Das Begraebnis des Paten
Jarkka, Allu und Big P stiegen in den Land Cruiser und machten sich ebenfalls davon.
»Wir fahren über Kangasala«, sagte Allu, als sie die größere Straße erreichten. »Da checken wir noch den Aussichtsturm. Dann reicht’s aber auch für heute. Und du, Big P ...«
»Was?«, knurrte Big P auf der breiten Rückbank, die er mit Otto komplett ausfüllte.
»Du erschießt mir keinen mehr. Und bringst auch sonst niemanden um.«
Big P nickte eifrig.
»Okay.«
Allu sah Jarkka an, der zurückschaute. Der eine glaubte so wenig wie der andere an das Versprechen von der Rückbank.
Aber es half nichts. Wie man sich bettete, so lag man. Allu zuckte mit den Schultern und kontrollierte im Handy die eingegangenen Anrufe. Es waren sechsunddreißig. Zwei kamen von der alten Rauhala, einer von Hurme, die übrigen von Leila. Von ihr war auch eine SMS da, von Hurme waren es vier.
Leila hatte geschrieben: »Ruf mich sofort an!«
Hurme hatte geschrieben: »Holleradiria ja hoppsassa, da müssen wir Faulenzer ma lachen, wenn die andern von morgens bis abends malochen. Was lochen die da? Tatütata? Es schlägt schon gleich drei, der Zug ist da.«
Hurmes übrige Mitteilungen hatten ebenso wenig Sinn und Verstand, Allu löschte sie und beschloss, Leila erst von zu Hause aus anzurufen, nachdem er den Jungen abgeholt hatte.
»Wir fahren doch lieber direkt nach Hämeenlinna«, sagte er. »Es ist schon sechs. Dem Babysitter brennt bald die Sicherung durch.«
»Du gehst besser zuerst mal kurz nach Hause. Ich hab das Gefühl, ihr beide solltet erst mal duschen und andere Klamotten anziehen, bevor ihr euch wieder auf der Straße blicken lasst.«
Allu schaute auf seine Kleider, klappte die Sonnenblende herunter und sah in den Spiegel. Schlamm und Blutspritzer hatten ihn mit einem rotschwarzen Tarnmuster überzogen.
»Stimmt«, sagte er zu Jarkka. »Du kannst im Schwimmbad duschen und anschließend in die Sauna gehen, Big P.«
»Ach, Scheißdreck. Ich stopf meinen Mantel in den Müll und wasch mir in der Mühle auf dem Klo das Gesicht. Ne neue Jacke klau ich mir an der Garderobe.«
»Wie du willst«, meinte Allu und warf Jarkka einen Blick zu, der sagte: Den da nehmen wir nie mehr mit.
Jarkka war offenbar der gleichen Meinung.
In dem Moment spielte das Handy so laut »Die Glocken schlagen« von den Agents, dass Allu vor Schreck das Telefon aus der Hand in den Schoß fiel und von dort auf den Boden. Beim Aufheben drückte er aus Versehen auf den Knopf mit dem grünen Hörer, und Leilas Stimme ertönte:
»Bist du da, Allu?«
»Ja, hier«, antwortete er.
»Wo hier?«
»Bei Jarkka im Auto. Du erinnerst dich doch an Jarkka?«
»Wo ist der Junge?«
»Schläft im Kindersitz hinter mir. Soll ich ihn wecken?«
Big P starrte Allu über den Rückspiegel mit offenem Mund an. Er hatte einen großen Mund und die Zähne voller Amalgamplomben in schlechtem Zustand. Jarkkas Mundwinkel zuckten, aber er wahrte die Fassung. Otto schlief fest.
»Nicht nötig. Außerdem weiß ich, dass du Scheißdreck redest.«
»Wieso?«, wunderte sich Allu, obwohl er ahnte, dass es Leila ernst meinte.
»Valto kann nicht bei dir sein, weil er bei mir ist, hier im Ärztezentrum.
»Was ... was ... wieso da?«, stammelte Allu. Er stand völlig auf dem Schlauch.
»Die alte Rauhala hat mich vor zwei Stunden angerufen, weil du nicht ans Telefon gegangen bist. Hattest wahrscheinlich eine wichtige Fahrt.«
»Nee, ich ...«
»Halt die Schnauze und hör mir zu! Das ist vielleicht das letzte Mal, dass ich mit dir rede.«
»Okay ...«
»Nichts ist okay. Alles ist im Arsch. Ich kann dir absolut nicht mehr vertrauen. Sobald ich mich umdrehe, drückst du dem Erstbesten das Kind in die Hand und verschwindest. Woher soll ich wissen, mit wem du durch die Gegend gondelst?«
»Ich ...«
»Hör bloß auf! Die Alte hat mich in ihrer Not angerufen, weil Valto ihre Wohnung abgefackelt hat und beide Rauch in die Lunge gekriegt haben.«
»Was redest du da?«
»Halt die Ohren offen, ich sag nicht alles zweimal! Ich bin so wütend, wenn du hier wärst, würde ich dir in die Fresse hauen und dir in die Eier treten und mit Stöckelschuhen auf dir rumtrampeln. Für den Anfang.«
Allu begriff, dass es besser war, zu schweigen. Er stand nicht bloß auf einem Schlauch, sondern bekam gleichzeitig aus zwei anderen eine kalte Dusche.
»Die Alte hatte zur Erinnerung an ihren verstorbenen Mann eine brennende Kerze auf dem Tisch stehen, weil heute sein Todestag ist. Und Valto zog so
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