Das Beste aus 40 Jahren
jüngeren Schwester verheiratet.“
„Und er … ich meine …“ Nina verschlug es die Sprache. Sie konnte kaum klar denken.
Kein Wunder, dass Adrian Thornton über dieses Liebesverhältnis so wütend war und verlangte, dass es sofort beendet wurde. Der Mann seiner Schwester und Judith! Tatsächlich, er hatte ein Recht, so böse zu sein.
Und Nina auch. Judith war schon immer eigensinnig gewesen, schon als Kind. Was sie haben wollte, wusste sie sich immer zu verschaffen, selbst wenn sie dafür anderer Leute Gefühle verletzte. Aber damit durfte sie nicht durchkommen, diesmal war sie zu weit gegangen.
Judith war als die Jüngere von den Eltern zu sehr verwöhnt worden. Nun musste sie endlich lernen, auch an andere Menschen zu denken. An Tracy Dillman zuerst, dann an Adrian Thornton und schließlich auch an Nina. Judith hatte offensichtlich keinen Moment an den Ruf der Agentur gedacht, als sie dieses Verhältnis einging.
„Wie konntest du das nur tun, Judith“, fragte Nina fassungslos, „Adrian Thorntons Schwager.“
Judith stellte sich ans Fenster.
„Als ich Jason kennenlernte, wusste ich das noch nicht. Aber selbst wenn es mir bekannt gewesen wäre, hätte es an meinen Gefühlen für ihn nichts geändert. Mir ist es egal, wessen Schwager er ist. Wenn die langweilige Tracy ihn nicht halten kann, soll sie ihn doch gehen lassen und nicht erst den großen Bruder einschalten.“
„Du bist ein herzloses, gemeines Geschöpf, Judith.“
„Nina“, rief Judith, erstaunt über den unerwarteten Ausbruch ihrer Schwester. „Wie kannst du so was sagen.“
„Überrascht dich das?“, fuhr Nina sie an. „Glaubst du, ich hätte nicht den Mut, dir einmal die Wahrheit zu sagen? Du hast dir schon eine Menge geleistet, aber das hier ist das Schlimmste. Tracy Dillman liebt ihren Mann sicher sehr, deshalb versucht sie, ihn zu behalten. Und da kommst du mit deiner Schönheit, deinen Verführungskünsten und …“
„Das reicht.“ Judith war blass geworden. „Ich bin nicht hergekommen, um mich von dir abkanzeln zu lassen.“
„Warum dann?“ Nina verkrampfte ihre Hände ineinander. „Sicher doch nicht, um zu arbeiten. Ich will, dass du diesen Mann aufgibst, Judith, sonst nehme ich dich aus dem Vertrag.“
Judith blieb gelassen.
„Das kannst du nicht.“
„Ich vielleicht nicht“, sagte Nina, „aber Thornton kann es ganz bestimmt. Verlass dich drauf, Thornton hat Anwälte, die alles so hinbiegen können, dass du dir wünschen wirst, einem Jason Dillman niemals begegnet zu sein.“
„Ich gebe ihn nicht auf“, rief Judith hitzig, „ich liebe ihn.“
So schnell, wie die Wut Nina gepackt hatte, so schnell war sie vergangen. Der Beschützerinstinkt kam wieder zum Vorschein. „Möglicherweise glaubst du nur, du liebst ihn.“
„Ich glaube es nicht, Nina, ich weiß es.“
„Er ist verheiratet, Judith …“
„Ein Stück Papier, das Jason vor sieben Jahren mal unterschrieben hat, bedeutet doch nicht, dass er sich immer noch verheiratet fühlt. Die Menschen ändern sich im Lauf der Jahre.“
„Warum verlässt er dann seine Frau nicht?“
„Ich sagte doch schon …“
„Ja, ich weiß, seine Stellung und das Geld seiner Frau“, sagte Nina wegwerfend. „Beides will er behalten und dich obendrein. Judith, einen solchen Mann kannst du doch nicht wirklich lieben.“
„Ich liebe ihn nun mal und will ihn nicht verlieren.“
„Nein, diese Beziehung muss ein Ende haben.“
„Warum?“
„Weil … weil es unmoralisch ist.“ Nina überlegte einen Moment. „Und weil Mama und Dad außer sich sein werden, wenn sie es erfahren. Ganz abgesehen davon wird Adrian Thornton meine Agentur kaputtmachen.“
„Ah, jetzt verstehe ich! Das ist also deine schwesterliche Sorge. In Wirklichkeit bedeutet dir die Agentur mehr als alles andere – mehr als ich, mehr als unsere Eltern, mehr als jeder Mann.“ Judith verzog spöttisch den Mund. „Du solltest dich wirklich mal nach einem Mann umsehen, Nina – nein, nicht dieser Lester, der ist eine Niete. Ich meine einen richtigen Mann. Vielleicht wirst du dann verstehen, was ich für Jason empfinde.“
Nina ignorierte Judiths Bemerkung über Lester. Sie wusste, wie wenig die beiden sich mochten. Lester Fulton war ein Freund, mit dem sie seit drei Monaten ab und zu ausging. Schon beim ersten Kennenlernen hatten Judith und er sich angegiftet.
Aber Judiths Worte, dass sie einen richtigen Mann brauche, hatten sie verletzt. Judith hielt sie für prüde, weil sie sich
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