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Das Begraebnis des Paten

Das Begraebnis des Paten

Titel: Das Begraebnis des Paten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tapani Bagge
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weil er den Regenmann nicht gefunden hatte. Dessen junge Lebensgefährtin, die aussah wie eine Indianerin, hatte gesagt, er käme bestimmt irgendwann zurück, sie wäre nämlich von ihm schwanger.
    Schon da hatte Hurme die Hosen voll gehabt. Ozzy hätte in so einer Situation die Frau verprügelt und eine Frühgeburt ausgelöst, und am Ende hätte sie verraten, wo der Regenmann steckte. Oder sie wäre gestorben.
    Hurme hatte das Gefühl, dass seine Leute seine Angst bereits witterten. Der Club war ein Wolfsrudel, das nur darauf wartete, dass der Präsident Schwäche zeigte. Dann würden sie sich auf ihn stürzen und zerreißen. Ihn und seine Familie. Auch den treuen aber soften Hölttä.
    Seit dem letzten Dienstag hatte er nicht mehr geschlafen. Er hielt sich mit Speed auf den Beinen, wusste aber, dass irgendwann der Zusammenbruch kommen würde. Er wollte ihn so weit wie möglich aufschieben. Darum ballerte er sich Dope in die Vene, trank Cola und Kaffee und beobachtete seine Männer. Er wusste, dass er noch mehr Wahnvorstellungen bekam, wenn er drauf war, aber was sollte er machen. Solange die Lage akut war, konnte er es sich nicht leisten, zu schlafen. Außerdem nahmen amerikanische Militärpiloten und Astronauten das gleiche Zeug, Dexedrin. Die finnische Armee würde es in Krisensituationen unter dem Namen Stilumin einsetzen. Schon im Krieg hatte man an die Soldaten Pervitin ausgegeben, auch ein Amphetamin. Dope dopte erstaunlich. Es beschleunigte die Abläufe im zentralen Nervensystem und erhöhte die Wirkung des vom Körper ausgeschütteten Noradrenalins. Bevor es Dopingtests gab, wurde es auch von Sportlern benutzt. In den Zwanzigerjahren hatte man es unter dem Namen Benzodrine gegen verstopfte Nasen verkauft. Später wurde es als Psychopharmakum und Diätpille eingesetzt. In Finnland wurde es erst 1968 verboten, als man merkte, dass manche Leute es zum Spaß nahmen, nur um auf die Reise zu gehen.
    Allu räusperte sich vorsichtig. Hurme merkte, dass er wieder in die Tiefen seines Bewusstseins abgedriftet war, und hievte sich mit geballter Kraft an die Oberfläche zurück. Wenigstens kurz.
    »Ich will, dass du das Geld suchst. Die Hunderttausend. Oder das, was davon noch übrig ist. Du kriegst zehntausend als Finderlohn.«
    »Und warum behalte ich nicht die ganze Summe?«
    »Weil du am Leben bleiben willst. Das willst du doch?«
    Allus Antwort hörte Hurme nicht mehr. Er drückte auf einen Knopf unter der Tischplatte, und Hölttä erschien an der Tür.
    »Erklär Allu den Rest! Ich muss aufs Klo.«
    Mir einen Schuss setzen, hätte er fast laut gesagt. Aber er schluckte es im letzten Moment herunter.
    Noch war er nicht komplett verrückt.

13
    Während Allu von Kantola in Richtung Innenstadt ging, zog er das Handy aus der Tasche und rief Riikka an. Es regnete. Aus dem Turm des Betonwerks Betset klatschte eine Ladung in den Mixer eines Zementlasters, der unter der Düse stand. Zwei Lieferwagen rauschten vorbei. Kleine Werkstätten, Eisenhandlungen und sonstige Betriebe taten ihr Bestes, um sich über Wasser zu halten.
    Nach zwei Mal Läuten wurde abgenommen:
    »Hallo. Wer ist da?«
    »Ich bin ein Handelsreisender und verkaufe Enzyklopädien«, sagte Allu. Er wusste selbst nicht, woher er das hatte. Aus einem alten Fernsehsketch wahrscheinlich. Noch weniger wusste er, warum er das zu einem fünfjährigen Mädchen sagte.
    »Mama, da ist ein Enzy-Mann am Telefon!«, rief Aliisa so laut, dass Allu fast das Ohr abfiel.
    Die Mutter schien nicht weit weg zu sein, sie meldete sich sofort.
    »Wir kaufen nichts.«
    »Nee, hier ist Allu.«
    »Von dir kaufen wir auch nichts. Jarkka ist und bleibt in Rente, was diese Sachen betrifft.«
    »Hol ihn doch wenigstens mal ans Telefon. Ich will ihn gar nicht zu irgendeinem Ding überreden oder so.«
    »Ach nein?«
    Riikka klang nicht besonders überzeugt, blieb aber dran. Allu hörte weiche Schritte auf knarrendem Holzboden, das Knistern von Nadelholz im Kamin, das Quietschen einer Tür, weiteres Bodenknarren und dann einen Schrei.
    »Jarkka! Telefon!«
    Jarkka fragte aus der Ferne:
    »Wer ist es?«
    Kurz darauf sagte Riikka in den Hörer:
    »Ich hoffe für dich, dass du einen guten Grund hast. Jarkka kommt mit der Axt in der Hand.«
    »Mach dir keine Sorgen.«
    Der Hörer wurde auf eine harte Fläche gelegt, die weichen Schritte entfernten sich. Dann quietschte die Tür und fiel kurz darauf zu.
    Allu wartete. Schließlich näherten sich neue Schritte, dann sagte

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