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Das Beil von Wandsbek

Das Beil von Wandsbek

Titel: Das Beil von Wandsbek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Zweig
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schmunzelnd hinzugefügt, und zu Frau Stine gewendet, die mit der Kaffeekanne und eilig geholtem Blätterteig – Bäcker Lakerde, Wandsbeker Chaussee, war dafür berühmt und lieferte ihn die ganze Rotebaumchaussee hinauf, wo die reichen Juden wohnten – den Nachmittagstisch deckte: »Passen Sie nur auf den Jungen auf, Frau Teetjen, daß er keine Dummheiten macht. Vor dem zehnten darf er sich nicht besaufen, aber am zehnten wollen wir es dann um so gründlicher besorgen, all tosammen.« Worauf Frau Stine versicherte, daß ihr Albert schon auf sich selber achte und niemandem keine Schande machen werde, wie er es ja schon bewiesen, und H. P. Footh, während er in diesem kleinbürgerlichen Hinterzimmer, wo man wohl oder übel schon um vier Uhr Licht brennen mußte, Kaffee trank und sich es eigentlich recht wohl behagen ließ, musterte das Ehepaar und gab sich zu, es ließ sich mit ihnen jetzt ein gut Stück Geld verdienen. Der Ankauf der Judenschiffe wurde von Ruckstuhl dem Steuerzahler zugeschoben, der Reichskasse nämlich und der Arbeitsfront. Da konnte man diese beiden hier wohl zum Kinderkriegen ermutigen. Solch gute Rasse, brauchbare Unteroffiziere, mußte sich fortsetzen. Die zweitausend Emm als Betriebskapital lagen offenbar in verständigen Händen. Herr Footh hatte in das Geschäft RM. 7. 80 investiert und jetzt drei Tanker dafür eingehandelt – das ließ sich sehen, hören und schmecken. Solch Handgelenk eignete nicht einem jedem, mein lieber Mann! Zu Weihnachten mußte es für Albert zu einem Zigarettenetui, für Stine zu einer Handtasche langen, beides aus Silber. Aber der Rebbach, wie der geköpfte Isaak gesagt hätte, ließ sich ja in Prozenten kaum ausdrücken, wenn die Transaktion gelang, der Reichsstatthalter nicht zuviel Rahm abschöpfte oder die Bendlerstraße dazwischen funkte. Aber warum sollte sie eigentlich? »Wo haben Sie bloß den Blätterteig hergezaubert, Frau Stine? Werden mir doch nicht einreden, daß der bei Teetjens auch an Wochentagen wächst.« – »Daß er Ihnen man schmeckt, Herr Footh. Und eine Frau Footh ist ja leider nicht da, zu schimpfen, wenn er Ihnen zu gut anschlägt.« – »Woher wissen Sie das, Stine? Was heute noch nicht ist, kann morgen immer werden.«
    Am ersten November unter einem hohen, gegen den Regen mit Segelleinen abgedeckten Gerüst, tat der Reichsstatthalter die ersten feierlichen Spatenstiche zur Aushebung einer neuen Baugrube für die Elbhochbrücke, diesesmal in Finkenwerder. Drohend und graugelb, mit kleinen weißen Schuppenkämmen, wälzte sich die Elbe auf beiden Seiten der Insel vorüber, ein ungeheurer und gefährlicher Lindwurm, der sich begierig, wohl drei Kilometer breit, auf die Nordsee stürzte, ihr seine Wassermassen von der Schneekoppe her zutragend, dem Rübezahlschen Riesengebirge. Und doch sollte sie sich jetzt dem Willen des Führers unterwerfen, der Macht des neuen Reiches. Zwar hatten die Tiefbaufachleute nur widerstrebend nachgegeben, behauptend, ohne Felsuntergrund sei nichts zu machen. Der Genius dieses Reiches aber, den die Vorsehung nicht umsonst dem deutschen Volke beschert, würde seinen Wunsch erfüllt sehen, dieser Insel hier festen Fuß für einen Pfeiler bieten, den der Reichsstatthalter würdig inaugurierte. So, in seinem rheinländischen Tonfall, trug es der oberste Beamte des Staates Hamburg vor, so hatte sein Kulturdezernent ihm die Rede aufgesetzt, und nur der Sturm war aus dem Stegreif gekommen, der die ganze Feier gleichsam unwirsch zur Kenntnis nahm. In Regenmäntel gehüllt, mit hochgeschlagenem Kragen, die klammen Hände in Lederhandschuhen,erledigte man die Zeremonie, eilig wieder in Deckung zu kommen, ins Trockene und Behagliche, in die Wagen. Daher war Herrn Footh nur eine kurze Minute beschieden gewesen, Herrn Teetjen ein anerkennender Blick, ein Händedruck und die Frage, ob es ihm rechten Spaß gemacht habe, die Hochverräter abzufertigen. Albert hatte nur Zeit gehabt, die Hacken zusammenzuschlagen und sein »Jawohl, Exzellenz« herauszuschmettern. Ein Prachtkerl, alles in allem, wie der hohe Beamte sich später anerkennend ausdrückte. Albert war ein wenig enttäuscht in Herrn Fooths Cabriolet geklettert, der Regen hatte ihnen den Spaß versalzen. Aber es war ja nur das Vorspiel zum Eigentlichen, und mit Regen mußte man in Hamburg doch immer rechnen. In der Wagnerstraße würde Albert Teetjen dennoch Held des Tages sein und von seinen Martinsgänsen kaum eine für den eigenen Gebrauch zurückbehalten.
    Der

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