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Das Begraebnis des Paten

Das Begraebnis des Paten

Titel: Das Begraebnis des Paten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tapani Bagge
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an.«

14
    Zumindest im trüben Nachmittagslicht und bei Nieselregen sah der Bauernhof Kolkonperä gut gepflegt aus. Der Belag der Zufahrt hatte weniger Schlaglöcher als die Dorfstraße, die allerdings auch stärker befahren war. Das Haus war gelb gestrichen, das grüne Blechdach ohne Rostflecken, die zahlreichen Nebengebäude schienen gut in Schuss zu sein, die Johannisbeersträucher und die Apfelbäume, die ihr Laub abgeworfen hatten, lebten und wirkten sachgerecht beschnitten. Ein türkiser Volvo Kombi und ein großer weißer Mercedes-Lieferwagen standen ordentlich geparkt vor dem gemauerten Viehstall. Nur das Gras war hoch gewachsen, und man sah Reifenspuren und Trampelpfade.
    Leila reihte ihren Twingo neben den anderen Autos ein. Als sie ausstieg, rannte vom Stall her ein Typ in schwarzem Jeansanzug mit wehendem schwarzem Haar an ihr vorbei zum Mercedes, dass der Kies unter seinen Turnschuhe spritzte. Er sprang hinters Steuer, ließ den Motor an und fuhr davon.
    »Der hat’s aber eilig«, sagte Leila zu sich selbst.
    »Nimm’s nicht persönlich«, kam es von der Tür des am nächsten stehenden Gewächshauses. »Pertti ist so. Bisschen menschenscheu. Kommt nach seinem Vater.«
    Es war die Hausherrin. Der Grad ihrer Gastfreundschaft war auf den ersten Blick nicht einzuschätzen, aber sie wirkte angestrengt. Unter den blauen Augen hingen dunkle Teebeutel, und als sie näher kam, sah man, dass die Augen auch blutunterlaufen waren. Für ihr Alter – fünfundvierzig – hatte sie eine gute Haltung und schien in Form zu sein, stellte Leila fest. Die hellen Haare schützte sie mit einem bunten Kopftuch. Das Gesicht war ungeschminkt, sie trug Arbeitsklamotten und Gummistiefel. Die blauweißen Arbeitshandschuhe steckte sie in die Jackentasche, bevor sie Leila die Hand gab.
    »Raija Repo, hallo.«
    »Leila Pohjanen.«
    »Veikko hat viel von dir erzählt.«
    »Mit mir hat er schon lange nicht mehr geredet. Seit dem Tod meiner Mutter hatten wir keinen Kontakt. Ich wusste nicht mal, dass er in die Nähe von Hämeenlinna gezogen war, bis letzte Woche der Brief kam. Ich dachte, er wohnt irgendwo bei Jyväskylä, wie damals, bei Mamas Beerdigung. Vor fünf Jahren.«
    »Veikko kam ein Jahr später hierher. Vorher waren wir Brieffreunde gewesen ...«
    »Ach ja?«, fragte Leila interessiert.
    »Ja. Aber lass uns reingehen. Auch bei so einem Regen wird man nass, wenn man lange draußen steht.«
    Das Haus war groß für zwei Personen. Insgesamt gab es auf zwei Stockwerke verteilt zehn Räume, dazu einen Saunabereich im Keller. Alles war sauber, alles an seinem Platz. An der Verandatür kam einem der Geruch der Holzheizung entgegen, in der Küche mischte sich der Duft aus der Kaffeekanne auf dem Herd darunter.
    »Ich hab mir gerade Kaffee gekocht und bin nur kurz ins Gewächshaus, um die Wärme und die Feuchtigkeit zu kontrollieren, inzwischen müsste sich das Pulver im Kessel gesetzt haben.«
    Leila schob sich auf die abgesessene, aber sauber gestrichene Bank hinter dem langen Tisch.
    »Was baut ihr an?«
    »Das Übliche«, sagte die Bäuerin, während sie mit dem Kaffee hantierte. »Gurken, Salat, Tomaten. Auch ein paar Kräuter. Wahrscheinlich müsste man sich auf lange Sicht spezialisieren. Ich weiß nicht, in Brüssel wird dann doch wieder entschieden, dass es sich nicht rentiert, hier oben im Norden etwas anzubauen, und wir sollen alles einpacken. Aber wenn man sein Leben lang die Arbeit gewöhnt ist ...«
    Während sie redete, deckte sie den Tisch.
    »Die Hefeteilchen sind gekauft, ich hab schon seit Jahren keine Lust mehr, selbst zu backen ...«
    »Ich auch nicht«, gab Leila zu. »Noch nie gehabt. Habt ihr Tiere?«
    »Eine Katze. Vor vierundzwanzig Jahren, als ich hier einzog, war das ein Milchviehhof. Aber ich habe eine Laktose-Intoleranz, und der Umgang mit den Viechern hat mich sowieso nie gereizt. Die wurden verkauft. Dann haben wir einen Kredit aufgenommen und die Gewächshäuser gebaut. Ziemliche Investition, aber wir haben’s geschafft. Mit harter Arbeit und eng geschnalltem Gürtel haben wir sogar die Währungskredite überlebt.«
    Die große Wohnküche nahm ein Drittel des Erdgeschosses ein. Der weiße Brotbackofen stand in einer der Ecken. An den Wänden hielten prächtige alte Holzverbindungen die Balken zusammen. Auch die Möbel waren alt und massiv, die hell gestreiften Flickenteppiche lang. Hinter dem Schaukelstuhl hing ein Elchfell an der Wand, in einer Standuhr tickte es wie in alten Zeiten.
    Durch die

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