Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)
schwöre dir, Jules, ich habe das für uns getan. Zu unserem Schutz.«
»Wir dürfen keine Geheimnisse voreinander haben. Glaubst du vielleicht, das weiß ich nicht. Aber ich brauchte Informationen.«
»Ich hatte vor, es dir zu erzählen. Ehrlich.«
Als Juliette nach Hause kam, war Nathan schon da, aber natürlich waren auch die Jungs da.
Sie aßen gemeinsam zu Abend. Danach ging Nathan seine Post durch und bezahlte Rechnungen. Juliette schrubbte die Küche und beantwortete ihre E-Mails. Dann gaben sie den Kindern einen Gutenachtkuss und schickten sie ins Bett. Endlich waren sie allein. Sie saßen im Wohnzimmer, Nathan auf einem Sessel, Juliette auf dem Sofa. Juliette legte die Zeitschrift weg, an der sie sich festgehalten hatte, und schaute Nathan an. Er hatte die Fernbedienung in der Hand und wollte gerade den Fernseher einschalten.
»Du hast sie geküsst.« Der Fernsehbildschirm blieb schwarz. »Ich kann es nicht fassen, dass du sie geküsst hast.«
»Geküsst? Es war ein züchtiger Kuss auf die Wange, Jules.« Er beugte sich vor und legte eine Hand auf ihre. »Es hatte nicht das Geringste zu bedeuten. Das war nur zur Begrüßung.«
Juliette zog ihre Hand weg. »Wieso hast du mir verschwiegen, dass du sie besucht hast?«
»Ich war nicht bei ihr zu Hause. Wir haben uns in einem Café getroffen.«
»Wo?«
»Was spielt das für eine Rolle?«
»Was kostet es dich, es mir zu sagen? Warum antwortest du mir nicht einfach, anstatt meine Frage zu wiederholen?«
»Quincy. Wir haben uns in Quincy getroffen.«
»Weil du nicht gesehen werden wolltest?«
»Liebling. Nicht so laut. Du willst doch die Jungs nicht wecken, oder?«
Juliette schnappte sich ein Kissen und drückte es sich so fest auf den Bauch, dass sie die Federkiele fühlen konnte.
»Du bist ein Idiot«, flüsterte sie. »Quincy? Weiter weg ging’s wohl nicht.«
Nathan sagte nichts. Er wirkte elend.
»Habt ihr euch früher auch immer in Quincy getroffen?«
Er legte die Fernbedienung weg. »Liebes. Du hast mir doch gesagt, wir sollten Honor besuchen.«
»Savannah. Sie heißt Savannah.« Juliette hatte Mühe, nicht zu schreien, nicht zu weinen. »Ich habe gesagt, wir sollten das Kind besuchen, nicht diese Frau.«
»Soll ich etwa nach Dover fahren und verlangen, das Kind zu sehen? Ich habe noch nie irgendeinen Kontakt mit diesen Leuten gehabt.«
»Du hast das Kind nicht weggegeben. Das hat sie getan.«
»Nein, ich habe es getan.« Nathan wirkte so unglücklich, dass es Juliette fast das Herz brach. »Indem ich Tia ohne ein Wort sitzen gelassen habe, habe ich mich von dem Kind losgesagt.«
Juliette kniff die Augen zusammen, als er den Namen aussprach. Sie senkte den Kopf, damit Nathan ihr Gesicht nicht sehen konnte.
»Ich habe ihr gesagt, sie soll es wegmachen lassen«, fügte Nathan hinzu.
Plötzlich tauchte Savannahs Gesicht vor Juliettes geistigem Auge auf, das Max so ähnlich sah.
»Ich habe von ihr verlangt, dass sie es abtreibt«, sagte Nathan, als hätte er sich nicht deutlich genug ausgedrückt.
Juliette wusste nicht, welcher Gedanke schlimmer war: die entsetzliche Vorstellung, dass das kleine Mädchen abgetrieben worden wäre, oder der absurde, sinnlose Wunsch, dass die Abtreibung stattgefunden hätte.
»Abgesehen davon, dass ich nicht weiß, wie du dir das überhaupt vorstellst, kann ich das Kind nicht besuchen gehen, ohne das mit Tia zu klären. Das wäre einfach nicht in Ordnung. Das wirst du doch verstehen, oder?«
»Du müsstest dich mal reden hören. Für wen hältst du mich eigentlich?« Sie stand auf und ging im Zimmer auf und ab. »Ich bin nicht deine Mutter, die dich bedingungslos liebt und dir alles nachsieht.«
»Aber du hast ein großes Herz. Das weiß ich. Warum wärst du sonst auf die Idee gekommen, Savannah zu besuchen?«
»Savannah«, murmelte Juliette. »Savannah, Savannah, Savannah.«
»Savannah«, wiederholte Nathan. »Ich liebe dich, Jules.«
»Versprich mir, dass du dich nie wieder mit ihr triffst. Nie wieder .«
»Wie soll ich das denn machen und gleichzeitig tun, was du von mir verlangst und Hon… Savannah besuchen?«
»Sie hat das Kind weggegeben «, sagte Juliette. »Sie hat kein Recht mehr auf das Kind. Die Einzigen, mit denen wir reden müssen, sind Savannahs Eltern. Ihre rechtmäßigen und einzigen Eltern.«
»Bloß weil man sich etwas wünscht, wird es noch lange nicht wahr. Ob es dir gefällt oder nicht, Tia ist die leibliche Mutter.«
»Und nach der Geburt hat sie ihr Kind weggegeben.
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