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Das Begraebnis des Paten

Das Begraebnis des Paten

Titel: Das Begraebnis des Paten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tapani Bagge
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Tod wurde es schwer. Pertti studierte noch und Raija musste alles alleine machen, außer dass ich ihr an den Wochenenden und abends ein bisschen zur Hand ging. Hilfskräfte konnte sie sich nicht leisten. Dann kam im selben Herbst der Sturm »Janika« und der Strom fiel aus. Wegen der Kälte ging die gesamte Ernte kaputt. Raija musste noch mehr Schulden machen, damit sie den Betrieb wieder zum Laufen bringen und sich ein Aggregat anschaffen konnte. Auf Vattenfall allein wollte sie sich nicht mehr verlassen.«
    »Führt das irgendwo hin?«, fragte Leila.
    »Das kannst du glauben. Anfang des Jahres war die Lage so miserabel, dass Raija schon aufgeben wollte. Aber dann schlug Pertsa ihr vor, Hanf anzubauen. Wenn man die Blätter richtig trocknen würde, könnte man damit schön was verdienen.«
    »Cannabis«, sagte Leila. Sie traute ihren Ohren nicht.
    »Genau. Ich hab das auch erst gegen Ende des Sommers kapiert, als es abends wieder dunkel wurde und mir die neuen Lichter auffielen.«
    »Du hast keine Anzeige erstattet?«
    »Zuerst wollte ich. Aber nachdem ich mit Raija gesprochen hatte, änderte ich meine Meinung. Ich brachte es nicht übers Herz, sie anzuzeigen. Sie hat versprochen, nur diese eine Ernte anzubauen, damit sie auf die Beine kommen. Morgen Abend verkaufen sie den ganzen Mist an einen Großhändler, dann ist der Spuk vorbei.«
    »Ist das dein Ernst?«
    Aaltonen legte den Kopf ein bisschen schief, sein Blick appellierte an Leila.
    »Nur diese eine Ernte. So eine Marihuanazigarette oder ein Joint ist doch nicht so schlimm. Alkohol ist als Gift mindestens genauso stark.«
    »Aber legal«, sagte Leila. »Ich weiß, dass Amphetamin vor vierzig Jahren auch noch legal war und Heroin bis in die Vierzigerjahre als Hustenmedikament verschrieben wurde. Aber irgendwo muss man die Grenze ziehen.«
    »Denk doch auch mal ein bisschen an mich. Ich kann meine Nachbarin nicht denunzieren. Und schon gar nicht verhaften. So was ruiniert das Verhältnis.«
    »Zahlt dir Raija etwas dafür, dass du vor ihrem illegalen Anbau die Augen verschließt?«
    Aaltonen wurde ungehalten.
    »Was stellst du dir eigentlich vor?«
    »Wie kannst du dir so ein Auto leisten?«
    »Das ist ein Vorführwagen, den hab ich billig gekriegt.«
    »Hast du nicht. Hör auf, mir was vorzumachen! Den hast du mit Schmiergeld bezahlt.«
    »Ich hab gespart. Ein Mann, der allein lebt, verbraucht nicht viel, vor allem wenn er das Brennholz aus seinem eigenen Wald holen kann.«
    Leila sagte nichts, sondern blickte nur durch die Scheibe auf die Treibhauslichter.
    »Denk doch auch ein bisschen an Raija«, beschwor Aaltonen sie.
    Das tat Leila. Sie dachte an Raija, sie dachte an Raijas Sohn, und sie dachte an Aaltonen. Sie dachte an die Gangster, die durch Drogen reich wurden. An die Menschen, die das Zeug nahmen. An deren Eltern und Freunde. Und an die Menschen, die von den Junkies ausgeraubt wurden, damit diese Geld für ihren Stoff bekamen.
    »Schon gut«, sagte Leila mit einem Schulterzucken. »Warum soll man sympathischen Leuten Schwierigkeiten machen. Außerdem bin ich ja in Elternzeit.«
    Aaltonen stöhnte auf.
    »Meinst du das ernst?«
    Leila stieg aus, öffnete die Beifahrertür und nahm Valto aus dem Kindersitz. »Frag nicht. Sonst ändere ich noch meine Meinung«, sagte sie.
    Aaltonen schwieg.
    Als Leila Valto durch den Regen ins Haus trug, nahm sie sich vor, nach der Beerdigung Nikkilä anzurufen und ihm von dem Cannabis-Anbau in Kolkonperä zu erzählen. Dann sperrte sie die Tür auf, machte Licht und blieb abrupt stehen. Fast hätte sie ihren Sohn fallen lassen.
    »Was ist?«, rief Aaltonen aus dem Wagenfenster.
    »Sie dir das an!«, rief Leila über das Rauschen aus dem Bad hinweg.
    Aaltonen stellte keine weiteren Fragen. Während er den Motor ausmachte und aufs Haus zulief, ging Leila weiter hinein, achtete jedoch darauf, nichts zu berühren.
    Das karge, aber gemütliche Häuschen war jetzt nur noch karg. Jedes einzelne Möbelstück war zerlegt worden, jemand hatte die Federkernmatratze aufgeschnitten, die Kommodenschubladen und die Küchenschränke geleert und kaputt geschlagen. Im Bad lief das Wasser aus der Wand, denn Kloschüssel und Waschbecken waren herausgerissen worden, ebenso die Kacheln an der Wand und der Bodenbelag aus Kunststoff. Das Wasser hatte bereits den Rand der hohen Schwelle erreicht.
    Mit dem Kind unter dem Arm stieg Leila ins Bad und drehte den Haupthahn zu. Das Wasserrauschen hörte auf.
    »Jemand ist hier gewesen«, sagte

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