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Das Band spricht Bände

Das Band spricht Bände

Titel: Das Band spricht Bände
Autoren: Carter Brown
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anstarrte. »Es wäre wohl witzlos, zu
diesem Zeitpunkt über die ethischen Qualitäten von Mr. Boyd zu sprechen!«
    »Sie wissen doch, wie’s bei
einer Versteigerung zugeht, Ed, altes Haus, was?« Ich grinste ihn verächtlich
an. »Sie reden von Geld — oder sie halten den Mund!«
    Seine Finger krampften sich
unwillkürlich zusammen, und seine dünne Nase schien noch spitzer zu werden.
»Wenn ich richtig verstanden habe, dann beläuft sich das Höchstgebot auf
tausend Dollar?« sagte er halberstickt.
    »Stimmt genau«, erklärte ich.
    »Mein Rat lautet — nehmen Sie’s
an, Boyd.« Seine Lippen verzerrten sich zu einer triumphierenden Grimasse. »Ich
habe am Mitbieten kein Interesse!«
    »Das ist aber schade.« Ich
erhob mich und nahm Kurs auf die Tür. »Besten Dank für Ihre wertvolle Zeit,
meine Herren.«
    »Warten Sie, Boyd!« schnauzte
Thatcher. »Mein Gebot war das höchste, haben Sie’s vergessen?«
    »Bis jetzt«, sagte ich über die
Schulter. »Es gibt zwei andere interessierte Parteien, bei denen ich bislang
noch nicht war.«
    »Zum Beispiel wen?« bellte er.
    »Aber George«, sagte ich vorwurfsvoll,
»das ist doch keine nette Frage. Sie sollten sich von Ihrem alten Schulfreund
Ed ein bißchen Nachhilfe in Ethik geben lassen. Dabei könnten Sie in den Genuß
eines ganz neuen Charaktergefühls kommen.«

7
     
    Im Hotel lag ein Brief für
mich, als ich zurückkam und er besagte, ich solle Jackie Milne beim Lunch im
Hotelrestaurant Gesellschaft leisten. Sie erwartete mich an einem Tisch für
zwei in einer Eck-Nische, nippte an einem Martini und sah in ihrem weißen
Spitzenkleid überaus elegant aus. Ich rutschte neben ihr auf die Bank, und der
Kellner sperrte uns beide ein, indem er geschwind den Tisch zurechtrückte. Ich
bestellte einen Martini, sieben zu eins, ohne Obst und Gemüse, und dann widmete
ich der Blondine mit dem Erdbeerschimmer ein strahlendes Lächeln.
    »Du wirkst heute wieder sehr
verführerisch, Jackie«, vertraute ich ihr an. »Aber das wird ja bei dir schon
langsam zur Gewohnheit.«
    »Danny!« Das Saphirblau ihrer
Augen verdunkelte sich. »Von wegen gestern abend — da möchte ich mich bei dir
entschuldigen. Ich weiß selber nicht, warum ich das getan habe, aber ich weiß
jedenfalls, daß es dir gegenüber abgeschmackt und häßlich war — und es tut mir
aufrichtig leid.«
    »Schwamm drüber«, sagte ich.
»Von nun an bleibt zwischen uns alles rein dienstlich und geschäftlich.« Der
Kellner erschien zur rechten Zeit mit meinem Martini, und ich hob das Glas.
»Trinken wir auf eine erfolgreiche Partnerschaft wider das Verbrechen.«
    »Nimm mich bitte nicht auf den
Arm«, sagte sie erbittert. »Es ist schlimm genug, zu wissen, wie sehr du mich
haßt.«
    »Ich habe erwogen, ob ich mich
vielleicht hauptberuflich als Notzüchter betätigen soll...« Wieder lächelte ich
strahlend. »Und ich möchte mich bei dir für die anregende Berufsvorbildung
bedanken, zu der du mir gestern abend verholfen hast.«
    Sie biß lange und heftig auf
die Unterlippe. »Wenn du jetzt nicht sofort damit aufhörst«, sagte sie mit
bebender Stimme, »dann breche ich hier vor allen Leuten in Tränen aus, Danny!«
    »Das wäre aber ein Mordsspaß.«
Ich seufzte sehnsüchtig. »Wenn ich dran denke, wie du aus dem kleinen Schwarzen
ausgebrochen bist, und dann aus der kobaltblauen Wäsche! Ich schwöre dir, ich
war so aufgeregt, mir wäre ums Haar der Kragen geplatzt!«
    Ihre Augen schlossen sich fest,
dann packte sie ihr Glas mit beiden Händen und schluckte hastig, bis es leer
war. Darauf stieß sie hörbar die Luft aus und knallte das Glas aufs Tischtuch
zurück. »Würdest du mich jetzt bitte entschuldigen?« flüsterte sie. »Ich muß
gehen.«
    »Sei nicht albern«, meinte ich.
»Ich hab’ doch nur gescherzt. Alles ist schön und gut ausgegangen, nachdem ich
gestern abend in mein Zimmer zurückgekehrt war.« Ich legte zwei Sekunden
Kunstpause ein, dann fügte ich hinzu: »Hast du Shari heute schon gesprochen?«
    Jackie nickte. »Ich dachte, sie
wolle vielleicht mit uns zusammen essen, aber als ich vor einer halben Stunde
zu ihr hineinschaute, da lag sie noch im Bett. Sie sagt, vor heute abend stehe
sie nicht auf, sie sei ja derart erschöpft, nachdem...« Sie sah mich an, und in
ihren Augen dämmerte ein Verdacht auf. »Sie hat doch nicht — ich meine, du hast
doch nicht...?« Ihr Kinn schob sich vor. »Du wirst noch was erleben, Danny
Boyd!« sagte sie mit mörderischem Unterton. »Von allen
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