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Das Beste aus meinem Leben

Das Beste aus meinem Leben

Titel: Das Beste aus meinem Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel Hacke
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werde Italienisch lernen! Und Bruno auch! Venceremos!«
    »Das ist spanisch«, sagte sie.
    »Aber es stimmt«, sagte ich.

Cool
    E inige Tage vor meinem letzten Geburtstag… Oh, nein, bitte, lieber Gott, lass es nicht meinen letzten Geburtstag gewesen sein!
    Also noch mal.
    Einige Tage, bevor ich 46 wurde, bekam ich ein Paket. Legte es in die Küche. Dort entdeckte Luis es am Morgen.
    »Papa, was ist in dem Paket?«
    »Wahrscheinlich ein Geburtstagsgeschenk für mich.«
    »Darf ich es aufmachen?«
    »Nein, das machen wir an meinem Geburtstag auf.«
    »Wann ist dein Geburtstag?«
    »Noch dreimal schlafen.«
    »Oooooooh…«
    »Du musst dich jetzt anziehen. Wir müssen in den Kindergarten. Zieh den Pyjama aus und diese Hose hier an!« Seine Stimme wechselte von einer Sekunde auf die andere die Tonlage und bekam etwas Kreischendes.
    »Nein!«, schrie er. »Nein! Diese Hose ziehe ich nicht an!«
    »Warum nicht? Du hast sie immer angezogen.«
    »Nein! Ich ziehe sie nicht an!« Er brüllte jetzt.
    »Und warum nicht?«
    »Sie ist nicht cool !« Er schrie es.
    Das gibt’s nicht, dachte ich: Er ist sechs und sagt cool . »Und welche Hose willst du dann?«
    »Die braune.«
    »Die ist in der Wäsche.«
    »Dann ziehe ich gar nichts an.«
    »Dazu ist es zu cool draußen.«
    Ich sah nach, was noch für Luis-Hosen im Schrank lägen. Paola kam zur Wohnungstür herein. Sie hatte die Zeitung geholt. Gestern abend war sie im Kino gewesen. »Du musst den Soderbergh-Film sehen!«, rief sie. »Mit Brad Pitt und George Clooney und Julia Roberts. Sie sind, wie soll ich sagen?, ich finde kein anderes Wort, sie sind alle so cool .«
    »Jetzt fängst du auch an«, sagte ich.
    »Womit?«
    Ich sagte, dass ich was gegen Modewörter hätte, voll und geil und cool , immer die gleichen Wörter, jeder Sechsjährige ersetze »sehr« durch »voll«: voll schön, voll cool, voll geil. Wahrscheinlich bekomme man in der Schule statt »Sehr gut« bald ein »Voll gut«. Mich ärgere die Gedankenlosigkeit im Umgang mit der Sprache, dieses reduzierte Vokabular und die Art, wie sich Wörter abnutzen und jeden Zauber verlieren, sagte ich.
    »Das ärgert mich auch«, sagte Paola. »Aber darum geht es nicht. Es geht darum, dass du in diesem Film das Wort cool sozusagen auf der Leinwand sehen kannst. Du siehst die Inkarnation des Begriffs cool . Vor allem bei Clooney.«
    »Cooley«, sagte ich. Vor einer Weile hatte ich ein philosophisches Buch über Cool gelesen, von Ulf Poschardt – schon wegen Bosch, meinem sehr alten Kühlschrank und Freund, hatte ich es gelesen, ich fühle mich zur Weiterbildung verpflichtet. Ich hatte aus dem Buch gelernt, dass Coolsein eine riesige kulturgeschichtliche Dimension habe, dass auf irgendwie coole Weise die russischen Konstruktivisten, Kafka, James Dean, Bogart, Nietzsche und Beuys und fast alle anderen miteinander in Verbindung stünden. Coolness, sagte der Autor, sei eine Haltung, die den Menschen ermögliche, mit der gesellschaftlichen Kälte zu leben, statt in ihr zu erfrieren, ja, den »Eiswinden der Entfremdung zu trotzen«. Sehr klooges Booch, Oolf!
    Ich kam mit einer anderen, möglicherweise coolen Hose in die Küche zurück, einer gefütterten Hose, die meinem Sohn ermöglichen würde, sich in den Eiswinden der Entfremdung schadlos zu bewegen. Aber Luis war nicht in der Küche. Mein Paket auch nicht. Ich fand beide im Wohnzimmer. Luis saß vor dem Paket und starrte es an.
    »Ist diese Hose cool genug, Loois?«, fragte ich.
    »Ja, okay«, sagte er. »Kann ich das Paket aufmachen?«
    »In drei Tagen«, sagte ich. »Und jetzt die Hose!«
    Er zog sie an.
    »Was ist das eigentlich – cool?«, fragte ich ihn.
    Er zuckte die Achseln. Wandte den Blick nicht vom Paket. Ein Blick von teilnahmsloser Gespanntheit. Er konnte an nichts anderes mehr denken als an den Inhalt dieses Paketes. Er überlegte, wie er es aushalten könnte, dieses Paket jetzt nicht zu öffnen. Wie er cool genug sein könnte.
    Dann sagte er: »Vielleicht ist das, was da drin ist, cool.« (Ich legte das Paket auf den Schrank. An meinem Geburtstag durfte Luis es öffnen. Es war Champagner drin. Ich legte die Flasche in den Bosch hinein, und als sie schön cool war, tranken Paola und ich sie aus.)

O Speichelsteinpein!
    N eulich betrat ich meine Stamm-Apotheke. Da stand auf einem Schild: »Happy hour von 15 bis 16 Uhr«.
    Happy hour in der Apotheke! Kokst der Apotheker um die Zeit? dachte ich.
    Nein, alles zehn Prozent billiger!
    Alles?
    Nein, nur die

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