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Das Band spricht Bände

Das Band spricht Bände

Titel: Das Band spricht Bände
Autoren: Carter Brown
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abscheulichen,
schlechten, verlogenen Schuften, die ich jemals zu meinem Unglück kennenlernen
mußte, bist du...«
    »Ich bin dir wirklich dankbar,
Jackie«, sagte ich mit großem Ernst. »Ohne dein Zutun hätte ich niemals
erfahren, wieviel Spaß man an so etwas haben kann.«
    Einen Augenblick sah sie aus,
als wolle sie das nächste Tischbein abbrechen und mir den Schädel zertrümmern,
dann zuckten ihre Schultern unkontrollierbar, und sie brach in hilfloses
Gelächter aus. Der Kellner wuchs neben dem Tisch aus dem Boden, warf einen
nervösen Blick auf Jackie, drückte mir die Speisekarte in die Hand und zog sich
zurück.
    »Das ist die himmlische
Gerechtigkeit«, brachte sie schließlich zwischen ganzen Serien von Glucksern
hervor. »Wie das abgelaufen ist, habe ich mich ja fast als Kupplerin betätigt
und dich einer anderen auf silbernem Tablett serviert! Glaubst du, daß da
beruflich eine Zukunft drinsteckt, Danny?«
    Der Gedanke schien ihr so
umwerfend komisch, daß sie aufs neue in irres Prusten ausbrach. Ich bedeutete
dem nervösen Kellner, der unruhig im Hintergrund herumstand, zweimal
Hühnerfrikassee zu bringen, außerdem eine neue Runde Martinis. Jackie beruhigte
sich endlich und wischte sich sorgfältig die Augen.
    »Ich bin froh, daß es so
gekommen ist, denn jetzt fühle ich mich wenigstens nicht mehr schuldbeladen.«
Ihre Unterlippe kräuselte sich schmollend. »Vielleicht ein wenig neidisch auf
Shari, aber jedenfalls nicht mehr schuldbewußt.« Sie seufzte leise. »Wie ist es
dir am Vormittag ergangen?«
    »Interessant und verwirrend«,
antwortete ich wahrheitsgemäß. »Und bei dir?«
    »Langweilig. Keiner konnte mir etwas
sagen, was wir nicht schon wußten.« Sie zuckte flüchtig die Schultern.
»Vielleicht gibt’s ja für uns auch gar nichts mehr zu erfahren?«
    »Ich habe Charlie MacKenzie
besucht«, sagte ich, »und habe davon gesprochen, wieso ein falscher Butler sich
Chuck MacKenzie nennen sollte. Und ich bekam eine einfache Erklärung: der
falsche Butler nennt sich Chuck MacKenzie, weil er tatsächlich so heißt.«
    »Weißt du was?« vertraute sie
mir an. »Ich wette, was du soeben gesagt hast, ergibt einen tiefen Sinn — nur
nicht für mich!«
    »Dreimal verheiratet«, knurrte
ich, »und ein Sohn aus erster Ehe.«
    »Oh?« sagte sie, und dann
nochmals: »Oh!«
    »Genau. Um es vorsichtig
auszudrücken: Charlie mag seinen Sohn ganz und gar nicht. Die letzten Worte,
die er mit ihm sprach, besagten sinngemäß, er werde ihn totschießen, falls er
ihm noch mal unter die Augen träte.«
    »Ich verstehe«, sagte die
Erdbeerblondine langsam, und dann saß sie nur da und versuchte, intelligent
auszusehen.
    »Du verstehst überhaupt
nichts«, schimpfte ich. »Alysia und der falsche Butler kannten sich sehr gut.
Also muß man fragen, warum sie in Waylands Penthouse so taten, als seien sie
einander fremd?«
    Jackie wartete, bis der Kellner
die neuen Martinis serviert hatte, dann blickte sie mich kühl an. »Um gescheite
Fragen bist du nie verlegen, nicht wahr?« sagte sie schnippisch. »Woher, zum
Donnerwetter, soll ich denn wissen, wieso sie sich an diesem Abend nicht
gekannt haben?«
    »Es gibt jemanden, der
vielleicht das alles beantworten kann, und das ist Wayland selbst«, sagte ich.
»Aber wo, zum Teufel, steckt er?«
    »Ich bleibe bei meiner letzten
Aussage«, knirschte sie.
    »Er muß in Santo Bahia sein,
denn hier spielt sich ja alles ab«, beharrte ich. »Wenn er sich mit dieser
Verschmelzung noch lange Zeit läßt, dann platzt ihm womöglich das ganze
Geschäft.«
    »Wir könnten ja heute
nachmittag losziehen und Klingelknöpfe drücken«, meinte sie finster. »Du fängst
am einen Ende der Stadt an und ich am anderen, und in ungefähr vierzehn Tagen
müßten wir uns dann im Zentrum treffen.«
    »Du bist dabei, den Leu in mir
zu wecken«, warnte ich, »und das sähe doch ziemlich komisch aus, wenn es mich
hier, zwischen Hühnerfrikassee und so, übermannte.«
    »Hat dich etwas erschreckt,
Danny?« fragte sie scheinheilig.
    In diesem Augenblick brachte
der Kellner die frikassierten Hühner. Offensichtlich wiesen unsere Gefühle doch
gewisse Parallelitäten auf, wenigstens was den Hunger betraf, und so verebbte
die Unterhaltung, bis wir beim Kaffee angelangt waren.
    »Ich vergaß etwas, das Charlie
MacKenzie mir erzählt hat«, sagte ich. »Er hat vor etwa einer Woche mit Wayland
gesprochen, der dabei eine Verschmelzung von Charlies Baufirma und der
Strategie vorschlug. Wayland sagte, er
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