Das Beste aus meinem Leben
mit einem Sumse-sumse-Lied vom Papa in den Ohren. Dieses nicht. Hoffentlich sehen mich wenigstens die Nachbarn nicht.
Drah di net um! Der Hacke, der fährt rum!
»Tscha!«, schreit Falco. »Tscha! Tscha!«
Luis hat die Lider halb geschlossen, die Augen nach oben gedreht. Das Lied ist aus. Luis regt sich. Er schlägt die Augen auf. Drah di net um, denke ich, der Luissar geht um! Wenn er di anspricht – dann waaßt du schon, warum.
»Noch mal den Kommissar «, flüstert Luis im Halbschlaf.
Ich halt’s nicht mehr aus. »Jetzt ist es aber genug«, sage ich.
Eeeönggg.
Also noch mal.
»Eins, zwei, drei, es is’ ja nix dabei…«, singt Falco. »Drah di net um!«
Jetzt schläft er, denke ich. Fahre in die Garage. Hebe Luis aus dem Sitz. Steige die Treppe hinauf. Rutsche aus. Falle beinahe hin.
Tscha!
Luis öffnet die Augen. Ob er mich anspricht? Hoffentlich spricht er mich nicht noch mal an!
»Wohin gehen wir?«, fragt Luis.
»Ins Bett«, sage ich.
Eeeönggg.
Wieder ins Auto. Dreimal Der Kommissar . Wieder vorsichtig die Treppe hinauf. Er schläft.
»Warum schaust du so?«, fragt Paola.
»Mei Leb’n bringt mi um«, sage ich.
Der neue Schrank
D arf ich Sie bitten, mit mir gemeinsam eine Möbelhändler-Hassminute einzulegen?
Hass, Hass, Hass… Aaah, gut. Danke. Nehmen Sie mich in den Arm! Hass, Hass… Spüren Sie, wie ich zittere? Halten Sie mich! Hass… Es wird besser. Darf ich erzählen?
Paola und ich hatten beschlossen, einen Schlafzimmerschrank zu erwerben, einen fürs Leben, weil man nur einmal im Leben so etwas bezahlen kann, einen Luxusschrank mit Hemdenfächern, Hosenhaltern, Ausziehböden, Kleiderliften – ein Gebirge von Schrank. Er sollte Ordnung in unser Leben bringen. Summend wollten wir davor stehen, immer findend, nie suchend. Wir blätterten in bildersatten Katalogen, geschmückt mit philosophischen Erwägungen. Schwelgten. Planten. Bestellten. Bauten den alten Schrank ab. Legten alle Kleider ins Wohnzimmer. Warteten.
Eines Tages um sieben Uhr früh kam ein Lieferwagen. Zwei Männer trugen hundert Möbelteile, jedes einzeln verpackt, ins Haus, stellten sie in Schlafzimmer, Diele, Treppenhaus ab. Packten alles aus, ein Meer von Holz, Pappe, Papier schaffend. Luis tobte in Holzwolle herum. Paola spielte mit ihm, um ihn abzulenken.
»Und nun?«, fragte ich die Männer.
»Jetzt bauen wir alles zusammen!«, rief einer.
Eine halbe Stunde später sagte der andere: »Es passt nicht.« Man wolle im Lager nachsehen, ob was durcheinandergebracht worden sei. Sie fuhren. Kamen sie zurück?
Nein.
Ich rief im Möbelgeschäft an. Hier seien die Männer nicht, sagte jemand. Vielleicht im Lager? Man rufe zurück. Man rief zurück. Im Lager seien die Männer auch nicht. Es sei 17 Uhr, sie hätten wohl Feierabend gemacht. Luis tobte im Wohnzimmer zwischen Kleidern. Paola spielte mit ihm, um ihn abzulenken. Ob man wisse, wie es hier aussehe, fragte ich am Telefon. Ob ich bis morgen…, sagte man. Um sieben Uhr morgens waren die Männer wieder da. Man habe Teile einer Einbauküche in Nürnberg mit Teilen unseres Schrankes verwechselt. »Und nun?«, fragte ich. Nun werde man die Teile nach Nürnberg bringen, dann zurückkommen. Sie packten und fuhren. Kamen sie zurück?
Nein.
Ich rief im Möbelgeschäft an. Hier seien die Männer nicht, sagte jemand. Vielleicht in Nürnberg? Man rufe zurück. Man rief zurück. In Nürnberg seien die Männer nicht. Es sei 17 Uhr, sie hätten wohl Feierabend gemacht. Luis tobte zwischen Möbelteilen. Paola spielte mit ihm, um ihn abzulenken. Ich tobte am Telefon: Ob man wisse, wie es hier…?! Ob ich bis morgen…, fragte man. Um sieben Uhr waren die Männer wieder da. Sie würden den Schrank zusammenbauen, soweit es gehe, sagten sie. Es ging so weit, dass im Schlafzimmer ein Rohbau stand, der aussah, als sei er einmal ein Schrank gewesen, nicht, als werde einer aus ihm. »Und nun?«, fragte ich. Die Männer sagten, sie würden fahren, die restlichen Teile holen. Sie fuhren. Kamen sie zurück?
Nein.
Ich rief im Möbelladen an. Hier seien die Männer nicht, sagte jemand. »Vielleicht im Lager?!«, kreischte ich. Luis tobte im Schrankgerippe. Man rufe zurück. »Kannst du mit Luis spielen, um ihn abzulenken, Paola?«, rief ich. Man rief zurück: Leider seien nicht unsere Schrankteile mit den Küchenteilen in Nürnberg verwechselt worden, sondern Teile einer Schrankwand in Rosenheim. »Und unser Schrank!? Und die Männer?!«, röhrte ich. Jemand sagte, es sei 17
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