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Das Begraebnis des Paten

Das Begraebnis des Paten

Titel: Das Begraebnis des Paten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tapani Bagge
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offene Tür blickte man in ein kleineres Wohnzimmer, in dem es eine Plüschsofagarnitur, dunkel gelackte Kommoden und Tische, aber auch einen Fernseher gab. Hier hätte eine Oma wohnen können, dachte Leila, nicht ihre, denn die hatte in einer armseligen Kate in Kainuu gehaust, sondern die einer wohlhabenderen Sippe.
    Raija setzte sich neben Leila ans Kopfende des Tisches. Sie erinnerte nicht an eine Oma, musste Leila zugeben. Trotz der fünfundvierzig Jahre.
    »Also, du kannst gern im Knechthaus übernachten. Joke Aaltonen hat mich gleich heute früh angerufen, damit ich mich nicht wundere.«
    »Danke.«
    »Keine Ursache. Und wenn du Sachen von deinem Patenonkel mitnehmen willst, dann nur zu. Was soll ich damit? Besonders viele dürften es allerdings nicht sein.«
    Leila bedankte sich erneut.
    Beide tranken ihren Kaffee schwarz, keine griff nach Hefewecken oder Keksen. Raija meinte, sie sei ein altmodischer Mensch.
    »Als Martti starb, dachte ich zuerst, ich brauch keinen Mann mehr. Aber nach einigen Monaten hatte ich das Gefühl, ich sollte es vielleicht doch noch mal probieren. Ich war ja noch nicht tot. Ich setzte eine Annonce in die Zeitung, dass ich eine Brieffreundschaft suche. Es kamen zig Antworten, vor allem von jungen Kerlen, aber was sollte ich mit denen. Ich wollte einen Mann.«
    Einigen hatte Raija geschrieben, mit zwei hatte sie sich sogar getroffen, aber Veke hatte sie gleich betört. Schon mit seinen Briefen.
    »Man konnte nicht behaupten, dass er besonders gut aussah, aber er schrieb Gedichte mit Reimen und allem drum und dran. Beim ersten Mal kam er nüchtern und benahm sich richtig anständig. Beim zweiten Mal quartierte er sich bereits hier ein, und ich konnte nicht nein sagen.«
    »Wann ist er dann ins Knechthaus gezogen?«
    »Als ich ihn dabei erwischte, wie er in meinem Geldbeutel wühlte. Ein halbes Jahr hat er hier gewohnt.«
    »Aber ganz davongejagt hast du ihn nicht?«
    Raija schüttelte den Kopf.
    »Ich hab ihn bloß ins Knechthaus ausgelagert und ihm den Schlüssel fürs Haupthaus abgenommen. Er kam her und ich ging zu ihm. Und ich hab ihm Taschengeld gegeben, weil von dem bisschen Stütze ja keiner leben kann, auch wenn er umsonst wohnt.«
    Leila trank den guten Kaffee und fragte sich, was sie tun würde, wenn sie Allu beim Wühlen in ihrem Portemonnaie erwischen würde. Sie würde ihn bestimmt nicht gleich auf die Straße setzen, obwohl sie damit immer drohte. Irgendwie waren sie zusammengewachsen. Und außerdem hatten sie Valto.
    »Als Veke ins Haus kam, wusstest du da, dass er ein alter Knastbruder war?«
    Raija überlegte kurz, bevor sie antwortete:
    »Er sagte schon, dass er schlechte Erfahrungen mit der Polizei gemacht hatte. Trotzdem hat er mit Joke Aaltonen, dem Polizisten aus der Nachbarschaft, oft abends zusammengesessen.«
    »Hast du von Aaltonen erfahren, wie lange Veke gesessen hat?«
    »Im Knast? Er hat es gesagt, aber ich hab es mir nicht gemerkt. Ich dachte, ich will nur die guten Seiten von Veke in Erinnerung behalten. Er war eine empfindsame, poetische Seele, er hat mich behandelt wie eine zarte Blüte. Es war schön mit ihm.«
    »So hab ich ihn auch in Erinnerung. Meinen Paten«, lächelte Leila. »Auch wenn ich die andere Seite kenne. In meinem Beruf lernt man, dass der Mensch nicht einfach entweder oder ist. In uns allen steckt das Gute und das Böse. In manchen mehr vom einen als vom anderen, manche halten die eine Seite komplett versteckt. Unter den passenden Umständen kann jeder ein Verbrechen begehen.«
    »Du redest wie eine Pastorin, obwohl du Polizistin bist.«
    »Und nicht mal der Kirche angehöre.«
    Die beiden Frauen dachten noch zwei weitere Tassen Kaffee und ein Butterbrot lang an Veikko zurück. Beide verdrückten ein paar Tränen, dann sah Raija auf die Standuhr und erschrak.
    »Mein Gott, schon halb zwei. Ich muss kochen, falls Pertti zum Essen kommt.«
    »Wenn er kommt, würdest du ihn dann bitten, mich kurz im Knechthaus zu besuchen? Ich möchte ihn ein bisschen was fragen, über Veke und überhaupt.«
    »Bitten kann ich ihn.«
    »Und dich würde ich gern fragen, was an Vekes letztem Tag passiert ist. War er hier?«
    Raija war aufgestanden und hatte Holz im Herd nachgelegt. Nun setzte sie sich wieder und goss aus der Kanne mit dem verrußten Boden noch einmal Kaffee ein.
    »Veke kam am Morgen rüber, lieh sich Perttis Moped und sagte, er fährt nach Vehoniemi. Das machte er mindestens einmal die Woche. Ich hab ihm Geld für Krapfen gegeben und ihn

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