Das Begraebnis des Paten
billiger«, sagte Allu. »Oder bessere Ware zum gleichen Preis.«
»Natürlich muss ich zusehen, dass meine Produkte und meine Preise konkurrenzfähig bleiben. Aber wenn der Deal ungefähr der gleiche ist, hat der Freund immer gute Karten. Damit bin ich bis jetzt bestens gefahren. Und damit, dass man sich auf mein Wort verlassen kann. Wenn ich sage, die Kohle liegt unter der Treppe vom Aussichtsturm Kirkkoharju in Kangasala, dann liegt sie dort auch.«
»So wie letzte Woche.«
»Genau. Solange kein Pyromane den Turm abfackelt und die Kohle mit verbrennt.«
Allu erschrak und fragte nach:
»Ist das letzte Woche passiert?«
»Nein. Aber im Frühsommer wäre es fast so weit gewesen. Der Flammenmann hatte damals Glück, weil die Jungs aus Hämeenlinna das Geld schon abgeholt hatten.«
25
Der Kaffee war getrunken. Allu wollte gerade sagen, damit wäre dann ja alles klar, als Regenmann ihn aufforderte, zu warten, und zu seinem Auto ging. Bernhardiner Otto blieb unter dem Tisch liegen und schnarchte weiter.
Columbo redete immer noch Deutsch, und die Lebensgefährtin des Drogenhändlers hörte konzentriert zu. Trotzdem schien sie Allus Verwunderung zu spüren und sagte ohne den Kopf zu drehen:
»Schützen sind unberechenbar. Mit denen wird einem nie langweilig.«
Allu stand auf und warf von der Tür aus einen Blick nach draußen. Es war angenehm, ein bisschen frische Luft zu atmen, denn im Wohnwagen war es zwar warm, aber stickig, wie in einem alten, gewalkten Strumpf. Der Regen ging im Nieselgang weiter. Ständig war er nahe daran, sich in Nebel zu verwandeln.
Jarkka saß am Steuer seines Corolla und starrte vor sich hin. Ein Totempfahl. Aber Big P sprang vom Beifahrersitz, schob die Hand in die Manteltasche und sah Allu fragend an. Allu schüttelte den Kopf. Regenmann kam von seinem ziemlich neuen, aber mit Schlamm bespritzten schwarzen Land Cruiser zurück. Er hatte einen Laptop dabei, schloss die Wohnwagentür hinter sich und setzte sich wieder an den Tisch. Allu ließ sich auf seinem alten Platz nieder.
Regenmann klappte den Computer auf, suchte etwas, fand es und richtete dann den Blick auf Allu.
»So, ich wollte dir nur mal zeigen, dass ich nicht ganz so arm bin, wie man bei diesem Kabuff hier glauben könnte. Noch ein paar Wochen, dann lass ich diese Scheißbude hinter mir und vergesse den ewigen Stress. Check das mal!«
Er drehte den Laptop in Allus Richtung. Auf dem Bildschirm sah man ein großes asiatisches Haus irgendwo am Rand eines Regenwalds, direkt am Strand. Das Foto war vom Wasser aus gemacht worden. Die Dünung lief so schön auf den Sand, dass Allu beinahe meinte, die Wellen hören zu können. Er merkte außerdem, dass sich Kipa für das interessierte, was Regenmann sagte.
Dieser merkte nichts, sondern fuhr fort:
»So eine Plantage habe ich in Thailand. Dort herrscht strikte Disziplin, aber wenn man Kohle hat, kann man es entspannt sehen. Wir sind normalerweise im Winter immer ein paar Monate dort, fahren kurz vor Weihnachten und kommen im März zurück, wenn es hier langsam wieder erträglich wird. Komm mal zu Besuch, aber lass deinen Gorilla daheim!«
»Mal sehen«, sagte Allu. Er war nicht scharf darauf, in die Tropen zu reisen, und schon gar nicht als Gast von Regenmann.
»Zum Besitz gehören verdammt große Reisanbauflächen. Ich weiß noch nicht, was ich damit machen soll. Egal. Vielleicht stelle ich einen Verwalter ein.«
Allu nickte. Zustimmung war das Klügste.
»Du willst also Reis züchten?«
»Nicht Reis, sondern Kinder. Und zwar ohne aus dem Haus zu gehen. Guck mal hier ...«
Er reckte sich über den Bildschirm und drückte die Enter-Taste. Eine dunkle, schlanke Frau erschien, höchstens zwanzig, exotisch und schön wie die Orchidee, die sie im Haar stecken hatte. Sie trug ein verziertes rot-weißes Gewand, einen Sarong oder wie man das nannte.
»Wer ist das?«, fragte Allu.
»Sumalee, die Schöne Blume. Meine Braut. Im Februar heiraten wir und machen einen Haufen Kinder. Werden Prachtkids, bei den Genen ...«
Allu hatte gesehen, dass Kipa immer näher gekommen war, aber er hatte nicht registriert, dass sie nach dem Brotmesser auf der Spüle gegriffen hatte. Regenmann bemerkte Kipa erst, als sie die lange Schneide bis zum weißen Plastikgriff in seinem dicken Nacken versenkte. Die Splitterschutzweste half da nicht. Der Hieb traf ihn knapp über dem Kragen.
»Das hast du davon!«, kreischte Kipa.
»Du verdammte Schlampe!«, ächzte Regenmann und schlug mit der Hand
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