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Das Beste aus meinem Leben

Das Beste aus meinem Leben

Titel: Das Beste aus meinem Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel Hacke
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rechten Ellbogen auf den linken Unterarm.
    Dann sagt sie: »Besser. Gemütlich.«
    Ich lausche, wieder auf dem Sofa, dem Verklingen ihrer Worte nach. Höre schon den leisen Zweifel darin. Weiß, dass wir in einem halben Jahr wieder rücken werden. Und gebe mich doch der verzweifelten Hoffnung hin, nun werde alles bleiben, wie es ist.
    Für ein Jahrtausend.
    Oder wenigstens für den Rest meines Lebens.
    Oder wenigstens dieses Jahr.

Ein Taxifahrerquäler gesteht
    A ch, die Taxifahrer. Warten an Rufsäulen und können nicht wechseln, wühlen sich durch die Stadt und können nicht wechseln, kurven einsam durch die Nacht und können nicht wechseln, hassen die ganze Welt und können nicht wechseln, verdienen zu wenig und können nicht wechseln und kennen nicht wechsöln und wönnen nicht klechsen, nein, weichseln kennen se nöcht.
    Ich wohne fünf Euro dreißig vom Bahnhof entfernt, zum Gehen zuviel, zum Fahren zu wenig, und wenn ich aus dem Bahnhofsgebäude trete und den ersten Taxifahrer in der Reihe von seinem Sitz springen sehe, meinen Koffer in seinen Raum lege, mich auf die Rückbank setze und mein Fünfeurodreißigziel nenne, dann sehe ich jedesmal diesen Daseinsfrust in ihren Augen und die Bitternis eines Chauffeurslebens, in dem immer die anderen die Richtung bestimmen.
    Und ich spüre, wie sie denken: »Deinetwegen gehen meine besten Jahre dahin, deinetwegen tragen meine Kinder zerschlissene Kleidung, deinetwegen essen wir abends Margarinebrote, du Fünfeurodreißiggesicht, du billiges, blödes, und ich stehe gleich wieder ganz hinten in der Schlange, und der Herr, der nach dir kam, hätte zum Flughafen gewollt, für einen guten Fünfziger.«
    Und dann können sie nicht wechseln. Wir stehen vor meiner Wohnung, und ich weiß, was jetzt kommt, gebe schon ein Trinkgeld von einem Euro siebzig, sage also freiwillig »Sieben«, ziehe einen Fünfzigeuroschein aus dem Portemonnaie – und der Fahrer sagt: »Was ist das denn?«
    Ich sage: »Ein Fünfzigeuroschein.«
    Er sagt: »Wie soll ich das wechseln?«
    Ich sage: »Geben Sie mir einfach 43 Euro zurück.«
    Er sagt: »Ich habe kein Kleingeld. Sie sind schon der Sechste heute morgen.«
    So ist es immer. Immer bin ich schon der Sechste heute morgen, immer bin ich schuld, immer müssen wir dann in eine Kneipe oder in den Buchladen oder in das Schmuckgeschäft, um zu wechseln, denn alle können das, nur die Taxifahrer nie.
    Einmal kam ich mit dem Nachtzug, es war sechs Uhr morgens, und die Kneipe, der Buchladen und das Schmuckgeschäft hatten zu.
    »Dann fahre ich Sie eben umsonst«, sagte der Fahrer vorwurfsvollen Gesichts, »wenn Sie nicht zahlen können.«
    »Ich kann doch zahlen«, sagte ich. »Sie können nicht wechseln.«
    »Wie soll ich denn wechseln?!«, jammerte er. »Sie sind schon der Sechste heute morgen. Mein ganzes Kleingeld ist weg.«
    »Sollen wir zum Bahnhof zurückfahren und dort wechseln und dann wieder herkommen?«, fragte ich höhnisch. »Dann springt auch mehr für Sie heraus.«
    Wütend zerrte er seine Brieftasche aus der Jacke, warf mir seine Visitenkarte zu und rief: »Dann schicken Sie’s mir mit der Post!«
    Man müsste auf die Knie fallen und bekennen: »Ich bin ein Fünfzigeuro-Schwein. Ich bin böse. Ich bin ein Taxifahrerquäler, der Sohn einer Taxifahrerquälerin und eines Taxifahrerquälers, zum Taxifahrerquälen geboren. Meine Taschen sind voller Kleingeld, doch aus purer Gemeinheit zahle ich mit großer Kohle. Am liebsten würde ich einen Tausender hinblättern, aber soviel habe ich nicht. Nehmen Sie diesen Fünfziger ganz, und behalten Sie ihn, ich verdiene ihn nicht. Ich bin ein schlechter Mensch und muss büßen.« So müsste man zu Taxifahrern sprechen.
    Sie können nicht wechseln. An Taxifahrerschulen lernt man, wo die Hotels sind und die Puffs, die Sackgassen und die Seitenstraßen, aber wechseln lernt man nicht. Dem, der sein Geld mit der Post wollte, habe ich einen Fünfziger in den Umschlag gelegt und geschrieben: »Leider habe ich es nicht kleiner. Können Sie wechseln?« Es ist mein letzter Test, die Wechselfähigkeit von Taxifahrern betreffend. Will sehen, was passiert.

Reist Herr Hacke in den Süden
    E s gibt Menschen, für die ist im Urlaub das Wichtigste: der Wetterbericht von daheim. Sie kaufen sich die Heimatzeitung und lesen: Zu Hause regnet es. »Ach, ist das schade!«, rufen sie sich zu und räkeln sich auf ihren Liegestühlen in der Sonne, »ach, tun uns die Menschen leid, wie traurig für sie!« Oder sie greifen

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