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Das Beste aus meinem Leben

Das Beste aus meinem Leben

Titel: Das Beste aus meinem Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel Hacke
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Kosmetika.
    Sonst wäre die Happy hour meine Zeit geworden, täglich preiswertes Glück von drei bis vier. Open the door, it’s 3 p.m., here comes happy-hypo, the happy hypochondriac!
    Warum führt man das nicht bei Ärzten ein? Oder gibt Leuten wie mir Mengenrabatt? Jeder zehnte Besuch frei. Ich höre von »Gesundheitsreform« und »Sparen«. Hier sind Möglichkeiten.
    Den meines Wissens größten Beitrag zur Reduzierung von Kosten im Gesundheitswesen hat mein alter Hypochonder-Freund Paul geleistet, welcher eine Ärztin heiratete. Sie untersucht ihn täglich kostenfrei und nimmt Konsultationen zu jeder Tages- und Nachtzeit vor. Neulich stellte sie bei Paul eine Erkrankung namens »Speichelstein« fest. Ich hielt das für eine angeberische Erfindung Pauls, bis ich im Gesundheitslexikon wirklich das Stichwort entdeckte: bis zu pfirsichkerngroße Ablagerungen in den Speicheldrüsen!
    Ich wurde von einer Art Speichelstein-Neid erfasst. So eine seltene Krankheit möchte man auch mal haben, lieber noch: gehabt haben. Es war sehr schmerzhaft, sagt Paul. Er habe Speichelsteinkoliken gehabt, Spei-chelstein-ko-li-ken!
    Speichelstein.
    Das Wort lässt mich nicht mehr los, so ein schönes Wort. Ich stelle mir vor, wie man als Patient ängstlich beim Arzt vorspricht.
    Doktor, diagnostiziert: Sie haben Speichelstein am Speichelbein.
    Patient: Ei, nein, bloß kein Speichelstein!
    Doktor, tröstend: Ein Speichelsteinlein! Ich weich’ es ein und schneid’ es klein.
    Patient: Ich wein’ gleich.
    Doktor, mit der Behandlung beginnend: Weiche, Speichelstein, weiche!
    Patient: Mir ist zum Spei’n!
    Doktor, hat Schwierigkeiten: Scheiß-Speichelstein, entschleichst du gleich dem Speiseleiter!
    Patient: O Speichelsteinpein! Will heim!
    Doktor: Kein Gegrein! – (In die Sprechanlage:) Freilein, mal den Speichelsteinzerkleinerer rein!
    Patient: Ohne Beteibung?
    Doktor: Leider.
    Patient: Schwein.
    Na, und so weiter. Es gibt ja fast keine Krankheit, die ich noch nicht zu haben mir einbildete, einschließlich entsetzlichster Darmkatastrophen, welche mich zum Proktologen führten. Das ist, Entschuldigung, ein Facharzt für Ärsche, doch ein sehr netter Herr, welcher mich mit der resignierten Bemerkung »Zu mir kommt keiner gern« empfing. Darauf blickte er mit einer Kombination von Taschenlampe und Fernrohr in meinen Hintern, sah nichts und entließ mich mit dem traurigen Satz: »Von mir geht jeder gerne weg.« (Es gibt ja Hypochonder, die beleidigt sind, wenn der Arzt nichts bei ihnen findet – sie haben dann das Gefühl, er nehme sie nicht ernst. Ich gehöre nicht zu ihnen. Ich ging gern.)
    Dieter, mein anderer Freund, geht oft zum Nasenarzt Hinterdobler, welcher ihm sechs Spritzen gibt, dann mit einer langen Nadel, an deren Ende sich eine Öse befindet, in die Nase fährt und die Polypen entfernt. Irgendwann sagt er immer, jetzt müsse er aufhören, er sei »zu nah am Gehirn«.
    Da stelle ich mir vor, Dr. Hinterdobler machte das bei mir. Plötzlich zuckte er zusammen, zöge rasch die Nadel heraus. Und ich würde fragen: »Waf if denn mit der Nafe?« Und er würde antworten: »Jetzt habe ich aus Versehen ihr Gehirn durchs Nasenloch herausgezogen? Es ist aber auch sehr klein, das kann schon mal passieren.«
    Entschuldigen Sie also bitte diesen Text.

Als es noch Fahrstuhlführer gab
    Z u meinem Büro fährt ein Fahrstuhl. Kürzlich ist er renoviert worden, glänzt an allen Wänden silbrig und hat einen großen Spiegel. Außerdem steht über den Bedienknöpfen, falls der Lift stehenbleibe, werde man mit der Notrufzentrale verbunden. Dann lese ich noch: »Bitte seien Sie unbesorgt.«
    Seien Sie unbesorgt! Allerdings bin ich nun gerade dieses Satzes wegen plötzlich besorgt. Das Schild hat mich an die Möglichkeit des Besorgtseins erinnert. Daran, dass Fahrstühle abstürzen können. Ich hatte das vergessen. Früher war ich voller Angst vor Fahrstühlen. Ich hatte das überwunden. Dachte ich.
    Als ich ein kleiner Junge war, standen in allen Fahrstühlen Fahrstuhlführer, in den Kaufhäusern zum Beispiel. Auf jeder Etage riefen sie: »Miederwaren!« Oder: »Elektrogeräte!« Seltsamerweise hatten alle Fahrstuhlführer bloß jeweils einen Arm. Sie waren Kriegsinvaliden. Das wusste ich als Kind nicht. Ich dachte, sie hätten die Arme bei Fahrstuhlabstürzen verloren.
    Leider gibt es nun keine Fahrstuhlführer mehr, auch keine Liftboys, höchstens in besten Hotels. Man ist in Fahrstühlen allein oder mit Leuten zusammen, die auch keine

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