betrogen hatte.
    Auch die Augen seiner Mutter schienen auf ihm zu ruhen, denn er räumte jedes Mal das Zimmer auf, bevor das Zimmermädchen kam, damit sie ihn nicht für einen ausgemachten Dreckfink hielt. Und er wollte ihr keine unnötige Arbeit machen, indem er Zahnpastakleckse im Waschbecken hinterließ. Obwohl es schon Abend war und kein Zimmermädchen mehr kommen würde, sammelte er hastig seine schmutzige Wäsche ein und stopfte sie in einen Beutel. Ein paar Minuten mehr, in denen er die Leere nicht spüren musste.
    Es war schon nach sieben. Tia erwartete ihn um halb acht, und von dem Hotel in Cambridge war es mindestens eine halbstündige Autofahrt bis zu ihrer Wohnung. Er klaubte seine Autoschlüssel aus dem Wasserglas auf dem Schreibtisch.
    Als er das letzte Mal ohne Juliette in einem Hotel übernachtet hatte, war er mit Tia zusammen gewesen. Da hatten sie zum ersten Mal miteinander geschlafen. Sie waren von Waltham aus eine Stunde gefahren, so weit weg wie möglich, um vor neugierigen Augen sicher zu sein, und hatten sich ein Zimmer gesucht. In einem großen Kasten, in dem massenhaft Geschäftsleute und Touristen abgefertigt wurden.
    Kaum hatten sie die Tür zugemacht, waren sie übereinander hergefallen. Wer behauptete, das erste Mal sei nie berauschend, hatte keine Ahnung. Er war vielleicht zu ungeduldig gewesen, sie hatten sich vielleicht ein bisschen unbeholfen angestellt, aber die rasende Gier hatte all das mehr als wettgemacht.
    Tias Körper hatte ihn fasziniert, sie war zierlich, fest und samtig. Und dann nach Hause zu fahren und Juliettes Üppigkeit zu genießen, war der pure

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