Das Begraebnis des Paten
und sagte:
»Fahren wir.«
Als sie wieder auf der Autobahn waren, suchte Jarkka im Radio nach Suomi-Pop und Big P holte im Schutz von Allus Rückenlehne das braune Portemonnaie heraus. Im Radio schrammelte Popedas Song »Brutale Härte«. Das Portemonnaie enthielt an Bargeld fünfzig Euro und ein paar Zerquetschte, eine Kreditkarte, Bonuskarten von verschiedenen Geschäften und einen Führerschein.
Auf dem Foto des Führerscheins sah Big P das Gesicht eines fünfzigjährigen Mannes. Groß und schmal, kurze blonde Haare, Scheitel. Lange Nase, kaum Kinn. Wichtiger Gesichtsausdruck.
Ein Typ, so alt wie Großpilz.
Der Führerschein steckte unter durchsichtigem Plastik, darunter noch eine Karte, so groß wie eine Kreditkarte. Big P zog sie heraus.
Ein Polizeiausweis.
Dienstrang: Hauptkommissar. Name: Risto Olavi Kukkamäki.
Scheiße, ein Bulle!
Er hatte einen Bullen abgezogen. Zum Glück hatte der sein Gesicht nicht gesehen.
Hatte er trotzdem gerade Mist gebaut?
19
Die Frau stieß mitten im Klopfen die Tür auf, als hätte sie dahinter gewartet. Wahrscheinlich hatte sie ihn vom Fenster aus gesehen. Noch war es nicht dunkel, obwohl die Wolken, der Nieselregen und der Nebel den Nachmittag ziemlich eintrübten.
Pertti sprang von der Tür zurück, vergaß, dass er auf einer Treppe stand und geriet ins Taumeln, musste zwei schnelle Schritte nach hinten machen, bis er das Gleichgewicht wiedergefunden hatte.
»Du bist sicher Pertti«, riet die Braut. Sah gegen das Licht nicht schlecht aus, in engen schwarzen Jeans und T-Shirt, auch wenn sie zehn Jahre älter als Pertti war. Ihre Kurven erfreuten das Auge durchaus.
»Kannst mich Pertsa nennen, oder Pera, ist mir egal, obwohl man bei Pera an Pera And The Dogs denken muss, die Band von Ile Kallio und seinem Bruder in den Achtzigern, nachdem Ile zum zweiten Mal bei Remu abgesprungen war.«
»Ich bin Leila. Komm rein.«
Pertsa trat ein. Die Wohnung war ungefähr im selben Zustand wie zu Vekes Zeiten. Zimmer, Küche, Klo mit Dusche – das war’s.
»Ich werd wahrscheinlich als Nächstes hier einziehen, falls meine Mutter nicht gleich wieder einen neuen ›Mieter‹ findet«, sagte Pertsa und markierte mit den Fingern die Gänsefüßchen.
»Wie bist du mit Veke zurechtgekommen?«
»Ging schon. Veke war ein sympathischer Schrat, mit dem kam man schon klar. Manchmal kam er mit ziemlich runden Füßen zu uns, dann hat er schon mal genervt und mich Muttersöhnchen oder Heulsuse und so genannt, aber auf meine Mutter hat er immer gehört. Jedenfalls wenn sie da war. Was er getrieben hat, wenn er allein war, weiß ich nicht. Ein paarmal die Woche ist er nach Pälkäne in den Anker gefahren oder nach Kangasala oder nach Tampere. Und am nächsten Morgen haben ihm dann die Haare wehgetan und die Gläubiger waren hinter ihm her.«
»Hast du welche von den Gläubigern gesehen?«
»Wenn man solche Tomaten hat, sieht man nichts.«
»Deine Mutter scheint ziemlich streng zu sein«, sagte Leila.
»Ich seh schon zu, wo ich bleibe. Ich bin das gewöhnt.«
»Hat dich Veke jemals mitgenommen?«
»Die Sau rauslassen? Ein paar Mal war ich im Anker, aber nach Tampere hat er mich nicht mitgenommen.«
»Was ist das für ein Laden, der Anker?«
»Der ist in Pälkäne, im Hauptort, am Fluss. Dort artet es nie groß aus. Ich hab’s sowieso nicht so mit Kneipen, ich hab Besseres zu tun. Ich studiere, und ich hab mein Labor im alten Viehstall, der wurde nicht mehr gebraucht, als meine Mutter ins Haus kam, die hat eine Laktose-Intoleranz und wollte mit Kühen nix zu tun haben. Mein Vater hat das Vieh verkauft und sich auf die Gewächshäuser konzentriert. Hätte er lieber nicht tun sollen.«
»Wieso?«
»Es läuft schlecht mit ihnen, also mit uns, mit meiner Mutter und mir, auch wenn sie das Geschäft macht.«
»Wo studierst du?«
»In Tampere beziehungsweise ich war dort. Ich hab Chemie abgebrochen, weil ich mehr konnte als die Profs. Jetzt mach ich in Lepaa eine Ausbildung beziehungsweise letzten Herbst war ich dort, im Frühjahr hatte ich keinen Bock mehr. Es ist irgendwie so anstrengend.«
»Jetzt hilfst du also daheim deiner Mutter.«
»Einen Scheißdreck tu ich, ich hab mein eigenes Geschäft, ich verdien wesentlich besser als sie ...«
»Was für ein Geschäft?«, wollte die Frau wissen.
Pertsa merkte, dass er zu viel geredet hatte, und machte den Mund zu. Er merkte auch, dass er mit dem Kopf wackelte, hin und her marschierte und ständig die Fäuste ballte. Der Arm
Weitere Kostenlose Bücher