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Das Begraebnis des Paten

Das Begraebnis des Paten

Titel: Das Begraebnis des Paten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tapani Bagge
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öffnete er den Doppelknoten am Hals und zog ihm den Bezug vom Kopf.
    Der Mann schnappte nach Luft. Er trug einen langen schwarzen Mantel und darunter einen schwarzen Anzug, ein weißes Hemd und einen schmalen schwarzen Schlips. Der schwarze Hut, der auf dem Bett gelandet war, gehörte vermutlich ebenfalls ihm. Das dichte weiße Haar hatte er nach hinten gekämmt, aber wegen des Kissenbezugs stand es nun an der Stirn nach oben wie bei Struppis Tim. Das Gesicht war breit und schlaff, mit blassblauen Augen. Aber die Stimme klang so voll wie bei einem Schauspieler, als er deklamierte:
    » Über die Landstraße zieht er, ohne Bücher und Viecher, doch geht auch er nicht ohne Schuldenlast ...«
    »Sind die dir wegen Schulden nachgejagt?«, fragte Allu.
    »Genau.«
    »Wer bist du?«
    »Veikko Oikarainen. Aber alle schimpfen mich Veke.«
    »Veke! Aber du bist doch tot!«
    »Bin ich auch«, sagte der Mann gelassen und sah sich leicht verwundert um. »Wo ist der Dritte?«
    »Welcher Dritte?«
    In dem Moment ging die Haustür auf, und jemand sagte auf der Schwelle:
    »Der hier.«

35
    Bei Big P ging die Post ab.
    Die Nacht hatte er bei einer Braut verbracht. Er hatte sie nach Mitternacht in der Schlange vom Imbiss aufgegabelt und mit seinen Tattoos, seinen Muckis und seiner Größe Eindruck auf sie gemacht. Am Morgen hatte er ihr beim Gehen noch dreihundert und ein paar Zerquetschte an Bargeld aus der Handtasche geklaut und sich im Flur den langen schwarzen Ledermantel von ihrem Sohn gekrallt, der passte fast, spannte nur ein bisschen an den Schultern und die Knöpfe gingen nicht zu. Der Gürtel auch nicht. Big P sah jetzt aus wie einer von der Gestapo oder so, fehlten nur Mütze und Militärstiefel. Sollten sie ruhig. Man konnte es mit jedem Stil auch übertreiben.
    Allu hatte sich in der Mühle nicht blicken lassen, obwohl am Freitag davon die Rede gewesen war. Man konnte sich auf den Kerl nicht verlassen, aber er war ja auch halb Zigeuner. Dafür waren Leder und Liima aufgetaucht, mit ein paar Fingern weniger als sonst. Sie hatten Big P angeheuert, weil sie glaubten, in ihrem aktuellen Zustand nicht allein klarzukommen.
    Sie waren hinter derselben Kohle her wie Allu und Jarkka und Big P am Tag zuvor. Leder und Liima wussten das und hatten ihrem Boss auch schon gestanden, dass ihnen das Geld auf dem Parkplatz des Automuseums Vehoniemi abhanden gekommen war. Ein gewisser Oikarainen hatte es ihnen dort aus dem Van geklaut, weil die Deppen so eine Summe unbewacht im Wagen gelassen und nicht mal zugeschlossen hatten.
    So ein schlimmer Griff ins Klo wäre Big P nie passiert. Zumindest wollte er sich nicht eingestehen, dass er zu so etwas fähig wäre.
    Angeblich hatte Hölttä in der Nacht das Häuschen des Diebs auf den Kopf gestellt, aber nichts gefunden. Daraufhin hatte er Leder und Liima hingeschickt, das Haus zu beobachten. Sobald Oikarainen heimkam, sollten sie ihn sich schnappen und zum Sprechen bringen. Am besten wäre es, das Geld sofort aufzutreiben.
    Sie hatten ihren Sheriff-Van an einem Kahlschlag abgestellt, ein Stück von der großen Straße weg. Zum Beobachten waren sie direkt ins Haus hineingegangen. Das Belüftungsfenster war noch nicht repariert worden, nachdem Hölttä es eingeschlagen hatte, weshalb sie einfach die Pappe entfernt und den Dünnsten, nämlich Liima, mit vereinten Kräften reingeschoben hatten. Der Kerl war mit dem Kopf auf dem Boden gelandet und hatte sich anscheinend das Gehirn beschädigt. Oder so ähnlich. Nachdem er eine Zeitlang gelallt und auf allen vieren durch die Gegend gekrochen war, kam er dann einigermaßen zu sich und machte den anderen die Tür auf.
    Als Oikarainen schließlich auftauchte, haute ihn Big P mit seiner Ein-Mann-Übermacht um, heftete ihm die Hände zusammen und zog ihm den Kissenbezug über den Kopf. Dann ging er das Auto holen. In der Zeit machten Allu und Jarkka alles unheimlich kompliziert. Fast hatte er schon wieder Sehnsucht nach dem Knast gehabt. Dort war er zwar ständig angefressen gewesen, aber wenigstens hatte alles seinen Platz gehabt. Da hatte der Kopf nicht ständig auf Hochtouren laufen müssen.
    Jetzt stand Big P an der Schwelle zu Oikarainens Holzhaus und präsentierte einem Publikum aus fünf Personen seinen Colt.
    Die anderen starrten ihn mit gemischten Mienen an. Oikarainen, Allu und Jarkka stonefaced, Liima erleichtert, obwohl er sich die Eier hielt, und Leder, der auf dem Boden lag, starrte hinter geschlossenen Augen auf die Turnschuhe von Big

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