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Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Donohue
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abstellte, zuckte ich zusammen. Ich fuhr herum und sah mit pochendem Herzen zu ihm hoch. Die Uhr hielt ich immer noch in der Hand. Curtis stand dicht vor mir. Zum ersten Mal wurde mir bewusst, wie groß er war und wie bedrohlich er mit seiner kräftigen Statur wirken konnte. Ein beißender Geruch lag in der Luft, den ich nicht zuordnen konnte.
    »Das ist die Uhr von meinem Vater«, sagte ich leise.
    Zu meiner Erleichterung drehte er sich um und entfernte sich ein paar Schritte. Nachdem er sich auf einem Metallstuhl neben der Küchentür niedergelassen hatte, nahm er einen großen Schluck von seinem Bier und erwiderte: »Ja.« Seine Stimme war vollkommen ausdruckslos und ich hatte keine Ahnung, was in ihm vorging. War er peinlich berührt? Beschämt? Zerknirscht? Würde er sich rechtfertigen? »Er hat sie mir geschenkt.«
    Ich sah ihn an. Was würde Annie in dieser Situation tun? , fragte ich mich. Was hätte Lucia getan? »Nein, Curtis«, sagte ich und setzte mich aufrechter hin. »Er glaubt, er hätte sie verloren.«
    Curtis zuckte mit den Schultern. »Spielt das eine Rolle?«
    »Natürlich!«
    Curtis nahm noch einen großen Schluck.
    »Du warst das also all die Jahre, stimmt’s?«, fragte ich. »Du hast meinem Vater all die Sachen gestohlen.«
    Er zuckte wieder mit den Schultern. »Hat er sie denn vermisst? Hat es sein Leben in irgendeiner Weise verändert, dass er ein paar schicke Sachen weniger hatte?« Mir wurde klar, dass ich bis zuletzt gehofft hatte, er werde alles abstreiten oder wenigstens eine plausible Erklärung für sein Tun liefern. Mein Herz zog sich zusammen. »Mal ehrlich, wen kratzt das schon?« Als er das sagte, verzog sich sein Gesicht zu einer höhnischen Grimasse, die ich noch nie an ihm gesehen hatte. Seine Worte fühlten sich an wie eine Ohrfeige.
    »Mich, Curtis! Uns alle. Wir haben dir alle vertraut. Mein Vater kennt dich schon die Hälfte seines Lebens! Er betrachtet dich als einen seiner besten Freunde.«
    »Nein!« Curtis schlug sich mit der Faust auf den muskulösen Oberschenkel. Meine Wangen glühten, und ich wünschte mir den gleichgültigen Curtis von eben zurück. »War er etwa mein Freund, als er sich vor fünfzehn Jahren geweigert hat, mir Geld zu borgen? Als ich mal ein bisschen Ärger am Hals hatte und fast mein Haus verloren hätte? Nein!« Er versprühte Spucke, so sehr redete er sich in Rage. »Weißt du, was er mir gegeben hat? Mehr Arbeitsstunden . Er wollte, dass ich mir das Geld verdiene . Und er ist ja der Boss, nicht wahr?«
    In meinem Kopf ratterte es. Mein Vater, sosehr er auch auf konservative Finanzpraktiken vertraute, war eigentlich ein sehr großzügiger Mensch. Wenn er Curtis kein Geld geliehen hatte, dann hatte er gute Gründe dafür gehabt.
    »Ich bin sicher, dass mein Vater nur dein Bestes wollte«, sagte ich so neutral wie möglich. Ich durfte ihn nicht provozieren, und das machte mich nur noch nervöser. Was für eine Reaktion hatte ich denn erwartet? Ein Geständnis unter Tränen? Die Beteuerung, von nun an ein besserer Mensch zu sein? Einen feierlichen Treueschwur? Jetzt, wo ich einem Mann gegenübersaß, der eine mir völlig unbekannte Facette seiner Persönlichkeit zeigte, war es mir schleierhaft, wie ich so naiv hatte sein können.
    Curtis schnaubte. »Mein Bestes? Julia, er ist dein Vater, nicht meiner. Ich habe nicht sein Wohlwollen gebraucht, sondern sein Geld. Aber er hat es mir nicht gegeben. Also bin ich selbst aktiv geworden.« Mit einem weiteren kräftigen Schluck leerte Curtis sein Bier und stellte die Dose scheppernd auf dem Boden ab.
    Beim Anblick seiner großen, leeren Hände bekam ich einen Kloß im Hals. »Na schön«, sagte ich. »Das wird sicher jeder verstehen.« Ich stand langsam auf. Alles in mir schrie danach, diesen Raum zu verlassen, in meinen Wagen zu springen und schnurstracks nach Hause zu fahren. »Wir finden schon eine Lösung. Wir haben dich alle sehr gern.«
    »Setz dich«, sagte Curtis leise.
    Ich erstarrte. »Was?«
    Er wiederholte den Befehl nicht, sondern glotzte mich nur stumm an, bis ich wieder auf das Sofa sank. Ich blickte auf meine Knie hinunter und versuchte, einen kühlen Kopf zu bewahren. Neben mir lag meine Tasche mit dem Handy. Doch in dem Augenblick, als mir dieser Gedanke kam, durchquerte Curtis bereits den Raum, schnappte sich meine Tasche und setzte sich wieder auf seinen Stuhl.
    »Curtis«, flüsterte ich. »Was soll das?«
    Er stellte die Tasche vor sich ab und gab keine Antwort.

29 – Annie
    Als wir

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