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Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Donohue
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könne es mehr und mehr in sich aufnehmen, ja sogar wieder Freude empfinden. Danach glitt die Nacht in einem dunklen Strom dahin, und ich mit ihr.
    Später wachte ich in einem stockfinsteren Raum in einem Bett auf. Ich fuhr hoch und fasste mir sofort stöhnend an den Kopf, weil sich alles zu drehen begann. Nachdem ich den Schalter der Nachttischlampe gefunden hatte, verstärkte die plötzliche Helle die Schmerzen noch. Ich war allein. Und Gott sei Dank vollständig angezogen.
    Ich blickte mich langsam um. Das Zimmer war geschmackvoll eingerichtet. Zwischen dunklen Holzmöbeln im asiatischen Stil hingen einige stark vergrößerte Sechzigerjahre-Fotografien mit Surfern und Stränden darauf. Obwohl es keine privaten Bilder gab und ich noch nie vorher hier gewesen war, war ich mir sicher, in Jake Logans Schlafzimmer zu sein.
    Vorsichtig stand ich auf und tappte auf die Tür zu. Jake hatte sich im Wohnzimmer auf der Couch ausgestreckt und schaute Top Gun auf einem riesigen Flachbildschirm. Auf dem Fußhocker aus schwarzem Leder standen mehrere Cola-light-Dosen, und an einer marineblau gestrichenen Wand lehnten drei Surfboards. Es war die Junggesellenwohnung par excellence, vorausgesetzt, man war ein Junggeselle mit fettem Bankkonto. Von der riesigen Fensterfront sah man auf die schwarze, stille Bucht hinunter. In der Ferne blinkten die Lichter von Sausalito.
    »Dornröschen ist aufgewacht!«, rief Jake und machte mir Platz auf der Couch. »Ich hätte fast vergessen, wie wunderschön du bist, wenn du aufrecht stehst.«
    Ich zog eine Grimasse, ließ mich neben ihm auf die Couch fallen und winkte ab, als er mir eine Cola anbot. Er warf mir ein amüsiertes Lächeln zu.
    »Ich fürchte«, sagte er, »du leidest an akuter Tequilaritis. Die einzigen bewährten Gegenmittel sind Eier, Kaffee und Schlaf.«
    Ich stöhnte. »Wie spät ist es?«
    Jake schaute auf das Display seines Digitalempfängers und lachte. »Mitternacht. Dich kann man wirklich leicht abschleppen. Um neun Uhr schon total blau.«
    Ich vergrub das Gesicht in den Händen, um ihn nicht ansehen zu müssen. »Es ist aber nichts passiert zwischen uns, oder?«
    Jake war so grausam, einige Sekunden verstreichen zu lassen, bevor er antwortete. »Wäre das denn so schlimm?«
    »Sei kein Arsch«, sagte ich und spürte, wie mir die Tränen kamen.
    »Autsch. Keine Sorge, Jules. Es ist nichts passiert.« Er lehnte sich zurück und sagte fast bockig: »Aber davon abgesehen bist du ja auch noch nicht verheiratet.«
    Ich sah ihn an und fragte mich, wie er nur so bescheuert und gleichzeitig so liebenswert sein konnte. »Nein«, sagte ich leise. »Aber du.«
    Jake wirkte überrascht. Er zuckte mit den Schultern und rubbelte über den Ansatz seines linken Ringfingers, wo man noch einen ganz leichten Bräunungsrand erkennen konnte.
    »Nur auf dem Papier«, sagte er schließlich. Seine Grübchen blitzten auf und verschwanden dann wie Steine, die ganz kurz die Wasseroberfläche berühren, bevor sie untergehen.

September

11 – Annie
    »Da vorne ist schon die Farm«, sagte Ogden Gertzwell. Er schaffte es irgendwie, gleichzeitig zu reden, dabei den Finger auszustrecken, zu nicken, sich einen weiteren langen Streifen Beef Jerky in den Mund zu stopfen und seinen 1980er-Pick-up mit dem Knie zu lenken.
    »Da bin ich ja mal gespannt«, sagte ich und rang meinem verkrampften Kiefer ein Lächeln ab.
    Ogden sah zu mir hinüber und hielt mir zum ungefähr siebten Mal die Beef-Jerky-Tüte hin. Dabei trudelte der Geländewagen auf die Gegenfahrbahn, um gleich darauf mit quietschenden Reifen wieder nach rechts gerissen zu werden. Ogden grummelte und rutschte auf dem Fahrersitz hin und her.
    »Tod durch Trockenfleisch«, murmelte ich. Auch wenn der Snack nur aus Biofleisch aus der Region bestand, wie Ogden mir versichert hatte, war ich nicht sonderlich darauf erpicht, auf diese Weise den Löffel abzugeben.
    »Was hast du gesagt, Anita?«
    »Du kannst wirklich Annie zu mir sagen. So nennen mich alle.« Das hatte ich ihm auf der Fahrt mindestens schon genauso oft gesagt, wie er mir sein Beef Jerky angeboten hatte.
    »Deine Großmutter bestimmt nicht«, sagte Ogden und kaute nachdenklich. »Ich wette um eine Million Dollar, dass deine Oma dich Anita nennt.«
    Ich verdrehte die Augen, verzichtete aber darauf, meine Familienverhältnisse zu erklären. Stattdessen konzentrierte ich mich auf die Straße und betete darum, dass endlich das Schild zur Gertzwell Farm auftauchen und diesen Höllentrip beenden

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