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Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Donohue
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ich absolut keinen Einfluss gehabt hatte.
    »Julia«, sagte sie und klang dabei, als spräche sie zu einem Kleinkind. »Unser letztes Schuljahr. Diese Gerüchte über mich. Die hast du gestreut.«
    Ich seufzte. Auch wenn ich die Unterhaltung am liebsten sofort abgebrochen hätte, wollte ich nicht riskieren, Annie endgültig zu vergraulen und damit unsere Pläne begraben zu müssen. »Hör zu«, versuchte ich es noch einmal. »Vom letzten Schuljahr habe ich kaum etwas mitbekommen, so schnell ist die Zeit verflogen. Meine Bewerbung für Stanford und die Vorbereitung auf die Abschlussrede haben mich völlig in Atem gehalten. Aber was damals passiert ist, tut mir aufrichtig leid, und wenn ich Anteil daran hatte, wie du anscheinend glaubst, dann entschuldige ich mich jetzt dafür.«
    Annie bebte fast vor Entrüstung. »Wie ich anscheinend glaube ?«, wiederholte sie. »Was hat das damit zu tun, was ich glaube ? Das ist keine philosophische Debatte. Hier gibt es eine eindeutige Wahrheit, und da ist es egal, was ich oder du in diesem Zusammenhang glauben, es ist und bleibt die Wahrheit!«
    Als ich sie die Fäuste ballen sah und den eisigen Ton in ihrer Stimme hörte, schossen mir plötzlich Tränen in die Augen. Noch bevor ich sie wegblinzeln konnte, spürte ich Annies verwunderten Blick auf mir. Sie kannte mich gut genug, um zu wissen, dass ich im Gegensatz zu ihr meine Gefühle nie offen zeigte. Ich erinnerte mich, dass Annie immer genauso selbstverständlich geweint wie gelacht hatte – schon als Kind hatte sie ihr Innenleben stets nach außen gekehrt, und auf ihrem Gesicht hatten sich ihre Stimmungen so deutlich abgewechselt wie Schatten und Sonnenschein. Jetzt schien es fast so, als hätten wir die Rollen getauscht; ich konnte meine Emotionen nicht kontrollieren, und die früher so mitfühlende Annie musterte mich kalt, wie aus weiter Ferne. Erschrocken fragte ich mich, ob ich diese Wesensveränderung vielleicht mit herbeigeführt hatte.
    »Ich bin nicht so, wie du denkst«, sagte ich leise und beschloss im gleichen Moment, dass ich tatsächlich glaubte, was ich da sagte – oder es zumindest wahrmachen würde. »Jedenfalls nicht mehr. Ich weiß, dass du mir nicht glaubst, aber ich werde es dir beweisen.«
    Annie schüttelte den Kopf und stand auf. »Das hat keinen Sinn mit uns«, sagte sie rundheraus.
    Ich sprang ebenfalls auf. »Vergiss nicht«, flehte ich und schämte mich sofort für diesen bittenden Ton, »ich beteilige mich nur für eine begrenzte Zeit an dem Geschäft. Ich will dir nur helfen, das Projekt auf die Beine zu stellen, danach lasse ich dich in Ruhe, versprochen. Ich werde heiraten und mir einen neuen Job suchen, und dann bist du mich los. Das steht alles im Vertrag. Nach meiner Hochzeit gehört das Café zu hundert Prozent dir.«
    »Aber warum?«, fragte sie und starrte mich an. »Warum willst du das tun?«
    »Ich … ich denke einfach, das ist gut investiertes Geld. Du hast Potenzial, Annie.«
    Ich sah ihr an, dass sie mir nicht glaubte. »Na schön«, sagte sie nach einer kurzen Pause. »Aber in unserem beiderseitigen Interesse sollten wir den Kontakt auf das Geschäftliche beschränken, okay? Wir müssen keine Freundinnen sein – wir gründen ein Unternehmen und keine Schul-AG. Ich schaue mich nach Gewerberäumen im Mission District um, du führst die Analysen durch, die du für sinnvoll erachtest, und dann setzen wir uns wieder zusammen, um die Ergebnisse zu besprechen. Den Weg zur Tür finde ich allein.«
    »Okay«, sagte ich und war selbst überrascht, wie verletzt ich klang. Schließlich ging es mir ja auch nur ums Geschäft, oder nicht? »Wie du meinst.«

August

7 – Annie
    Ich hatte mit Jake Logan ausgemacht, dass er mir das Surfen beibringen würde. Ja, mir , einer erwachsenen Frau, die im nebeligen San Francisco aufgewachsen war und deren Chancen, als Beach-Girl durchzugehen, ungefähr so groß waren wie die Aussicht, als Bond-Girl gecastet zu werden. Aber Jake hatte es irgendwie geschafft, in mir die Lust auf neue Erfahrungen zu wecken. Jake und seine verdammten Grübchen.
    Also fuhren wir an einem ungewöhnlich sonnigen Nachmittag im August mit offenem Verdeck durch den Golden Gate Park. Zwei Surfboards ragten wie Antennen vom Rücksitz seines gelben 1973er-Mustang-Cabrios (ich hatte Jakes Wagen sofort auf den Namen »flotte Banane« getauft). Wir taten so, als seien wir Schauspieler in einem kitschigen Werbefilm für San-Francisco-Reisen: Wir fuchtelten mit den Händen in der Luft

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