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Das Bernsteinzimmer

Das Bernsteinzimmer

Titel: Das Bernsteinzimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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–«
    »Das dauert lange, Janaschka.«
    »Jetzt haben wir Zeit. Jeden Abend werde ich zu dir kommen. Alles muß ich vom Bernsteinzimmer wissen … Nikolaj und ich werden es ja einmal von dir übernehmen. Lehn dich zurück, Väterchen, trink einen Schluck und erzähle mir von Königen, Zaren und Zarinnen und ihrem wilden Leben.«
    Und Michael Wachter begann zu erzählen.

II. Teil

FRIEDRICH WILHELM I.
    DIE PERSONEN:

Die Preußen:
Friedrich Wilhelm I.
König von Preußen
Sophie Dorothea, genannt Fiekchen
Königin von Preußen
Friedrich
Kronprinz von Preußen
Karl Ludwig Freiherr von Pöllnitz
Freund des preußischen Königs
General Johann von Schweinitz
Armee-Inspekteur
Oberst Ludwig von Rammstein
Kommandeur der ›Langen Kerls‹
Ludwig Friedrich Graf von Bülow
Finanzberater des Königs
Generalleutnant Friedrich Wilhelm von Grumbkow
Freund des Königs
Leopold Fürst von Anhalt-Dessau
Freund des Königs
Hans Hoppel
Feldwebel bei den ›Langen Kerls‹
Friedrich Theodor Wachter
Hausmeister
Adele Wachter
seine Frau
Julius Wachter
ihr Sohn
Die Russen:
Peter Alexejewitsch Romanow genannt ›Peter der Große‹
Zar von Rußland
Fürst Semjon Borisowitsch Netjajew
Reisemarschall des Zaren
General Alexander Iwanowitsch Odojewskij
Militärbeobachter
Natalja Jemilianowna Gasenkowa
Peters Mätresse
Lewon Uskow
Zwerg und Hofnarr

Eine Aufregung war das! Ein Hasten und Schimpfen, ein Putzen und Wienern, ein Schrubben und Bohnern, daß den Mamsellen die Rücken wehtaten und die Lakaien Blasen an den Händen bekamen. Der Haushofmeister schrie herum – er war einer der wenigen Hofbediensteten, die nach der Thronbesteigung des Königs 1713 nicht den sofort folgenden Reformen zum Opfer gefallen waren. In der Küche wurden Fasanen und Hühner gerupft, Kräuter gehackt und Gemüse abgekocht, die Silbertabletts poliert und die Geschirre und Bestecke kontrolliert.
    Am aufgeregtesten war Sophie Dorothea selbst, die Königin von Preußen. Zwischen Küche, Empfangssaal, Gästezimmer und Kabinett des Königs rannte sie hin und her und fiel schließlich erschöpft in einen Sessel im Arbeitszimmer des Preußenherrschers.
    »Diese Ruhe!« sagte sie mit fliegendem Atem. »Ihre Ruhe … sie zerreißt mich noch! Um alles muß ich mich kümmern … und was tun Sie?! Sie stehen am Fenster und sehen dem Exerzieren Ihrer Riesengarde zu!«
    »Wie nötig das ist! Die Grenadiere des Zweiten Bataillons sollten den Stock spüren! Sie marschieren wie lahme Enten! Keine Richtung halten sie. In Falten hängen die Strümpfe! Er soll was erleben, der Kommandeur des Zweiten Bataillons! Dieser träge Saukerl! Zum Teufel jage ich ihn! Nach Ostpreußen, wo es am einsamsten ist! Dort kann er Gemüse anbauen und Hühner exerzieren.«
    Friedrich Wilhelm, trotz seiner achtundzwanzig Jahre schon dicklich und behäbig, mit einem runden Gesicht, kräftigen Armen und stämmigen Beinen, trat vom Fenster weg in das Kabinett und prustete seinen Zorn hinaus. Sein Gesicht war gerötet, seine Augen verrieten urplötzlich aufbrechenden Jähzorn und wilde Entschlossenheit.
    Als sein Vater, Friedrich I. am Sonnabend, dem 25. Februar 1713, starb und der Kronprinz Friedrich Wilhelm nun den Thron bestieg, ahnte das übrige Europa, was sich da in Preußen alles verändern würde. Der englische Hof hatte schon früh Beschwerden verlauten lassen, nannte den rauhen Unteroffizierston, mit dem er die Diplomaten behandelte, eine Brutalität des Kronprinzen, und in Frankreich sah man mit Sorge nach Berlin, da man unterrichtet war, daß die Politik des kommenden Königs sich von der seines Vaters grundlegend unterscheiden würde. War Friedrich I. noch ein lebensfroher Herrscher mit französischen Allüren gewesen, zu denen Prunk, Prachtentfaltung, Völlerei und Mätressen gehörten, dann kam mit seinem Sohn ein anderer Wind nach Preußen: Armee und Finanzen, Familie und das einfache Leben waren die Eckpfeiler seines Lebens. Der französische Gesandte drückte es so aus:
    »Der neue König hat keine anderen Umgangsformen als Kommandieren und Ordreparieren, er strebt seine Ziele, und das ist in erster Linie der Ausbau der Armee, mit Gewalt und skrupelloser Einseitigkeit an. Er hat sich vorgenommen, einen völlig neuen Typ von Offizieren und Beamten zu schaffen. Er ist der Garant eines absoluten Militarismus.«
    Die erste Ansprache Friedrich Wilhelms I. nach seiner Thronbesteigung an die Minister war deutlich genug, allen zu zeigen, was ihnen bevorstand. Der holländische Gesandte Lintelo

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