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Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Donohue
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Wasser in einem Wildbach, während sie mit Curtis sprach, der nur hin und wieder eine leise Antwort von sich gab. Was sie sagten, konnte ich von hier aus nicht verstehen; zwischendurch klapperte eine Bratpfanne auf dem Herd, und die Gasflamme zischte.
    Unsicher , dachte ich erschrocken. Bei dem Wort lief es mir kalt den Rücken hinunter. Ich fühle mich hier nicht mehr in Sicherheit.
    Plötzlich drang die Stimme meiner Mutter aus ihrem Schlafzimmer so laut und klar an mein Ohr, als stünde sie direkt hinter mir. Ich zuckte zusammen und legte unwillkürlich die Hand auf das Geländer. Dann eilte ich zurück ins Obergeschoss.
    Meine Mutter saß mit dem altmodischen schwarzen Wählscheibentelefon, von dem sie sich partout nicht trennen wollte, auf dem Schoß auf der Bettkante und wickelte sich die Spiralschnur des Hörers um den Finger. Der Anblick war mir nur allzu vertraut: Sie hatte einen Ohrring abgelegt, saß so aufrecht da, als hätte sie einen Besenstiel verschluckt, und zeigte keinerlei Gefühlsregung, auch wenn man den Eindruck hatte, dass sie innerlich in höchster Aufregung war. Sie sah mich in der Tür stehen und winkte mich herein. Ich schloss die Tür hinter mir.
    »Faye? Faye? Faye! Ich rufe dich gleich zurück, ja?« Sie machte eine Pause. »Ja, das Südfeld hinter dem Geräteschuppen muss für die Hochzeit unbedingt freigeräumt und gemäht werden, dort sollen die Autos vom Personal geparkt werden.« Pause. »Die Autos vom Personal .« Pause. »Nein, das Süd feld. Ja, das stimmt, aber …« Sie sah mich entnervt an und zog die Mundwinkel leicht nach unten. »Faye? Faye, wir müssen die Liste ein andermal durchsprechen. Bitte leite bloß nichts in die Wege, bevor wir das nicht geklärt haben. Es bringt nichts, die Dinge zu überstürzen, dann passieren nur Fehler. Tu vorerst bitte nichts .« Pause. Tiefer Seufzer. »Ja, richtig. Ja, Faye . Hab einfach noch ein wenig Geduld. Wir sprechen uns später.«
    Immer wenn meine Mutter den Hörer auf die Gabel knallte, verstand ich, warum sie dieses alte Telefon so liebte. Ein Mobilfunkgespräch zu beenden setzte einfach keinen so resoluten Schlusspunkt.
    »Wie geht es ihr?«, fragte ich. Faye war die Hausverwalterin von Woodstone, dem Weingut unserer Familie im Napa Valley, wo Wes und ich heiraten würden. Wir hatten Faye von den Vorbesitzern geerbt. Mittlerweile war sie etwas schwerhörig, obwohl meine Mutter felsenfest behauptete, sie schütze dieses Handicap nur vor, um auf dem Gut weiter schalten und walten zu können, wie es ihr gefiel. Schließlich hatte sie die meiste Zeit ihres Lebens dort gewohnt und betrachtete das Haus – wohl zu Recht – als ihr Eigentum.
    »Ach, du kennst doch Faye«, sagte meine Mutter und steckte sich ihren Ohrring wieder an. »Es geht ihr gut. Es könnte sein, dass es auf deiner Hochzeit etwas nach Jauche riecht, aber Faye ist einfach ein Schatz.«
    Ich lachte. »Dann sagen wir den Gästen, dass sie Gummistiefel mitbringen sollen.«
    »Untersteh dich«, sagte meine Mutter.
    Meine Miene gefror. »War nur ein Scherz«, sagte ich. Wenn Lucia und Annie nicht gewesen wären, hätte ich als Kind überhaupt gewusst, wie ein Lachen klingt? , fragte ich mich.
    »Was ist los?«, fragte meine Mutter. »Du siehst bedrückt aus.«
    »Ich habe über Dad nachgedacht. Und über die Sachen, die er verloren hat.«
    Meine Mutter machte eine abwehrende Handbewegung, bei der ihr Diamantring kurz aufblitzte. »Ach, das? Es geht ihm doch bestens. Du weißt, was der Arzt gesagt hat. Er soll Gehirntraining machen. Kreuzworträtsel und solche Dinge.« Sie seufzte. »Mit dem Alter ist nicht zu spaßen, das sage ich deinem Vater schon seit Jahren. Da muss man den Stier bei den Hörnern packen.«
    »Du glaubst also wirklich, dass das die einzige Erklärung ist?«, fragte ich.
    »Aber ja.« Als sie das sagte, traten ihre Kiefermuskeln ganz leicht hervor, und diese fast unmerkliche Anspannung alarmierte mich. Ich dachte an unsere bisherigen Gespräche über meinen Vater zurück, bei denen ich auch schon das Gefühl gehabt hatte, dass sie mir nicht alles sagte. Ich kaute auf meiner Unterlippe herum und überlegte, wie ich sie aus der Reserve locken könnte. Da senkte sie misstrauisch den Kopf und bohrte ihren Blick in meinen. »Julia, du bist ungewöhnlich still. Was hast du?«
    »Dass Sachen verschwinden«, begann ich langsam, »das hat doch erst angefangen, nachdem ich wieder hier eingezogen bin, oder?«
    »Ja«, sagte meine Mutter. Ich bemühte mich um

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