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Das Begraebnis des Paten

Das Begraebnis des Paten

Titel: Das Begraebnis des Paten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tapani Bagge
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alle gewaschen und fein säuberlich zusammengelegt in dem Koffer. Viele waren es nicht. Ein heller Sommeranzug, eine dunkle Hose, ein paar weiße Hemden, zwei Krawatten, Unterwäsche und Strümpfe, eine graue Strickjacke. Teure, konservative Marken, soweit Leila das beurteilen konnte, aber alles schon etwas abgetragen.
    Wie es aussah, hatte der Patenonkel nach dem Umzug in die Inseldörfer sich zwar wenig zu Schulden kommen lassen, seine alten Gewohnheiten aber trotzdem nicht aufgegeben. Wer ein Langfinger und Betrüger war, der musste immer zu einem Tapetenwechsel bereit sein, bevor ihn die Kundschaft oder die Polizei schnappte.
    Was kann der Tiger schon für seine Streifen, dachte Leila. Und erschrak, als sie jemanden am Fenster vorüberhuschen sah.

18
    Draußen war alles durcheinander. Keiner schloss einem die Tür auf und hinter einem wieder ab, niemand sagte einem, was man tun und wo man hingehen sollte. Alles musste man selbst entscheiden. Da fühlte man sich unsicher. Zum Glück hatte er genug Schmalz in den Armen und außerdem die Wumme dabei.
    Und zum Glück hatte Allu ihn mitgenommen und ihm Asche gegeben. Die Entlassungsknete war bereits weg, und an neue kam man nicht so leicht ran. Jedenfalls nicht legal. Man musste sich einen Termin beim Sozialamt geben lassen und dort alles erklären und lauter Formulare ausfüllen, die auch der größte Schlauberger im nüchternen Zustand nicht kapierte. Und nie durfte einem die Hand ausrutschen, auch wenn man sich noch so aufregte.
    Außerdem durfte man draußen nirgendwo drinnen rauchen, nicht mal in der Kneipe. Auch nicht in Jarkkas Auto. Die entsprechende Regel hatte der Kerl verkündet, kaum dass Großpilz seinen Drehtabak aus der Tasche gezogen hatte. Allu war der gleichen Meinung, weshalb Großpilz gehorchte. Er musste versuchen, Schlägereien zu vermeiden, auch wenn es mit den beiden Hänflingen keine große Schlacht gegeben hätte.
    Immerhin war er jetzt schon anderthalb Wochen draußen. Die meiste Zeit in der Kneipe, hauptsächlich in der Mühle. Die anderen waren zu hell und zu groß. Großpilz war ein Mann der dunklen Ecken. Auch in Jarkkas Corolla hatte er sich freiwillig auf die Rückbank gezwängt, obwohl er mit dem Kopf das Dach streifte, mit den Schultern beide Seitenfenster berührte und er sich die Beine verknoten musste, weil sonst die Rückenlehne des Beifahrersitzes nicht eingerastet wäre. Da hinten hatte er seine sichere Höhle.
    Allu und Jarkka unterhielten sich. Und worüber? Über ihre Frauen und ihre Kinder.
    »Ich hatte auch mal ne Frau«, sagte Großpilz eher zu sich selbst als zu den anderen. »Aber die hat mich mit wer weiß wem betrogen. Sogar den Briefträger hat sie rangelassen. Da ist mir nichts anderes übrig geblieben, als beide umzubringen und in die Gefriertruhe zu stecken, sonst hätte es ja grauenhaft gestunken. Ich bin aber nicht zum Schnuppern da geblieben.«
    »Wann war das?«, erkundigte sich Allu. Er war sichtlich besorgt.
    »Ist schon ne Zeitlang her, weiß nicht. Mehrere Urteile vor dem letzten. Ich bin ruhiger geworden, war jetzt im Knast in Therapie und hab Wutkontrolle trainiert. Ich bin jetzt ein ganz, ganz ruhiger Typ. Ich schlag nicht mal mehr eine Fliege tot, außer sie scheißt mich direkt an. Da kann es dann schon mal sein, dass ich sie plattmache. Oder erschieße.«
    »Das ist ja schön«, sagte Allu.
    Jarkka sagte nichts, er sah Großpilz nur an und blickte dann auf Allu. Er und Allu waren alte Freunde, uralte Freunde, und beide waren jünger als Großpilz. Der hatte überhaupt keine alten Freunde, die lagen alle unter der Erde oder saßen im Knast. Oder sie kannten ihn nicht mehr.
    Aber gut, in den Kneipen fand man immer neue Kumpels. In den letzten Tagen hatte Großpilz den Rest des Abends mal bei dieser, mal bei jener Kneipenbekanntschaft verbracht. Noch hatte er keinen umgebracht, aber letzte Nacht hatte nicht viel gefehlt. Er konnte sich nicht mehr erinnern, wie der Streit angefangen hatte, ob es um die Flasche, um die Frau oder um die umgekippte Donald-Duck-Statue gegangen war, aber plötzlich hatte er gemerkt, dass er auf einem Kerl mit Brille saß, der unter ihm auf dem Boden lag, und dass er ihm den Hals zudrückte, so dass der Kerl röchelte und ihm Zunge und Augen aus dem Kopf quollen. Zwei andere Typen hatten ihm im Genick gehangen und eine Braut hatte ihm mit einer Flasche ins Gesicht geschlagen. Die Nase tat immer noch weh, und an der Stirn hatte er einen Winkelriss, der juckte. Da hatte er dann

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