Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)
Jahren. Meine Mutter hat den Hof übernommen, die Pestizide verbannt und ein paar Haine umgepflanzt. Wie bei einem Schachspiel: Die Aprikosen kamen weiter nach hinten, die Birnen hoch auf den Südhang. Nach einigen Jahren hatten wir Früchte, die gleichzeitig aromatisch und sehr widerstandsfähig waren. Und das nur, weil wir absolut autark geworden waren, so wie eigentlich jede Farm wirtschaften sollte. Der Kompost, mit dem wir unsere Bäume düngen, entsteht hier auf diesem Gelände. Wir verwenden Enzyme, die …«
Während Ogden eine Lobeshymne auf das moderne Selbstversorgerleben anstimmte, schweiften meine Gedanken ab. Was Jake Logan wohl gerade machte? Seit unserem Surfausflug sahen wir uns alle ein oder zwei Wochen, und die Zeit zwischen unseren Verabredungen überbrückte er mit witzigen kleinen Geschenken, die er in die Valencia Street Bakery schickte: Gasluftballons, auf denen in schnörkeligen rosa Buchstaben »Gute Besserung« geschrieben stand, eine Mixkassette, die ich mir nicht anhören konnte, weil ich keinen Kassettenrekorder mehr besaß (Jake Logan musste der Einzige sein, der noch so ein Ding hatte), oder einen dieser albernen Obstkörbe, die wie ein Strauß tropischer Blumen zurechtgemacht sind. Verglichen mit Jake, der voller schräger Überraschungen steckte, wirkte Ogden bodenständig und hundertprozentig berechenbar. Ein ganz normaler Langweiler eben. Na ja, so normal nun auch wieder nicht, einen Farmer traf ich schließlich nicht alle Tage. Aber er hatte einfach nicht dieses schelmische Blitzen in den Augen, auf das ich achtete, wenn ich einen Mann kennenlernte. Blendendes Aussehen war nicht das Wichtigste, solange im Blick meines Gegenübers etwas lag, was mich magnetisch anzog – Humor, Neugier oder Abenteuerlust. Solche Männer waren seltener, als man erwarten würde. Auch bei Ogden, der alles furchtbar ernst zu nehmen schien, konnte ich keinen solchen Funken erkennen, während Jake Logans Augen praktisch einen Waldbrand entfachen konnten.
»Und auf einmal haben wir die Art von Persimonen geerntet, die aufgeschnitten neben einer Kugel Vanilleeis auf den Titelblättern von Kochzeitschriften präsentiert werden«, sagte Ogden gerade. »Früchte, bei denen die Nachbarn grün vor Neid werden. Mom hatte schnell den Spitznamen ›die Baumflüsterin‹ weg. Solche ›Flüsterer‹ sind ja groß in Mode gekommen – Pferdeflüsterer, Hundeflüsterer …« Er warf mir einen vielsagenden Blick zu. »Durch dein zweites Standbein hast du bestimmt schon mal was von diesen Hundetypen gehört. Aber damals war es eher unangenehm, wenn die Leute behaupteten, man würde nach Einbruch der Dunkelheit über die Felder streifen und seinen Bäumen Gutenachtgeschichten erzählen …«
»Woher weißt du, dass ich Hunde ausführe?«, unterbrach ich ihn. Die spitze Bemerkung über mein »zweites Standbein« hatte mich aus meinen Tagträumen gerissen. »Hast du Nachforschungen über mich angestellt?«
Er zuckte mit den Achseln. »Eins muss dir klar sein: Als aufstrebende Marke müssen wir unsere Abnehmer sorgfältig auswählen. Unsere Menge an Früchten ist begrenzt«, sagte er mit einer weit ausholenden Geste. »Wir tun uns also keinen Gefallen, wenn wir an Kunden verkaufen, die kein erfolgversprechendes Geschäftskonzept haben.«
»Ich kann dir nicht ganz folgen«, sagte ich, obwohl ich das ungute Gefühl hatte, ihn sehr wohl zu verstehen. Ich wollte nur nicht wahrhaben, was ich da hörte.
»Nun ja, du bist Bäckerin. Und in den einschlägigen Kreisen nicht gerade bekannt, wenn ich das so sagen darf. Und nebenher führst du Hunde aus. Das sind nicht unbedingt Tätigkeiten, die sich gut ergänzen. Wenn du jetzt ein … wie hast du es genannt … ein Cupcake-Café eröffnest, dann ist das für uns natürlich weniger geschäftsfördernd, als die Chefkonditorin von Chez Panisse zu beliefern.«
Ich traute meinen Ohren nicht. Hatte ich mich wirklich von diesem Bauerntrampel an den Arsch der Welt fahren lassen, nur damit er mich hier runtermachen konnte?
»Hör zu«, sagte ich. »Es geht dich zwar nichts an, aber meinen Nebenjob gebe ich auf, sobald das Treat offiziell eröffnet. Bis dahin muss ich meine Miete zahlen, und da hilft jeder kleine Zuverdienst. Meinem Talent oder meiner Motivation tut das keinen Abbruch. Und wenn du schon entschieden hast, dass du dein Obst nicht an ein dummes kleines Café verkaufen willst, wozu hast du mich dann bitte hierhergeschleppt?«
»Ich habe noch gar nichts entschieden«,
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