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Das Bernstein-Teleskop

Das Bernstein-Teleskop

Titel: Das Bernstein-Teleskop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
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und ... Nun, nichts, was man nicht wieder in Ordnung bringen könnte. Und deine Schwierigkeiten - mit denen werden wir auch fertig. Wir finden deine Mutter und verschaffen ihr eine geeignete Therapie. Und wenn du eine Wohnung brauchst und es dir nichts ausmacht, bei mir zu wohnen, ja, dann könnten wir das so einrichten, dass du nicht in, wie heißt das doch gleich bei den Behörden, in Obhut genommen wirst. Wir müssen uns eine Geschichte ausdenken und uns strikt daran halten, aber das wäre zu schaffen, oder?«
    Mary meinte es gut mit ihm. Sie war ihm eine Freundin, keine Frage. Das hätte er sich nie träumen lassen.
    »Ja!«, sagte Will.
    »Gut, dann machen wir es so. Bis zu meiner Wohnung ist es etwa eine halbe Meile. Weißt du, was jetzt mein größter Wunsch wäre? Eine Tasse Tee. Komm, gehen wir und machen wir uns einen Tee.«
     
     
    Drei Wochen war es her, dass Lyra zugesehen hatte, wie Will mit tastender Hand seine Welt für immer schloss. Jetzt saß sie wieder an der Tafel in Jordan College, wo sie sich einst von Mrs. Coulters Charme hatte fesseln lassen.
    Diesmal war es eine kleinere Gesellschaft: Außer ihr saßen nur der Rektor und Dame Hannah Relf, die Leiterin von St. Sophia, eines der Frauencolleges, am Tisch. Dame Hannah war auch bei jenem ersten Abendessen zugegen gewesen. Lyra überraschte es, sie auch jetzt hier zu sehen, sie begrüßte die Frau aber höflich - und musste feststellen, dass ihr Gedächtnis sich geirrt hatte. Dame Hannah war viel klüger, interessanter und reizender als die graue, altmodische Person, die sie in Erinnerung behalten hatte.
    Viel war während Lyras Reisen geschehen in Jordan College, in England und in der ganzen Welt. Allem Anschein nach hatte die Macht der Kirche erst gewaltig zugenommen, um dann rasch zusammenzubrechen. Eine Revolte im Magisterium hatte die Eiferer hinweggefegt und liberalere Köpfe an die Spitze gebracht. Die Oblations-Behörde war aufgelöst worden; und das Geistliche Disziplinargericht befand sich ohne Führung in einem konfusen Zustand.
    Nach einem turbulenten Zwischenspiel kehrten die Colleges von Oxford wieder zur Ruhe der Gelehrsamkeit und zum akademischen Ritual zurück. Einiges war verloren gegangen: Des Rektors kostbare Sammlung von Silbergeräten war geplündert worden und manche Collegediener waren verschwunden. Doch Cousins, der Butler des Rektors, war immer noch im Dienst, und Lyra hatte sich schon darauf gefasst gemacht, ihrem alten Gegner mit Misstrauen zu begegnen, denn seit sie denken konnte, waren sie Feinde gewesen. Umso verblüffter registrierte sie nun, wie er sie herzlich begrüßte und ihre ausgestreckte Hand mit beiden Händen schüttelte. War da nicht sogar Zuneigung in seiner Stimme? Ohne Zweifel, er hatte sich geändert.
    Während des Essens sprachen der Rektor und Dame Hannah über die Ereignisse, während derer sich Lyra nicht in Oxford aufgehalten hatte. Das Mädchen hörte abwechselnd mit Schrecken, Kummer oder Verblüffung zu. Als sie für den Kaffee in den Salon hinübergingen, sagte der Rektor:
    »Nun, Lyra, wir haben kaum etwas von dir gehört. Ich weiß aber, dass du so manches gesehen hast. Kannst du uns etwas von deinen Erlebnissen erzählen?«
    »Schon«, sagte Lyra, »aber nicht gleich alles auf einmal. Manches verstehe ich nämlich nicht und anderes macht mich immer noch schaudern oder weinen. Aber ich verspreche Ihnen, so viel zu berichten, wie ich kann. Dafür müssen Sie mir aber auch etwas versprechen.«
    Der Rektor schaute zur grauhaarigen Dame mit dem Krallenaffen Dæmon hinüber und tauschte einen amüsierten Blick mit ihr.
    »Was sollen wir denn versprechen?«, erkundigte sich Dame Hannah. »Sie müssen versprechen, dass Sie mir glauben«, sagte Lyra ganz ernst. »Ich weiß, dass ich nicht immer die Wahrheit gesagt habe. Aber in manchen Situationen konnte ich nur dadurch überleben, dass ich Lügengeschichten auftischte. Ich weiß, wie ich früher war, und ich weiß, dass Sie es wissen. Meine wahre Geschichte ist aber für mich so wichtig, dass ich sie nicht erzähle, wenn Sie mir sowieso nur die Hälfte glauben. Ich verspreche also, die Wahrheit zu sagen, wenn Sie versprechen, mir zu glauben.«
    »Gut, ich verspreche es«, sagte Dame Hannah und auch der Rektor sagte: »Und ich ebenso.«
    »Wissen Sie, was ich mir fast mehr als alles andere wünsche? Ich wünschte, ich hätte die Fähigkeit, das Alethiometer zu lesen, nicht verloren. Oh, Sir, es war so seltsam, wie ich diese Fähigkeit zuerst

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