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Das Band spricht Bände

Das Band spricht Bände

Titel: Das Band spricht Bände
Autoren: Carter Brown
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Er
arbeitet nunmehr für Mrs. Wayland, die ihn beauftragte, den Mörder von Miss
Ames ausfindig zu machen.«
    »Sie hätte ihr Geld lieber zu
einem Wahrsager tragen sollen«, sagte Thatcher verächtlich.
    »Was nun uns betrifft, George —
besitzt Mr. Boyd noch immer dieses Tonband und ist bereit, es dem Höchstbietenden
zu verkaufen. Ich habe ihm fünfhundert Dollar geboten, aber er äußerte sein
Interesse, was Sie ihm möglicherweise bieten würden.«
    Thatcher fuhr sich mit einer
Hand langsam durch die dichten schwarzen Haare, wobei er mich abschätzend
musterte. »Ist das Angebot echt?« fragte er scharf. »Es gibt nach wie vor nur
das Originalband, keine Mitschnitte? Ein offenes Angebot an den
Höchstbietenden?«
    »Genauso ist es«, antwortete
ich.
    »Tausend Dollar, in bar«, sagte
er rasch.
    »Das bedeutet, von Strategie liegt
ein verbindliches Angebot von zusammen eintausendfünfhundert Dollar vor, Mr.
Boyd«, murmelte Stanger.
    »Wer, zum Teufel, hat
behauptet, wir beide wollten zusammen bieten«, herrschte Thatcher ihn an.
    »Vielen Dank, George, daß Sie
diesen Punkt geklärt haben«, sagte Stanger sanft, dann jedoch verriet er seine
seelische Erregung, indem er mit drei Knöcheln schnell hintereinander knackte.
»Um Mr. Boyd gegenüber fair zu sein, glaube ich, daß wir auch Ed Norman
herbitten und ihm Gelegenheit geben sollten, zu bieten. Würden Sie bitte
nachsehen, wo er sich aufhält?«
    Thatcher zögerte einen
Augenblick, und seine Miene zeigte, daß er am liebsten Widerspruch erhoben
hätte, aber dann wirbelte er auf dem Absatz herum und verließ das Büro. Stanger
verschränkte wiederum die Finger und saß ein Weilchen schweigend da, wie ein
firmeneigener Buddha. Ich zündete mir eine Zigarette an, lehnte mich im Sessel
zurück:, und das Schweigen schien zu wachsen.
    »Es ist ein Dschungel, Mr.
Boyd«, sprach Stanger mit Wisperstimme, die nach der Stille dennoch eigenartig
laut klang. »Ich nehme an, dies ist das gewaltigste Schlagwort, mit dem die
einander so verbundene Welt des Big business je bezeichnet wurde? Und doch habe
ich mehr als dreißig Jahre gebraucht, bis ich seine absolute Wahrheit erkannt
habe. Ich finde das überaus bemerkenswert.«
    »Ich denke mir, es ist Ihnen
auf gegangen, daß nicht alles, was mit Ihrem Projekt schiefging, unbedingt nur
auf Pech zurückzuführen ist?« meinte ich.
    »Sie sprechen von
Industriespionage?« Er nickte kurz. »Ich habe sehr viel darüber nachgedacht,
Mr. Boyd. Aber wo ist der Beweis?«
    »Es war nur so eine Idee«,
murmelte ich. »Ich habe mir sagen lassen, Charlie MacKenzie habe sich in
letzter Zeit denselben Gedanken hingegeben.«
    »Die drohende Zerstörung von
allem, für dessen Aufbau man Jahre geopfert hat, veranlassen einen gewiß zu
ausführlichem Nachdenken«, sagte er ruhig. »Es überrascht mich nicht, daß
Charlies Gedanken gleiche Wege einschlugen.«
    »Wollen Sie mir etwas verraten,
Mr. Stanger?« fragte ich unvermittelt. »Sie sind bedeutender Aktionär einer
Gesellschaft, die dem Bankrott ins Auge blickt. Das einzige, was sie retten
kann, ist eine Fusion — und dann sitzen Sie, wie Wayland auf dem Tonband sagte,
auf der Straße. Aber zumindest Ihre Aktien müßten doch auch dann noch Wert
besitzen. Ist denn das nicht einer Pleite der Gesellschaft vorzuziehen, bei der
Ihre Aktien bestenfalls noch das Papier wert wären?«
    »Sie hätten völlig recht, Mr.
Boyd, wenn da eines nicht wäre«, sagte er kalt. »Stirling Wayland ist ein Erzgauner.
Jede Verschmelzung, die er organisiert, wird weder eine einfache Transaktion
sein — noch das, als was es auf den ersten Blick erscheint. Es wird gewisse,
sagen wir einmal, unbestimmte Größen geben. Er wird den Aufsichtsrat mit
schönen Reden darüber hinwegtäuschen, bis es zu spät ist. Man darf annehmen,
daß der scheinbar simple Zusammenschluß zweier Gesellschaften sich schließlich
als eine komplizierte Verbindung von vier oder gar mehr Unternehmen entpuppt.
Und wenn dieser Punkt erreicht ist, dann steht eins unumstößlich fest: daß die
ursprünglichen Strategie-Aktien so wertlos sind wie eh und je!«
    Die Tür ging auf und Thatcher
kam herein, gefolgt von Ed Norman, der auch heute aussah, als sei ihm die ganze
Welt zuwider und als wolle er im nächsten Moment gegen alles und jedes vom
Leder ziehen.
    »Ah, guten Tag, Ed«, sagte
Stanger fröhlich, »Ich nehme an, George hat Ihnen erklärt, worum es geht?«
    »Natürlich.« Normans hellblaue
Augen füllten sich mit Gift, als er mich
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