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Das Bernsteinerbe

Das Bernsteinerbe

Titel: Das Bernsteinerbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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gezogen.
    »Was ist?«, fragte er und sah zuerst Milla, dann Lina und schließlich Hedwig an. »Warum schickt Ihr nicht nach Fräulein Carlotta? Sosehr es mir wohltut, mich bei Euch aufzuwärmen, so dringend muss ich doch wieder zurück in meine Apotheke. Es geht, wie gesagt, nicht allein um den Inhalt dieses Tiegels, sondern auch um eine vertrauliche Nachricht.«
    »Ihr kommt zu spät«, entgegnete Hedwig knapp. Sie verschränkte die Arme vor dem Busen. »Das gnädige Fräulein ist nicht mehr da.«
    »Was?« Wie vorhin schon bei Marietta Leuwenhoeck, so rief die Nachricht von Carlottas Abwesenheit auch bei Caspar Pantzer ein heftiges Erstaunen, wenn nicht Erschrecken aus.
    »Also ist es wahr«, setzte er fast im gleichen Wortlaut wie die Blonde aus Brügge nach.
    Lina schauderte. Ungestüm sprang er vom Stuhl, ließ ihn achtlos nach hinten kippen und zuckte nicht einmal bei dem lauten Aufprallen des Holzes auf dem Steinboden zusammen.
    »Das sind überaus schlechte Nachrichten!« Er fuhr sich mit den Fingern durch den struppigen Bart. »Mein Gott, was tue ich jetzt nur?«
    »Was ist also wahr?«, hakte Lina unterdessen nach. Hedwig schnaubte zwar über ihre forsche Frage, nickte jedoch zustimmend. Pantzer antwortete nicht sofort. Grübelnd begann er, vor dem Herd auf und ab zu gehen. Der flackernde Feuerschein verlieh seiner grobschlächtigen Gestalt ein noch bedrohlicheres Aussehen. Wild funkelten die braunen Augen, emsig kaute er auf den wulstigen Lippen.
    »Für wen sind das denn keine schlechte Nachrichten?«, piepste Milla zu aller Erstaunen in die Stille hinein. »Wir alle wünschen uns inständig, dass Fräulein Carlotta so schnell als möglich wieder gesund nach Hause kommt. Ohne sie ist das Haus so schrecklich still.« Flehentlich sah sie zu Lina, dann zu Hedwig. »Auch die verehrte Frau Grohnert vermissen wir natürlich«, schob sie leise nach und senkte den Kopf.
    »Was soll das heißen?« Pantzer fuhr herum und starrte sie mit wilder Miene an. Milla schrie auf.
    »Nicht weinen«, raunte Lina ihr zu und strich der Kleinen über den Arm.
    »Warum lasst Ihr den Tiegel und die Nachricht nicht einfach hier?«, schlug Hedwig unterdessen vor. »Sobald wir wissen, wie wir die beiden erreichen, senden wir es ihnen nach.«
    »Ausgeschlossen!« Pantzers Antlitz verfinsterte sich noch weiter. »Ich kann beides nur eigenhändig an Fräulein Carlotta übergeben.«
    Sofort war er wieder am Tisch und griff sich den Tiegel, steckte ihn wieder ein. Verzweiflung lag auf seinem grobschlächtigen Antlitz. Dennoch konnte er sich nicht entschließen, wieder nach draußen in die Kälte zu gehen. Lina stellte sich neben ihn an den Tisch und behielt ihn aufmerksam im Auge.
    Die Tür zum Kontor schwang auf, und Marietta erschien auf der Schwelle. Augenblicklich starrten alle zu ihr, sichtlich erleichtert, dass die eigenartige Situation damit ein Ende fand. Verwundert trat sie in die Diele, wobei sie die Tür offen ließ, so dass auch Egloff, Breysig und Steutner interessiert näher kamen.
    »Ihr?« Langsam ging sie auf den Apotheker zu und musterte ihn, als wäre er eine Erscheinung. Der Löbenichter starrte sie nicht weniger verwundert an. Beide wirkten wenig erfreut, sich im Haus der Grohnerts wiederzubegegnen.
    »Ihr kennt Euch?« Steutner fasste sich als Erster. In wenigen Schritten stand er in der Diele und sah neugierig zwischen den beiden hin und her.
    »Nicht der Rede wert«, versuchte Marietta abzuwinken, während Pantzer ihr ins Wort fiel: »Helmbrecht hat mich vor längerem zusammen mit der Dame hier aufgesucht und mich gebeten, eine Essenz zu untersuchen. Es war unschwer zu erkennen, von wem die Medizin stammt. Ihr wisst wohl alle, dass Frau Grohnert wegen des plötzlichen Ablebens von Martenn Gerke …«
    »Ich hätte es mir denken können«, platzte Hedwig dazwischen. »Die arme Frau Grohnert! Selbst Helmbrecht hat ihr also misstraut. Wie gut, dass sie das jetzt nicht mit anhören …«
    »Aber davon kann doch keine Rede sein.« Aufgebracht wies Marietta die Köchin zurecht. »Gerade weil er ihr vertraut hat, wollte er von einem anderen Apotheker die Essenz prüfen lassen. In der Hoffnung, im Löbenicht würde niemand die Phiolen erkennen, ist er eigens dorthin gegangen. Dass ausgerechnet Ihr mit dem Hause Grohnert bekannt seid, hat er nicht ahnen können.«
    »Es spielt auch keine Rolle«, beeilte Pantzer sich zu versichern. »Euch und Helmbrecht habe ich es ja schon gesagt: Bei den Tropfen handelt es sich um eine

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