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Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Donohue
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Scheinwerfer von Curtis’ Wagen, der gerade in die Einfahrt einbog. Ich setzte mich auf und hörte meinen steifen Nacken knacksen; im ersten Moment wusste ich gar nicht, wo ich war. Ich sah auf die Uhr. Mitternacht? Hatte ich wirklich über eine Stunde lang geschlafen? Das Geräusch der zuschlagenden Autotür zerriss die Stille der Nacht. Curtis ging gemächlich zu seiner Haustür, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben. Seltsamerweise war ich trotz der fortgeschrittenen Stunde und dem Grund meines Besuchs erleichtert, ihn zu sehen.
    »Curtis!«, rief ich beim Aussteigen. Ich massierte mir mit einer Hand den Nacken, während ich auf ihn zuging.
    Er drehte sich nach mir um und kniff die Augen zusammen. Als er mich erkannte, zog er die Stirn in Falten.
    »Julia«, sagte er langsam. »Was machst du denn hier?«
    »Ich muss mit dir reden«, sagte ich.
    Curtis spähte über meine Schulter auf die Straße hinaus und starrte mich dann wieder an. »Bisschen spät für eine Unterhaltung, oder?«, fragte er. Hier, in einem mir unbekannten Teil der Stadt und weit weg von unserem Haus, kam er mir vor wie ein ganz anderer Mensch. Er hatte schwarze Schatten unter den Augen, und tiefe Furchen durchzogen seine Stirn. Mir fiel ein, dass er getrunken haben könnte, und die Erleichterung, die ich noch kurz zuvor verspürt hatte, löste sich in Luft auf. Was mache ich hier eigentlich? , fragte ich mich. Dann verscheuchte ich diese ängstlichen Gedanken und straffte entschlossen die Schultern. Ich nehme die Dinge in die Hand , erinnerte ich mich. Ich hole mir mein Leben zurück.
    »Bitte«, sagte ich, »kann ich mit reinkommen?« Leider klang meine Stimme nicht so fest, wie ich gehofft hatte.
    Curtis antwortete nicht sofort. Doch schließlich wandte er sich mit einem Nicken zur Haustür um. Ich folgte ihm hinein und über einen kurzen, dunklen Flur weiter ins Wohnzimmer. Curtis schaltete das Licht ein. Der Raum war kalt und spärlich eingerichtet; viel mehr als ein kleines braunes Sofa und einen Fernseher auf einem Ständer in der Ecke gab es nicht. Es fühlte sich an wie das Zuhause von jemandem, der ein sehr einsames Leben führte. Wie seltsam musste es für ihn sein, fast jeden Tag in unserer geräumigen, professionell eingerichteten Villa in Pacific Heights zu verbringen und Abend für Abend in diese sterile, beengte Umgebung zurückzukehren. Wir leben in zwei vollkommen verschiedenen Welten.
    »Setz dich«, sagte er. »Ich hole mir nur eben ein Bier. Magst du auch etwas?«
    »Nein, danke«, stammelte ich. Ich setzte mich vorsichtig auf die Sofakante und rieb mir mit den Händen über die Beine, um mich aufzuwärmen. »Ich möchte nichts.« Ich kannte Curtis schon mein Leben lang – warum hatte ich plötzlich das Gefühl, einen Fremden vor mir zu haben? Ich schluckte und stellte fest, dass mein Mund wie ausgetrocknet war. »Vielleicht ein Glas Wasser«, rief ich ihm hinterher, als er durch eine Bogentür in die Küche ging.
    Als ich allein im Zimmer war, sah ich mich genauer um. Erst jetzt bemerkte ich einige Kartons neben dem Sofa. Einer stand offen; er war bis zum Rand mit allen möglichen Haushaltsgegenständen gefüllt. Gehörte Curtis etwa zu jenen Menschen, die aus Kisten lebten, ohne sie jemals auszupacken? Den Eindruck machte er eigentlich nicht. Zur Arbeit erschien er immer einfach, aber ordentlich gekleidet, meist in hellbrauner Hose und einem schlichten Sweater. Und er führte jede Aufgabe, die in unserem Haushalt anfiel, schnell und zuverlässig durch. Ein Gast würde in zwei Wochen zu Besuch kommen und musste vom Flughafen abgeholt werden? Es reichte, wenn man Curtis einmal kurz Bescheid sagte. Man ließ sich zu einer Gala fahren und merkte erst unterwegs, dass einem die Adresse entfallen war? Curtis schien immer genau zu wissen, wohin man wollte und wann man dort zu sein hatte, und lenkte den Wagen ruhig und souverän durch die Straßen der Stadt, ohne je ein Navigationsgerät zu brauchen.
    Aber bei sich zu Hause hatte er offenbar die meisten seiner Habseligkeiten in Kisten gestopft. Ich warf einen Blick hinter das Sofa und entdeckte einen weiteren offenen Karton voller in Zeitungspapier eingewickelter Gegenstände. Ganz oben lag eine kleine schwarze Schachtel. Mein Magen zog sich zusammen. Bevor ich wusste, was ich tat, drehte ich mich um und kniete mich auf das Sofa. Ich angelte nach der Schachtel, klappte sie auf und starrte auf die Cartier meines Vaters.
    Als Curtis das Glas Wasser auf dem Sofatisch

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