Das Beste aus 40 Jahren
ließ nichts an ihr aus. Eine Reaktion war in seinem Gesicht nicht zu erkennen.
Unter einer kühlen Haltung verbarg sie geschickt die innere Verwirrung, die das Zusammentreffen mit diesem ungewöhnlichen Mann in ihr auslöste. Er erinnerte sie an einen festgehaltenen Tiger, der ungeduldig an den Ketten der Zivilisation zerrte, weil er hinter seinem Schreibtisch sitzen und höflich sein musste.
Aber auch Nina zeigte nichts von ihren Empfindungen, nichts von der Überraschung, die seine Erscheinung ausgelöst hatte. Ruhig erwiderte sie seinen Blick.
„Ich hatte mich schon entschuldigt“, sagte sie sanft, „aber wenn Sie Wert darauf legen, tue ich es gern noch einmal.“
„Nicht nötig“, erwiderte er trocken. „Ich habe inzwischen festgestellt, dass Sie von unserm ersten Termin nichts wussten. Bitte, nehmen Sie Platz, Miss Faulkner.“
Erleichtert setzte sich Nina ihm gegenüber in den schwarzen Ledersessel und schlug ein Bein über das andere. Sie hatte schön geformte Beine, und der enge Rock ließ eine ganze Menge davon sehen.
Adrian Thornton stand langsam auf, ohne Nina aus den Augen zu lassen. In seiner Größe schien er den ganzen Raum zu füllen. Sie fühlte sich klein ihm gegenüber, beinahe schwach und verwundbar.
Adrian setzte sich auf die Kante des Schreibtisches direkt vor sie. Die Hose spannte sich um seine muskulösen Schenkel. Er kniff die Augen leicht zusammen, als er die zarte Röte bemerkte, die Nina in die Wangen stieg. Dann lehnte er sich zur Seite und drückte das Zigarillo im Aschenbecher aus.
„Lassen Sie uns gleich zur Sache kommen“, sagte er und richtete sich wieder auf. „Ich möchte den Vertrag mit Miss Grant als ‚Beauty-Girl‘ lösen.“
Nina unterdrückte einen Ausruf. Ihre Hände verkrampften sich, als sie das befriedigte Aufglimmen in seinen Augen sah. Dieser Mann hatte doch tatsächlich Freude daran, sie aus der Fassung zu bringen.
„Warum?“
Ungeduldig reckte er sein Kinn vor, als wäre er es nicht gewöhnt, seine Entscheidungen näher zu erläutern.
„Brauche ich dazu einen Grund?“, fragte er kühl.
Nina war sich bewusst, dass dieser Mann nie seine Gründe darlegte, aber in dieser für sie so wichtigen Angelegenheit musste sie es wissen, ob ihm das nun passte oder nicht. Sie würde eher keine Ruhe geben.
„Ich denke, ja.“
Einige Sekunden sah er sie abwartend an.
„Na gut, Miss Faulkner“, begann er schließlich. „Sie sollen den Grund erfahren. Ihre Miss Judith Grant hat eine Liebesaffäre mit Jason Dillman, dem Chef meiner Werbeabteilung.“
Er hatte es ohne jede Betonung und völlig emotionslos gesagt, deshalb traf es Nina umso stärker. Sie war sprachlos. Doch sie zweifelte nicht an seinen Worten, denn sie kannte Judith zu gut.
„Mit meinem verheirateten Werbechef“, fügte er hinzu.
Nina schloss die Augen. Judith hatte schon oft ihren Unmut erregt, aber dies war mit Abstand das Ärgste, was sie ihr antun konnte. Sie hatte gewusst, wie wichtig dieser Vertrag mit Thornton für Nina war, und sie wagte es, nicht nur bei Fototerminen nicht zu erscheinen, sie hatte obendrein auch noch ein Verhältnis mit einem verheirateten Angestellten des Hauses angefangen. Ganz klar, dass der Chef darüber erbost war.
Jason Dillman war ein attraktiver Mann, der sich wie ein Filmstar bewegte. Er hatte blonde Haare und ständig zum Flirten bereite braune Augen. Er machte tatsächlich nicht den Eindruck eines verheirateten Mannes.
Jason Dillman hatte auch Nina einige Male zum Essen eingeladen, als sie damals zusammentrafen und über die Besetzung des „Beauty-Girls“ verhandelten. Sein überschäumender Charme hatte indes wenig Eindruck auf sie gemacht. Sie wehrte seine leichten Zudringlichkeiten ab, ohne auch nur im Traum daran zu denken, dass er seine Aufmerksamkeit Judith zuwenden könnte. Anscheinend hatte er bei ihr Erfolg gehabt.
Jetzt musste sie wenigstens den Versuch machen, Judith zu verteidigen. Sie empfand ein gewisses Mitgefühl für sie, obwohl sich Judith unglaublich leichtsinnig benommen hatte.
„Vielleicht hat sie nicht gewusst, dass er verheiratet ist.“
„Doch, sie wusste es.“
„Sie wusste …“, wiederholte Nina widerstrebend.
„Ja, sie wusste.“ Das klang grimmig. „Und wenn Sie nicht sehr aufpassen, Miss Faulkner, wird Ihre Agentur durch Judith Grant den üblen Ruf bekommen, mehr zu bieten als nur Fotomodelle.“
„Was meinen Sie damit?“ Nina war blass geworden.
Er sah sie spöttisch an.
„Lassen Sie Ihre Fantasie
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