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Das Band spricht Bände

Das Band spricht Bände

Titel: Das Band spricht Bände
Autoren: Carter Brown
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Geschäftsverbindung logisch. Und wie immer war ich der letzte, der
davon erfuhr, daß Strategie finanzielle Schwierigkeiten hatte!« Er fuhr sich
mit dem Handrücken langsam über die Lippen. »Es ist kein Geheimnis, daß ich
erledigt bin, wenn sie nicht irgendwo Geld auftreiben.«
    »Sie könnten sie ja
verklagen...«
    Er lachte spöttisch. »Im
Augenblick hätten die nicht mal Geld, meinen Anwalt zu bezahlen! Meine einzige
Hoffnung ist, daß Wayland einen seiner raffinierten Zusammenschlüsse aus der
Trickkiste zieht und die Firma wieder auf eine gesunde finanzielle Basis
stellt.«
    »Hat er die Situation mit Ihnen
besprochen?« forschte ich.
    »Sicher.« Er nickte. »Er war
vor etwa einer Woche bei mir und hat mir ziemlich deutlich erklärt, wie
verzweifelt die Lage der Strategie ist. Dann schlug er eine Fusion der Firma
mit meiner vor. Nach seinen Plänen würde ich der Mann mit der Aktienmehrheit in
der neuen Firma, und Stanger würde in hohem Bogen hinausfliegen. Es gab nur ein
kleines Problem: Um das zu schaffen, muß ich irgendwo drei Millionen in bar
auftreiben. Ich sagte ihm, er habe einen seltsamen Begriff von Humor. Er
meinte, vielleicht könne er jemanden finden, der mir das Geld leiht. Seither
habe ich ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen.«
    »Niemand hat ihn seither zu
Gesicht bekommen«, sagte ich.
    »Und Sie?« knurrte er. »Ich
denke, er hat Ihnen gestern abend gekündigt?«
    »Durch einen Mittelsmann.« Ich
schmunzelte. »Sein Stellvertreter hat auch in der New Yorker Penthouse-Wohnung
den Butler gespielt, vorgestern abend — der war mir ein schöner Butler!
Hinterher hat er mir erzählt, er sein ein Freund Waylands, der ihm einen
Gefallen schulde. Sein Name sei Chuck MacKenzie, hat er behauptet.«
    Die Zigarre blieb bewegungslos
in der Luft hängen, auf halbem Weg zu seinen Lippen, derweil die grauen Augen
mich durchbohrend anstarrten. »Wie hat er ausgesehen?« bellte er.
    »Er hat eins von den
Gesichtern, an die man sich schlecht erinnern kann«, antwortete ich. »Um die
Dreißig, schätze ich, und der Mensch scheint mir zu allerlei Schandtaten
fähig.«
    »Das sieht tatsächlich nach
Chuck MacKenzie aus«, schnarrte er.
    »Was? «
    »Für einen, der seine Brötchen
als Privatdetektiv verdient, könnten Sie ruhig ein bißchen schneller schalten,
Boyd«, brummte er. »Wissen Sie, wie oft ich verheiratet war?«
    »Dreimal.«
    »Und sehe ich impotent aus?«
    »O nein!« stöhnte ich. »Da habe
ich den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen. Ihr Sohn?«
    »Und er steckt mit Wayland
unter einer Decke«, flüsterte er. »Charles MacKenzie II, mein einziger Sohn,
und wenn er stirbt, werde ich auf sein Grab spucken!«
    Er schob seinen Sessel vehement
zurück, dann marschierte er zum Fenster und starrte auf den Hof hinaus, wobei
er mir den Rücken zukehrte. »Meine erste Frau ist mit einem ausländischen
Filmregisseur durchgebrannt, und deshalb mußte ich mich allein um Chuck
kümmern, seit er zwölf war. Ich hab auf alle mögliche Arten versucht, sein
Vertrauen zu erlangen, aber ich hab’s nie geschafft. Seine Erziehung und
Ausbildung waren eine einzige Pleite, und als er zwanzig war, habe ich
aufgehört, nach einem College zu suchen, das ihn sich wenigstens mal anschauen
wollte. Zwei Jahre lang habe ich mir alle Mühe gegeben, ihm das Baugeschäft
beizubringen, aber das einzige, was er gelernt hat, war, die Bücher zu
frisieren, so daß er mich wöchentlich um rund zweihundert Dollar betrog, als
ich ihm schließlich auf die Schliche kam.« MacKenzie schwieg eine Weile, die
mir sehr lang vorkam. »Sie haben gehört, weshalb ich mich von Alysia scheiden
ließ?« knurrte er.
    »Sie kamen unverhofft nach Haus
und stießen auf eine Art römische Orgie«, sagte ich so neutral wie möglich.
»Alysia war mit vier jungen Männern zusammen...«
    »Drei davon waren Chucks beste
Freunde.« Seine Schultern sanken plötzlich vornüber. »Der vierte war Chuck
selber.«
    Ich sagte nichts, denn was, zum
Henker, hätte ich sagen sollen? Er wandte sich wieder um, den Kopf in einer Wolke
Zigarrenrauch, und dann verzogen sich seine Lippen zu einem gnadenlosen
Grinsen. »Sie haben gehört, daß ich sie überredet habe, schön weiterzumachen,
und daß ich dann ein paar Fotos geschossen habe?«
    »So hat man’s mir erzählt«,
sagte ich.
    »Den anderen drei habe ich
geraten, sich einen neuen Wohnort zu suchen, möglichst weit weg von Santo
Bahia, oder aber ich würde die Fotos dorthin schicken, wo’s ihnen
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