Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)
herum, warfen die Köpfe zurück und mimten wilde Lachanfälle, während wir durch den Park rauschten, vorbei an dem glitzernden Glaspalast des Botanischen Gartens, dem an einen Hochsicherheitstrakt erinnernden Turm des De Young Museums, dem Frisbee-Gelände mit den coolen, Bier trinkenden Twenty-Somethings, den älteren Herren, die ihre ferngesteuerten Miniboote über den Spreckels Lake jagten, der streng riechenden Bison-Koppel und der holländischen Windmühle am Westende. Am liebsten wäre ich einfach weiter nach Norden gefahren, um bei einem überteuerten Lunch und kühlem Bier im Wintergarten des Cliff House die spektakuläre Aussicht auf den Pazifik zu genießen. Doch stattdessen überquerte Jake den Great Highway und parkte am Ocean Beach. Mit einem Seufzer der Erleichterung stellte ich fest, dass das Meer an diesem Tag fast so still dalag wie ein See; die niedrigen, sanften Wellen wirkten wie eine tatterige Seniorenversion der schäumenden, tosenden Brandung, die hier sonst an Land rollte.
Jake holte die Boards vom Rücksitz und warf mir einen Neoprenanzug zu (ohne Aussicht auf einen solchen hätte ich der Sache nie und nimmer zugestimmt; Hauptsache, ich musste nicht am helllichten Tag im Bikini herumhüpfen und meine eigenen Grübchen, die sich leider an weniger vorteilhaften Stellen meines Körpers befanden als Jakes, zur Schau tragen). Ich zog mein bunt bedrucktes Babydoll-Kleid aus und zwängte mich so schnell wie möglich in den Neoprenanzug, was durch die Tatsache erschwert wurde, dass der Anzug offenbar einer viel dünneren Exfreundin gehört hatte. Jake setzte ein keckes Grinsen auf, während ich mit dem Reißverschluss kämpfte.
»Wer hätte das gedacht – schwarzes Latex steht dir.«
»Das habe ich schon vor Jahren rausgefunden«, sagte ich und band mein Haar zu einem Pferdeschwanz. »Halloween. Collegeparty. Catwoman.«
»Miau.«
Nach einer kurzen, peinlichen Trockenübung am Strand, bei der ich hochspringen und mit einem Bauchklatscher auf dem Surfboard landen sollte, schickte mich Jake ins Wasser. Trotz Neoprenanzug, Surfschuhen und Haube wurden meine Glieder beim ersten Kontakt mit dem eiskalten Wasser schwer wie Blei. Ich merkte schnell, dass ich die ganze, eigentlich kaum vorhandene Muskelkraft in meinem Oberkörper dazu brauchte, über die Wellen zu paddeln, die von weitem so klein und mickrig ausgesehen hatten. Als ich die fünfzig Meter, die Jake mir lässig vorausgepaddelt war, endlich hinter mich gebracht hatte, riss ich die Haube vom Kopf und schnappte nach Luft.
»So, das hat Spaß gemacht«, sagte ich. »Wann gibt’s Abendessen?«
Jake saß auf seinem Surfboard und lachte. »Keine Sorge, du hast jetzt den idealen Platz erreicht. Das Warten ist hier genauso schön wie das Wellenreiten selbst.« Seine blaugrünen Augen funkelten noch stärker als sonst, als er zum Strand zurückblickte, doch seine Körpersprache war hier draußen auf dem Wasser sichtlich weicher und ruhiger geworden.
Ich manövrierte ein bisschen herum, bis ich mein Board auf seine Höhe gebracht und mich darauf gesetzt hatte. Von hier aus auf die Küste zu schauen, fühlte sich fast so an, als würde man mit dem Kopf am Fußende des Betts aufwachen – die Farben und Umrisse meiner Heimatstadt waren mir vollkommen vertraut, doch zugleich wirkten sie aus dieser neuen Perspektive beinahe unheimlich anders. Schweigend ließ ich mich neben Jake auf dem Wasser treiben und staunte.
»Na, was sagst du?«, fragte er schließlich.
»Nicht übel«, erwiderte ich und warf ihm ein Lächeln zu. Das Auf und Ab der Wellen lullte mich angenehm ein. Den ganzen Tag lang waren meine Gedanken wie wild um den geradezu absurden Umstand gekreist, dass ich tatsächlich schon zum dritten Mal mit Jake Logan verabredet war! Diese Aufregung legte sich jetzt. Hier draußen auf dem Meer, wo die Stadt nur eine ferne Kulisse darstellte, war er einfach nur Jake: ein süßer, netter Typ, der mich nicht zwangsläufig an die schmerzhafte Vergangenheit erinnerte, die ich so lange zu verdrängen versucht hatte. Zu diesem Jake, ohne den berühmten Familiennamen, fühlte ich mich immer stärker hingezogen.
Leider hatten seine Gedanken keinen so unbelasteten Weg eingeschlagen. »Du und Julia«, sagte er. »Das dynamische Duo ist wiedervereint. Wie läuft das Cupcake-Geschäft?«
Bei unserem letzten Date hatte ich von dem Café erzählt, während wir uns im Foreign Cinema über einen Teller Austern hermachten, und er hatte mir das Versprechen
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