Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)
Mai mein altes, konventionelleres – und lukrativeres – Leben wieder aufnahm, würde sie das Café allein weiterführen müssen. Ich hob die Hände in die Höhe. »Ich sage nicht Nein. Am besten sehe ich mir den Markt noch einmal genau an. In der Zwischenzeit können wir uns nach freien Ladenlokalen umhören und die Mietpreise checken. Wenn alles passt, machen wir Nägel mit Köpfen. Einverstanden?«
Annie sank gegen die gepolsterte Rückenlehne der Bank. Sie wirkte etwas überrascht, dass ich so schnell eingelenkt hatte. »Einverstanden.«
»Damit wäre Krise Nummer eins wohl abgewendet.« Da war sie wieder, die gekünstelte Fröhlichkeit in meiner Stimme. »Als Nächstes sollten wir einen groben Zeitplan festlegen. Ich weiß, das ist schwer zu sagen, solange wir noch keine Räumlichkeiten im Auge haben. Aber wenn wir klein anfangen und uns richtig ranhalten, dann könnten wir meiner Einschätzung nach in drei Monaten eröffnen.«
»In drei Monaten!«, sagte Annie. »Wirklich? Aber es gibt doch noch so viel zu tun.«
Ich hob die Schultern. »Du wirst staunen, wie man den Leuten Beine machen kann, wenn man ihnen Geld bietet.«
Annie hatte gerade in ihre zweite Makrone gebissen und legte den Keks nun langsam auf den Teller. Ihre Augen verengten sich zu zwei schmalen Schlitzen. »Das war jetzt nicht dein Ernst, oder?«
»Was?«, fragte ich und dachte angestrengt nach, was sie meinen könnte. Das mit dem Geld? Das hatte ich nur so dahingesagt. Musste sie unbedingt jedes Wort auf die Goldwaage legen?
»Dass ich staunen werde, wie man den Leuten Beine machen kann, wenn man ihnen Geld bietet«, sagte sie. »Bitte sag mir nicht, dass dir nicht klar ist, wie das klingt.«
Ach, jetzt reicht es aber! Allmählich war ich mit meiner Geduld am Ende. »Es tut mir leid, wenn diese Formulierung dir missfällt«, sagte ich in neutralem Ton. »Ehrlich gesagt dachte ich, nur wir empfindsamen Wesen der weißen Upperclass seien angeblich unfähig, offen über Geld zu reden.«
»Ich habe kein Problem damit, über Geld zu reden«, giftete Annie. »Ich finde nur dein Anspruchsdenken zum Kotzen.«
Ich schnappte nach Luft. »Annie! Warum bist du nur so gemein?«
»Wahrscheinlich aus dem gegenteiligen Grund, warum du so nett zu mir bist«, sagte sie. »Es fällt mir einfach schwer, mich zu verstellen.«
»Ich verstelle mich doch gar nicht! Ich sage … ich bin …« Ich geriet ins Stottern. »Ich sage nette Sachen, weil … ich ein netter Mensch bin, deswegen! Aber du … du bist eigentlich kein gemeiner Mensch, das weiß ich ganz genau. Deswegen wüsste ich gerne, warum du dich so verhältst.«
Sie zuckte mit den Achseln. »Dass ich gern Süßes backe, heißt nicht, dass ich mich immer zuckersüß gebe.« Ich hatte den Eindruck, dass sie es genoss, mich zu ärgern. »Davon abgesehen würde ich die Behauptung, dass du ein netter Mensch bist, nicht uneingeschränkt unterschreiben.«
Zum ersten Mal, seit Annie durch die Tür gekommen war, ließ ich Stille einkehren. Wenn es irgendwie weitergehen sollte, musste ich den nächsten Schritt tun, so viel schien klar. Ich dachte daran zurück, was damals zwischen uns vorgefallen war – soweit ich mich erinnerte, war das Ganze wirklich nichts weiter als eine Verkettung unglücklicher Umstände, eine Reihe von an sich unbedeutenden Missverständnissen. Und im Endeffekt war das alles ja nur halb so wild gewesen. Annie hatte ihr Abschlusszeugnis von der Devon Prep bekommen und war in Berkeley aufgenommen worden, genau wie sie es gewollt hatte. Trotzdem brauchte sie jetzt offenbar ein paar Streicheleinheiten.
»Annie«, sagte ich und legte die Hände auf den Tisch. Mein Verlobungsring, ein dreikarätiger Diamant im Kissenschliff, funkelte im Licht der Küchenlampen. Im Vergleich zu Annies waren meine Finger lang und elegant – Erwachsenenhände eben. »Ich weiß, dass ich während der Highschool nicht immer … Rücksicht auf deine Gefühle genommen habe. Ich war keine gute Freundin. Das ist mir jetzt klargeworden. Es tut mir leid.«
»Es tut dir leid, dass du keine Rücksicht genommen hast? Du stellst es so dar, als hättest du vergessen, auf die Einladung zu meiner Sweet-Sixteen-Party zu antworten.« Annie lachte trocken auf. »Du warst meine beste Freundin, und dann hast du versucht, mein Leben zu ruinieren. Ich hätte beinahe meinen Studienplatz verloren!«
»Das hatte nichts mit mir zu tun!« Ich sah es nicht ein, mir die Schuld für etwas in die Schuhe schieben zu lassen, worauf
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