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Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Donohue
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mich einfach nicht mehr so hilflos fühlen. Ich wollte, dass wieder Alltag einkehrte, dass meine Welt wieder in Ordnung kam. Mein Körper hatte mich im Stich gelassen, aber daran konnte ich nichts ändern. In dieser Angelegenheit konnte ich wenigstens etwas unternehmen. Ich wollte mich wieder sicher fühlen. Denn das hatten mir meine Aussprachen mit Wes und Annie gezeigt: Wenn ich meine Beziehungen zu anderen Menschen stärken wollte, musste ich tapfer, mutig und ehrlich sein. Ich gab Curtis’ Adresse in mein Navi ein und fuhr los.

27 – Annie
    Ich weiß selbst nicht genau, warum ich an diesem Abend noch einmal ins Treat zurückging, nachdem Julia mich schon nach Hause gefahren hatte. Ich wünschte, ich könnte diesen Impuls mit einer vagen Vorahnung begründen, doch es war wohl eher ein Anfall von akuter Schlaflosigkeit, der mich um 23 Uhr noch einmal auf die Straße trieb. Julia hatte mir den Auftrag erteilt, für ihre Hochzeit eine neue Cupcake-Sorte zu kreieren, und seitdem zerbrach ich mir den Kopf darüber. Mir schwebte ein Cupcake vor, der Julias Persönlichkeit widerspiegelte – ein wunderschönes, makelloses Äußeres mit einer Geschmackskomposition, die elegant, kühn und zugleich überraschend zart war. Meine erste Idee war ein klassischer Zitronenkuchen mit einem Kern aus Wildbeeren-Custard und einem Topping aus süßer Vanillebuttercreme, doch irgendetwas an dieser Kombination wollte noch nicht recht zueinanderpassen. Ich hätte auch zu Hause an dem Rezept weiterarbeiten können, aber aus einem mir selbst unerfindlichen Grund schlüpfte ich in meine Jacke und lief den ganzen Weg zurück zum Treat.
    Als ich das Café betrat, spürte ich sofort, dass etwas nicht stimmte. Die sonst so warme und nach Gebäck duftende Luft war dünn und beißend. Offenbar lenkte mich das so ab, dass ich vergaß, die Tür hinter mir zu verriegeln. Ich schaltete das Licht ein und schaute mich prüfend um. Aber mir fiel nichts Ungewöhnliches auf: Die Kasse glänzte im Schein des Kronleuchters, und auf der Glasvitrine, die Devi nach Feierabend sauber gewischt hatte, waren ein paar Schlieren zu sehen.
    Doch dann bemerkte ich es: Durch die Ritze unter der Küchentür drangen dünne, dunkle Rauchschwaden.
    Im Nachhinein ist mir natürlich klar, was ich in diesem Moment hätte tun sollen: Ich hätte sofort kehrtmachen, auf die Straße hinausgehen und die Feuerwehr rufen sollen. Doch der Rauch kam aus meiner Küche. Die Küche, die mein zweites Zuhause geworden war. Das Herz dieses kleinen Ladens, den Julia und ich zu einem erfolgreichen Geschäft gemacht hatten. Ohne nachzudenken nahm ich ein dunkelrotes Geschirrtuch aus dem Regal hinter der Theke, hielt es mir vor den Mund und schob die Tür, die nur angelehnt war, mit der Zehenspitze auf.
    Der Rauch, der in der Küche schwebte, formte zu diesem Zeitpunkt noch so feine dunkle Schnörkel in der Luft, dass ich den Anblick unter anderen Umständen wohl als faszinierend empfunden hätte. Als ich mich ein paar Schritte vorwagte, schlug mir eine Hitzewelle entgegen. Am anderen Ende des Raumes loderten Flammen an der Wand und fraßen sich mit schwindelerregendem Tempo bis an die Decke. Mit jedem Zucken des Feuers quollen dicke schwarze Rauchwolken auf und erfüllten bald den ganzen Raum.
    Hinter dem schnell dichter werdenden Rauch erkannte ich auf einem der Regale einen Stapel brennender Hefte. Wie zum Teufel kommen die denn da hin? Ich wollte nach dem Feuerlöscher neben dem Kühlschrank greifen, aber er war nicht da. Mein Herz begann noch wilder zu schlagen, meine Gedanken rasten. Ich erinnerte mich genau, den Feuerlöscher noch am Nachmittag dort gesehen zu haben. Jemand musste ihn mit Absicht entfernt haben. Wer würde so etwas tun?
    Blind vor Wut und Empörung nahm ich das Geschirrtuch vom Gesicht und fing an, damit auf das Feuer einzuschlagen. Ich weiß nicht, wie lang ich dort stand und mit dem Tuch um mich hieb, als könnte ich meine Küche so vor den Flammen retten. Die Zeit dehnte und beschleunigte sich im Rhythmus meiner immer verworreneren Gedanken. Mit jedem Auflodern des Feuers wogte mir die glühende Hitze ins Gesicht, bis ich völlig erschöpft aufgab und mich zur Tür umdrehte. Doch der Ausgang war hinter einer Wand aus schwarzem Rauch verschwunden. Meine Augen brannten, heiße Tränen liefen mir übers Gesicht und raubten mir zusätzlich die Sicht. Ich stolperte in die Richtung, in der ich die Tür vermutete, und stieß gegen die Teigmischmaschine. Ich knickte um und

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