Das Begraebnis des Paten

eingesehen, dass es besser war, zu gehen. Den Rest der Nacht hatte er im Pavillon im Stadtpark verbracht. Am Morgen hatte er einen Penner geschlagen, der ihn beklauen wollte, aber der atmete noch, als sich Großpilz aus dem Staub machte. Oder es war sein eigenes Keuchen, er kam viel zu leicht außer Atem, schon bei der geringsten Anstrengung. Der Kerl war klein und schmächtig gewesen, ein Scheißjunkie, hatte sogar noch versucht, den Revolver zu ziehen und zu schießen, aber Großpilz hatte es rechtzeitig gemerkt und dem Kerl einen Stein an die Stirn geknallt, worauf der zusammenklappte und Großpilz den Colt an sich nahm.
    Allu durfte er das nicht erzählen, der wäre zu geschockt, wenn er die Wahrheit gehört hätte. Dann hätte er ihm noch den Job als Aufpasser gestrichen, und wo hätte er dann die Flocken auftreiben sollen?
    Vom Gefängnispsychologen hatte Großpilz zum Abschied Diazepam und von einem Penner aus seiner Abteilung ein paar andere Pillen gekriegt, schön gelbe. Die richtige Mischung mit einem Bier runtergespült, dann konnte der Tag beginnen. Wenn man die ganze Zeit ein bisschen knülle war, kam einem die Welt nicht so unheimlich vor. Dann war es fast egal, ob man drinnen oder draußen war.
    Kurz vor Toijala hörte es auf zu regnen, und die Sonne kam hinter den Wolken hervor. Großpilz stellte fest, dass die Innenverkleidung des Autos hellblau und nicht grau war. Er stellte noch etwas fest.
    »Ich hab Hunger. Ich hab noch nicht gefrühstückt, und das ist die wichtigste Mahlzeit des Tages.«
    »Wir können an der Teboil-Tanke halten«, meinte Allu. »Ich sponsere einen Kaffee für jeden. Essen müsst ihr selbst kaufen.«
    Jarkka nahm die Abfahrt und parkte vor der Glasfassade. Großpilz waren in der Enge die Beine eingeschlafen. Er musste sich kurz am Dachrand des Corolla festhalten, bevor er in die Raststätte gehen konnte.
    Da saßen Allu und Jarkka bereits am Tisch und schlürften Kaffee.
    »Guck mal, Big P«, sagte Allu.
    »Du mich auch«, sagte Großpilz und holte sich an der Theke drei Riesenburgermenüs und ein großes Pils. War ein komisches Gefühl, für den Fraß zu bezahlen, aber klauen durfte man es auch nicht. Komische Regeln.«
    »Das ist übrigens das letzte Bier, solange du für mich arbeitest«, sagte Allu, als Großpilz sein Tablett abstellte. »Ich will nicht, dass du Scheiße baust.«
    »Ich auch nicht«, bestätigte Jarkka.
    Big P sagte nichts. Big P. Das klang echt nicht schlecht, besser als Großpilz. Das hatte Stil.
    »Iss jetzt, damit wir weiterkommen«, sagte Allu. »Ich muss bis heute Abend zu Hause sein, ich hab das Kind.«
    »Bring Valto das nächste Mal zu uns«, sagte Jarkka zu seinem Freund. »Riikka passt gern auf ihn auf.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja. Und Aliisa hat Gesellschaft.«
    »Okay, ich merk’s mir.«
    »Tu das.«
    »Ich geh noch mal ne Torte abdrücken«, sagte Big P und stand auf. Auf dem Tablett waren nur die leeren Papiertüten und Pappschachteln und der Plastikbecher zurückgeblieben.
    »Wir gehen schon zum Auto. Komm nach.«
    »Lasst mich bloß nicht hier sitzen, Leute.«
    »Wir fahren nicht ohne dich«, versicherte Allu.
    Das Klo war bis zur Decke gekachelt. Es hallte schön.
    Als sich Big P bückte, um die Hose hochzuziehen, merkte er, dass bei dem Typen in der Nachbarkabine das Portemonnaie aus der Tasche hing und fast zu ihm herüberragte. Er zog sich die Hose hoch, bückte sich erneut, packte das Portemonnaie des Nachbarn samt Hosentasche und stand wieder auf.
    Rrrritsch, machte der Hosenstoff, und Großpilz hatte ein braunes Portemonnaie und braune Baumwollfetzen in der Hand. Nebenan klatschte etwas in die Schüssel. Mit der Hose kamen Schuhe ohne Schnürsenkel und zwei behaarte Beine unter der Wand durch. Dann steckte der Typ fest und schrie wie eine Schleppersirene.
    Big P steckte den Geldbeutel in die Manteltasche. Der Nachbar zog die Beine zurück und wollte aus seinem Verschlag heraus. Big P schlug ihm die Tür ins Gesicht. Der Mann fiel auf die Kloschüssel, schlug mit dem Hinterkopf gegen den Wasserbehälter und rutschte an der Wand entlang nach unten.
    Er stand nicht mehr auf, jedenfalls nicht sofort. Der Tank fing an zu lecken. Mit einigem Druck spritzte das Wasser auf den Boden. Der Rand der Pfütze kam bereits unter der Kabinentür heraus, als Großpilz den Raum verließ.
    Draußen schien die Sonne. Eigentlich hatte Großpilz Lust, sich eine Selbstgedrehte anzustecken, aber er kroch auf den Rücksitz des Corolla, zog die Beine ein