Das Begraebnis des Paten
konnte der Kerl nicht anständig bleiben?
»Allu«, sagte Valto wieder.
Ein Auto kam aufs Grundstück gefahren. Der Volvo von Aaltonen, Leila sah es durchs Fenster. Aaltonen stellte seinen Wagen im Schein des Hoflichts neben Leilas Twingo ab und kam mit offenem Parka auf das Haus zu, einen Ordner unterm Arm.
Mit Valto auf dem Arm ging Leila aufmachen, bevor Aaltonen die Eingangstreppe erreicht hatte.
»Ist das die Ermittlungsakte zu Vekes Tod?«
Aaltonen übergab ihr den Ordner.
»Bisschen Lektüre zum Einschlafen ... Du hast männliche Gesellschaft?«
»Sein Vater musste überraschend weg«, sagte Leila. Es hatte keinen Sinn, einem Fremden etwas vorzujammern. »Ich wollte Valto gerade ins Bett bringen.«
»Kommt mit zu einer kleinen Rundfahrt. Ich zeig euch das Dorf.«
»Der Junge ...«
»Der Junge kann im Auto schlafen. Ich hab sogar einen Kindersitz im Kofferraum, den hab ich immer dabei. Für den Fall, dass meine Kinder Enkelkinder kriegen und sie mir mal zeigen wollen. Obwohl sie das kaum tun werden ...«
Aaltonen sah so erbärmlich aus, als er das sagte, dass Leila schwach wurde.
»Valtos Kindersitz ist im Twingo, wir können den nehmen.«
Sie legte den Ordner auf den Nachttisch, zog Valto Overall und Mütze an und setzte ihn in den Kindersitz, den Aaltonen inzwischen auf dem Beifahrersitz seines Volvo befestigt hatte. Der Kleine blieb ganz ruhig mit Aaltonen im Auto, während Leila die Haustür absperrte. In der Küche brannte noch Licht. Dann brannte es eben.
Es war angenehm, sich ins warme Auto zu setzen und Aaltonen über die Route entscheiden zu lassen. Von der Rückbank aus schob Leila die Hand nach vorne und drückte Valto. Der Junge schlief schnell ein, mit einem Lächeln auf den Lippen. Er wachte auch nicht auf, als der Mund aufklappte und der Schnuller seitlich herausrutschte.
Aaltonen fuhr auf der kurven- und schlaglochreichen unbefestigten Straße durch die Inseldörfer. Straßenbeleuchtung gab es nicht. Im Halogenlicht des Volvo sah man streiflichtartig Hügel, Wälder, Felder. Hier und da blitzte Wasser auf. Alte Bauernhäuser, neue Eigenheime, Sommerhäuschen unterschiedlichen Baujahrs, eine Volksschule, die man für Veranstaltungen mieten konnte, eine Windmühle, die als Heimatmuseum diente, sogar eine Art Atelier. Aaltonen wies auf die verschiedenen Lichtpunkte, erzählte, wer wo wohnte und was derjenige angestellt hatte.
Schließlich musste er selbst schmunzeln.
»Das ist kein Job für empfindliche Seelen«, sagte er und warf Leila über den Rückspiegel einen Blick zu. »Den unschuldigen Kinderglauben an die Menschheit kann man dabei nur schwer bewahren.«
»Kann man wohl sagen«, bestätigte Leila. »Obwohl du die Leute im Dorf auch so kennen würdest, weil du ja dein Leben lang hier gewohnt hast.«
»Stimmt schon. Aber jetzt könnte ich das Ganze bis Pälkäne und Kangasala und darüber hinaus fortsetzen.«
»Ich könnte das Gleiche in der Umgebung von Hämeenlinna machen. Und weiter?«
»Nichts«, schmunzelte Aaltonen. »Ich wollte wahrscheinlich ein bisschen bemitleidet werden.«
Leila gähnte.
»Da hoffst du vergebens, ich bin nicht in der Stimmung. Eigentlich könnte ich auch langsam mal schlafen gehen. Wäre schön, morgen bei der Beerdigung wach zu bleiben.«
»Das sollte ich vielleicht auch tun ...«
Aaltonen wendete an einer Kreuzung und fuhr zum Knechthaus zurück. Leila wollte gerade aussteigen, als ihr Blick auf die Gewächshausbeleuchtung am Horizont fiel.
»Von oben sieht das wahrscheinlich wie eine Landebahn aus«, sagte sie zu Aaltonen.
Der nickte.
»Ein Wunder, dass noch kein Flugzeug draufgefallen ist.«
»Was baut die Besitzerin eigentlich an?«
»Willst du das wirklich wissen?«
»Ja.«
Aaltonen seufzte und drehte sich zu Leila um.
»Martti Repo starb vor fünf Jahren. Das Herz machte nicht mehr mit, wie damals bei seinem Vater. Raija blieb mit Pertsa alleine zurück, da war der Junge noch auf dem Gymnasium ... Heute macht er in Lepaa eine Ausbildung. Er wird Gärtner.«
»Das hab ich gehört.«
»Kinder können Freude bereiten, aber man hat mit ihnen auch seinen Kummer. Pertti ist ein eher unsteter Charakter. Vor allem seit Marttis Tod. Kann sein, dass er seine Ausbildung abgebrochen hat, da bin ich mir nicht ganz sicher.«
Leila nickte.
»Martti und Raija hatten sich seinerzeit auf den Treibhausanbau spezialisiert. Gurken, Tomaten und Salat. Sie nahmen einen hohen Kredit auf und quälten sich einigermaßen durch. Aber nach Marttis
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