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Das Bernsteinzimmer

Das Bernsteinzimmer

Titel: Das Bernsteinzimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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abwehrend beide Hände. Doch er grinste dabei. »Das sind hervorragende Wagen, bestens gepflegt! Pech kann man ja mit dem zuverlässigsten Wagen haben …«
    »Wir fahren sofort weiter!« Dr. Runnefeldt verabschiedete sich von dem Werkstattleiter mit Handschlag, was Wollters unter seiner Würde fand. »Schätze, daß wir gegen ein Uhr nachts in Königsberg sind.«
    »Wollen Sie Gauleiter Koch aus dem Bett holen?«
    »Ich nehme an, er wird noch gar nicht drin sein.« Dr. Runnefeldt lachte verhalten. »Ich werde ihn kurz vor unserer Abfahrt anrufen. Wie ich Koch kenne, wird er diese Nacht auf sein Bett verzichten, selbst wenn schon jemand darin wartet …«
    Wollters sah Dr. Runnefeldt erstaunt an. Welche Reden! Er sah auf seine Uhr. »Haben wir noch Zeit, zu Abend zu essen?«
    »Natürlich.«
    »Im Kasino gibt es heute Rouladen mit Rotkohl.« Wollters hob die Augenbrauen. »Kommt dieser Museumsdiener wieder mit?«
    »Soll Herr Wachter am Daumen lutschen?«
    Wollters verschluckte eine Antwort, und das alte Spiel wiederholte sich. Er betrat als erster das Offizierskasino, ihm folgte Wachter und dann erst Dr. Runnefeldt. Die Lkw-Fahrer saßen in der Kantine der Werkstatt und schaufelten Nudelsuppe mit Rindfleischbröckchen in sich hinein. Paschke gelang es, sein Kochgeschirr in der Küche noch einmal füllen zu lassen.
    Nach Einbruch der Dunkelheit kroch er wieder in seinen Wagen und hielt Jana das Kochgeschirr mit der dampfenden Nudelsuppe hin. Sie hatte den Eimer benutzen müssen, es roch scharf nach Urin.
    »Verzeihung –« sagte Jana bedrückt, – »aber es ging nicht anders.«
    »Ick sag ja nix. De Natur is stärker. Ick bringe den Eimer nachher raus. Iß erst mal. So um Mittanacht sind wir in Königsberg. Dann biste erlöst, Mädchen.«
    »Wie kann ich dir danken, Julius?«
    »Ick wüßte schon wat.« Paschkes Blick glitt über Janas Körper und blieb an der oberen Wölbung ihrer Schwesterntracht hängen. »Aba det jeht nich. Ick komm dir später im Krankenhaus besuchen. Wo biste denn da?«
    »Im Städtischen Krankenhaus«, sagte sie sofort, ohne nachzudenken. »Da muß ich mich melden. Wohin sie mich dann stecken, das weiß ich noch nicht.«
    »Ick werd dir finden.« Paschke griff nach dem Henkel des Eimers und verließ mit ihm wieder den Laderaum des Lkws.
    Draußen kippte er ihn in einen Gully vor der Werkstatt und spülte ihn unter einem Wasserhahn in der Werkhalle aus. Det is ooch dat erstemal, dat ick Mädchenpisse rumtrage, dachte er. Aba wat tut man nich allet for die Liebe. Liebe? Na sajen wir: Sympathie. Zu Hause wartet Hanna. Ooch wennse jetzt fremdjeht … nach'm Krieg is allet wieda normal. Dann is allet wieda vajessen. Ooch det Abenteuer Jana.
    Kurz vor der Abfahrt, als Dr. Runnefeldt und Wollters mit Wachter schon im Kübelwagen saßen, kletterte er noch mal unter die Plane zu Jana und holte sein Kochgeschirr ab. Ein Soldat ohne Kochgeschirr ist nur ein halber Soldat. Zwei Dinge gibt's im Krieg, die wichtiger sind als alles andere: das Glück zu überleben, dazu braucht man Glück, und ein sattes Gefühl im Bauch, das kann man steuern. Ein Soldat kann vieles verlieren, nur nicht das am Gürtel scheppernde und gegen die Hinterbacke schlagende Kochgeschirr.
    »Jetzt jeht's los!« sagte Paschke leise. »In Königsberg klopp ick jejen de Wand. Dann mußte ne Fliege machen, vastehste? Dann is et jünstig. Mädchen, mach's jut! Und ick suche dir in Königsberg, verlaß dir druff.«
    Jana nickte. Plötzlich richtete sie sich an der Rückwand hoch, warf die Arme um Paschke und küßte den völlig Verblüfften auf den Mund. Wie ein Pfahl stand er da und glotzte dumm, als Jana sich wieder von ihm löste. In seinem Kopf, in seinen Schläfen, in seinem Herzen, überall summte es, als sei er ein Bienenkorb.
    »Du weißt gar nicht, welch eine große Tat du getan hast, Julius!« sagte sie. »Ich werde dich nie vergessen. Gott sei mit dir … und überlebe den Krieg …«
    »Dir … dir ooch allet Jute«, stammelte Paschke, fuhr sich mit beiden Händen über die Augen und tappte zur hochgeklappten Plane zurück. Erst auf dem Pflaster schüttelte er sich wie ein Hund, der aus dem Wasser kommt, und stieß einen tiefen Seufzer aus. Es war ihm, als habe Feuer seine Lippen verbrannt.
    Is det 'n heißes Stück, dachte er, leicht benommen. Julius, wennste die mal ins Bett kriegst, mußte dir nachher krank melden. Knochenerweichung. Junge, Junge …
    Er ging nach vorn, enterte das Fahrerhaus und ließ sich neben den

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