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Das Bernsteinerbe

Das Bernsteinerbe

Titel: Das Bernsteinerbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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Bernsteinessenz, wie Paracelsus sie schon bei Herzbeschwerden, Erkrankungen des Magens und natürlich bei Steinleiden empfohlen hat. Sie ist natürlich alles andere als giftig, im Gegenteil.«
    »Und trotzdem reden alle hier im Kneiphof davon, die arme Frau Grohnert hätte Gerke mit Absicht todbringende Tropfen eingeflößt. Wie soll sie sich nur dagegen wehren?« Ratlos schüttelte Hedwig das grauhaarige Haupt. »Ausgerechnet jetzt hat der junge Kepler den Bernstein ins Feuer geworfen. Das ist ein schlechtes Omen. Oh, dieser Unglücksmensch! Verflucht sei der Tag, an dem er ins Leben meiner armen Carlotta getreten ist.«
    »Christoph hat den Bernstein verbrannt?« Aufgebracht stürzte Caspar Pantzer auf sie zu, wollte sie an den Schultern packen und schütteln, als könnte das noch etwas ändern. Im letzten Moment aber hielt er sich zurück und ließ die riesigen Hände sinken. Matt sagte er: »Davon hat er mir nichts erzählt.«
    »Wie sollte er auch? So, wie er nach der Prügelei mit dem Kurfürstlichen ausgesehen hat, wird er die nächsten Wochen nicht mehr den Mund aufmachen können«, entfuhr es Steutner. Unbewusst strich er sich über die eigenen verquollenen Wangen.
    »Ihr habt ihn gesehen? Wart Ihr etwa dabei?« Pantzer drehte sich zu ihm um und musterte ihn von oben bis unten. »Oh, verzeiht, das ist offenkundig. Dann seid Ihr der tapfere Bursche, der das Schlimmste verhindert und meinen armen Freund von diesem Wahnsinnigen weggezogen hat?«
    »Wer der Wahnsinnige von beiden ist, muss erst noch geklärt werden«, krächzte Hedwig. »Zwar kenne ich Mathias Steinacker noch aus Frankfurt und weiß, wozu er fähig ist. Doch so, wie der junge Kepler sich hier bei uns aufgeführt hat, steht er ihm in nichts nach.« Sie rieb sich die bloßen Unterarme. »Ausgerechnet jetzt auch noch den Bernstein ins Feuer zu werfen – es ist nicht zu fassen! Nur Unglück hat er der armen Carlotta gebracht.«
    Zur Abwehr des Bösen schlug sie hastig ein Kreuz vor der Brust. Milla begann zu jammern, auch Lina fühlte einen Stich in der Brust. Hedwigs Miene machte aus ihrer Überzeugung keinen Hehl: Sie hielt den Sohn des Stadtphysicus für eine Ausgeburt dunkler Mächte. Lina wagte einen Blick zu Steutner und hoffte auf ein beruhigendes Zeichen von ihm. Der aber stand weiterhin ganz allein im Bann Marietta Leuwenhoecks.
    »Darf man fragen, wovon Ihr überhaupt sprecht?« Marietta war aufmerksam dem Gespräch gefolgt. »Wer ist dieser Mathias Steinacker? Und mit Christoph meint Ihr doch nicht gar den Sohn des berühmten kurfürstlichen Leibarztes Ludwig Kepler? Dann solltet Ihr vorsichtig sein, was Ihr da behauptet, meine Liebe.« Ihr mahnender Blick ruhte auf der Köchin.
    Die sackte in sich zusammen, dann aber biss sie sich auf die Lippen und reckte das Kinn. »Danke für den guten Rat, Verehrteste. Doch seid gewiss: Ich weiß sehr wohl, was ich tue, und werde das alles gern jederzeit offen wiederholen«, widersprach sie in festem Ton. »Doch wer, wenn ich fragen darf, seid überhaupt Ihr, dass Ihr so mit uns zu reden meint?«
    »Die Dame weilt auf Empfehlung von Philipp Helmbrecht hier am Pregel«, beeilte Egloff sich zu erklären. »Ihr Name ist Marietta Leuwenhoeck, und sie ist Kaufmannswitwe aus Brügge in Flandern. Das liegt …«
    »Danke, Ihr müsst mir nicht sagen, wo das ist«, ging die Köchin missmutig dazwischen. Abschätzig wanderte ihr Blick über die sorgfältig gekleidete Frau in Kobaltblau, dann ließ sie sie einfach stehen und wandte sich Caspar Pantzer zu. Allein diese Geste sagte alles darüber, was sie von der Fremden hielt. Lina unterdrückte ein Aufschluchzen. Es war kein Geheimnis, wie kühl Hedwig Helmbrecht gegenüberstand. Immer wieder ließ sie ihn spüren, dass sie dem verstorbenen ersten Gemahl von Magdalena, Eric Grohnert, über seinen Tod hinaus treu verbunden blieb. Nichts und niemand würde etwas daran ändern, nicht einmal, wenn er der neue Gemahl Magdalena Grohnerts würde, ganz zu schweigen von fremden Damen, die sich als von ihm empfohlen ausgaben.
    »Was ist jetzt eigentlich mit Christoph Kepler?«, fragte die Alte den Apotheker. »So, wie unser guter Steutner aussieht, dürfte auch der junge Physicus einiges abbekommen haben. Zum Glück ist er vom Fach und kann sich selbst verarzten. Wahrscheinlich stammt die vertrauliche Botschaft, von der Ihr vorhin geredet habt, von ihm. Also steckt er bei Euch?«
    Forschend saugten sich die runden, hellen Augen auf dem groben Gesicht des Löbenichter

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