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Das Beste aus meinem Leben

Das Beste aus meinem Leben

Titel: Das Beste aus meinem Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel Hacke
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betreten. Ich musste an andere Freundespaare denken, Ernie und Bert, Tom Sawyer und Huckleberry Finn, Winnetou und Old Shatterhand. Übrigens hat ja Arno Schmidt, der Schriftsteller, in Sitara und der Weg dorthin vor langer Zeit behauptet: Winnetou und Old Shatterhand – das sei eine verdeckte Schwulenliebe. Ich hatte das Buch erst jetzt gelesen, aber irgendwann gelangweilt beiseite gelegt. Na jaaa… Keine Erkenntnis, die einen heute noch umwürfe. Ernie und Bert sind auch keine Heteros, und Karl May lasen wir in Zeiten, in denen jeder Junge seine schwule Phase hat. In denen unsere Träume unverbrüchlichen Männerfreundschaften galten.
    Ich stand auf, klopfte Bosch begütigend aufs Blech und sagte: »Gute Nacht, mein weißer Bruder. Ich gehe schlafen.«
    »SCHNAUZE!«, bellte er.

Als ich auf dem Balkon wohnte
    E s war an einem der letzten schönen Spätsommertage, als Paola und ich beschlossen, unser Abendessen zusammen mit Luis auf dem Balkon einzunehmen. Unser Balkon, erreichbar durch Luis’ Zimmer und eine Glastür, befindet sich über dem Innenhof. Man blickt von dort auf Fahrräder, einen Sandkasten und den Weg zum Hinterhaus. Auf dem Balkon stehen Blumentöpfe, ein Tisch und drei Stühle. Auf denen saßen wir, aßen und freuten uns des Lebens. Irgendwo spielte jemand Klavier, anderswo klapperte Geschirr, dazwischen: Schwalbengeräusche. Im Haus gegenüber saß ein Student rauchend im Fenster und lernte aus einem Buch. Langsam wurde es dunkel. Luis spielte auf dem Balkonboden mit seiner Ritterburg.
    »Es wird Zeit, Luis«, sagte ich, »dass du ins Bett gehst.«
    »Nein«, sagte er, intensiv mit seiner Burg beschäftigt.
    »Du kannst dir schon den Schlafanzug anziehen«, sagte Paola, »und Zähne putzen. Dann kannst du im Bett lesen.«
    »Nein«, sagte Luis.
    »Luisss!!!«, sagte ich laut. Er beachtete das nicht. Spielte weiter. Jedenfalls zunächst. Aber nach zwei Minuten (in denen nichts geschah, außer dass ich einen Schluck Bier nahm und über das weitere Vorgehen nachdachte) stand Luis auf, ging in sein Zimmer und schloss die Tür von innen. Ich stellte mich davor und sah, wie er vor Vergnügen von einem Bein auf das andere hüpfte.
    »Luis!«, rief ich. »Mach sofort die Tür wieder auf!«
    Er hüpfte und lachte.
    »Kümmere dich nicht!«, sagte Paola. »Es wird ihm langweilig werden und unheimlich. Dann macht er wieder auf.«
    »Luiiisss!«, rief ich. Im Innenhof steigt der Schall wie ein Echo an den Hauswänden empor. Man kann in den Wohnungen jedes auf einem der Balkons gesprochene Wort hören. Weil ich den Nachbarn nicht eine kostenlose Abendunterhaltung bieten wollte, verlegte ich mich auf Pantomime, grimassierte, drohte durch die Fensterscheibe ins Kinderzimmer hinein, bis Luis verschwand.
    »Setz dich und trink einen Schluck Bier!«, sagte Paola. »Wie lange wird es dauern, bis ihm langweilig ist und unheimlich?«, fragte ich.
    »Nicht lange«, sagte sie. »Jetzt genießt er seine neue Macht und kostet aus, dass er uns in der Hand hat.«
    Als Kind sperrte mich meine Mutter in den Keller, um mich zu bestrafen. Nun sperrte mich mein Sohn auf den Balkon. Hast es weit gebracht, dachte ich.
    Ich trank etwas, dann stand ich wieder auf, um ins Kinderzimmer zu sehen. Luis saß auf dem Boden neben seinem Bett, trank Coca-Cola aus einer Flasche und aß Popcorn, während er im Fernsehprogramm blätterte. Er war entschlossen, endlich alles zu tun, was ihm sonst verboten ist. Ich hämmerte mit den Fäusten gegen die Scheibe. Luis legte eine CD in den CD-Spieler, der neben seinem Bett steht, und begann, Musik zu hören. Paola stellte sich neben mich und klopfte nun auch ans Fenster.
    »Soll ich die Scheibe einschlagen?«, fragte ich.
    Wer kann sich vorstellen, wie hilflos wir waren? Man kann in einer solchen Situation niemand zu Hilfe rufen, ohne sich in der Nachbarschaft zu blamieren. Man kann auch keine Verwandten anrufen, wenn man kein Handy dabei hat. Man kann nur warten.
    Also warteten wir. Und warteten. Ehrlich gesagt: Wir sitzen seitdem auf dem Balkon. Wir wohnen hier. Glücklicherweise ist er überdacht. Glücklicherweise hatten wir zufällig Decken draußen liegen, in die wir uns nachts wickeln. Glücklicherweise hatten wir vom Abendessen einiges übrig. Es ist seltsam, auf dem Balkon zu wohnen. Man steht sehr in der Öffentlichkeit. Wenn ein Nachbar verwundert ruft, warum wir immerzu auf dem Balkon seien, rufen wir etwas zurück von frischer Luft und Malerarbeiten im Schlafzimmer. Manchmal überlege

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