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Das Begraebnis des Paten

Das Begraebnis des Paten

Titel: Das Begraebnis des Paten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tapani Bagge
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Geschäfte machen, wenn mir nix, dir nix einer auf den anderen schießt.«
    »Der Meinung bin ich auch«, sagte Regenmann.
    Allu gewann das Duell. Big P steckte den Revolver in den Gürtel und brummte:
    »Sorry.«
    »Schon okay«, sagte Regenmann. Probehalber bewegte er das Schulterblatt und verzog das Gesicht. »Muss ich mit den Liegestützen ein bisschen langsam machen. Und du darfst heute oben liegen, Kipa.«
    »Der Stier dominiert gern«, sagte Kipa und strahlte übers ganze Gesicht.
    »Hurme schickt mich«, sagte Allu.
    »Trinken wir einen Kaffee.«
    Allu folgte dem Pärchen in den Wohnwagen, machte mit der Hand ein Stop-Zeichen.
    »Du bleibst mit Jarkka draußen.«
    Big P knurrte, fügte sich aber in sein Los. Allu schloss die Tür hinter sich.
    Otto folgte zum Esstisch, wo er sich vor den Füßen seines Herrchens niederließ. Kipa zündete den Gasherd an und setzte Kaffee auf, dann stellte sie verbeulte Becher mit Horoskopmotiven auf den Tisch, für Allu Waage, für Regenmann Schütze. Sie redete nicht mehr.
    »Ich muss mich noch mal für meinen Aufpasser entschuldigen«, sagte Allu.
    Regenmann winkte ab, dass die Vorhänge sich im Luftstrom bewegten.
    »Gibt man oben mit der Pipette, kommt es unten nicht eimerweise raus. Ich verstehe schon. Aber wo drückt der Stiefel?«
    »Ich bin nicht ganz sicher. Kann sein, dass es Hurmes eigene Hühneraugen sind.«
    »Du spielst wahrscheinlich auf seine neuen Laufburschen an?«
    »Genau. Die haben ihrem Boss das Geld von letzter Woche nicht gebracht und behaupten, du hättest es ihnen nicht gegeben.«
    Regenmanns Mundwinkel zuckte so, dass man es als Anflug eines melancholischen Lächelns interpretieren konnte. Oder er hatte Bauchweh.
    »Ich erzähl dir mal ein bisschen was von mir, Allu«, sagte er und öffnete die Jacke, unter der eine schwarze Splitterschutzweste zum Vorschein kam. »Ich hab das hier schon immer gemacht. Schon als ich noch in der Schule war, bin ich mit meinem Opa durch die Gegend gezogen. Er hat mit denselben Produkten gehandelt, wenn auch hauptsächlich im Kleinformat: Tabletten. Diazepam, Vesparax und so weiter. Mein Vater hat die Handelshochschule besucht und danach ein Steuerberaterbüro aufgemacht, für den war das Geschäft vom Opa nichts. Ich hab an der Uni Mathe studiert und sogar eine Zeitlang als Lehrer gearbeitet, aber als mich mein Großvater gefragt hat, ob ich seinen Job übernehme, hab ich nicht zwei Mal nachdenken müssen. Das ist die Branche der Zukunft, und das Volumen macht es rentabel. Ob du für ein Kilo oder für hundert verurteilt wirst, macht keinen großen Unterschied. Noch bin ich aber nicht verurteilt worden.«
    »Ist dein Opa schon in Rente?«
    »Zwangsläufig. Bei ihm setzt es gewaltig aus. Furchtbar mit anzusehen, wenn sich ein cleverer Kerl so verändert. Er ist in Tampere im Altersheim. Zwischendurch lebt er in den Sechzigerjahren, Hippies, Acid-Trips und freie Liebe, und versucht Schwestern und Pfleger anzumachen, Frauen und Männer. Dann wieder will er ins Europaparlament, um Drogen zu legalisieren, obwohl er genau weiß, dass dann die Preise einbrechen.«
    Allu wusste, dass Regenmann zumindest den Großhandel mit Speed zwischen Tampere und Jyväskylä kontrollierte. Den Stoff kaufte er bei Hurmes Schwarzen Engeln, die ihn wahrscheinlich aus Estland importierten. Dort gab es Labors in allen Größenordnungen, und wenn ein Subunternehmer aufflog, fand sich schnell ein anderer.
    »Ich hab als Händler meinen ganz eigenen Stil. Hab ich von meinem Opa gelernt, der ein Junge aus Vyborg war. Sein Großvater war in den Zwanzigerjahren in Petersburg aktiv, bis dort mit Privatunternehmen Schluss war. Schon damals agierte unsere Familie in der Branche. Im August achtundzwanzig machte er sich mit Frau und Kind und Sack und Pack auf einer alten Schmugglerroute über die Grenze.«
    Kipa stellte den Kaffee auf den Tisch, ging mit ihrem Becher ans andere Ende des Wohnwagens und schaltete den Fernseher ein. Jetzt kam auf RTL Columbo. Die alte Knautschjacke brabbelte Deutsch, als hätte sie nie etwas anderes geredet.
    »Viele gehen hin und wollen sofort verkaufen«, referierte Regenmann. »Das wird nix. Ich frag zuerst, wie’s geht, was Frau und Kinder machen, und erzähl ein bisschen was von mir. Ich freunde mich mit meinen Dealern an. Das Geschäft wird nebenbei gemacht. Und sie bleiben meine Kunden, weil sie meine Freunde sind. Einen Freund lässt man nicht im Stich.«
    »Außer man kriegt von einem anderen die gleiche Ware

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