Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Donohue
Vom Netzwerk:
auf und holte die glänzende Schachtel heraus, die ich unter dem Sitz verstaut hatte. Dann ging ich zurück zu Ogden und Louise und hielt die Schachtel absichtlich so, dass man das dunkelrote Treat-Logo, das Julias Marketingteam gerade frisch von der Druckerpresse geliefert hatte, gut sehen konnte. Als ich ihnen die zwölf verschiedenen Cupcakes präsentierte, die so bunt und fröhlich wie Partyhüte unter dem Deckel zum Vorschein kamen, leuchteten Louises Augen auf.
    »Wie hübsch!«, sagte sie und klatschte wieder in die Hände.
    Ich reichte ihr einen Red-Velvet-Cupcake, den ich nach traditioneller Art mit Roter Bete statt mit Lebensmittelfarbe gebacken hatte. Danach hatte ich mir zwanzig Minuten lang die lila Farbe von den Fingern schrubben müssen, doch das Ergebnis war es wert: ein schwerer Schokoladenkuchen, durchzogen von einer leichteren, kaum identifizierbaren erdigen Süße und gekrönt von einem Frischkäse-Topping mit einem Federhut aus Kokosraspeln. Für Ogden wählte ich einen mit echter Vanille und der Gewürzmischung für Kürbiskuchen verfeinerten Cupcake, den ich zu Halloween anbieten wollte. Das war nichts für zarte Gemüter. An Ogdens Miene konnte ich ganz genau ablesen, wann die Schärfe – der Effekt einer großzügigen Prise Cayennepfeffer – auf seiner Zunge explodierte und wie sich einen Sekundenbruchteil später der süße Vanillegeschmack wie eine kühlende Salbe über seinen brennenden Gaumen legte.
    »Oh«, sagte er, nachdem er heruntergeschluckt hatte. Er sah mich an, und diesmal war er es, dem die Worte fehlten.
    Ich lächelte.
    Louise hingegen schwankte zwischen seligem Kichern und genießerischem Stöhnen, während sie sich über einen zweiten Cupcake hermachte, einen Zitronen-Rührkuchen mit einem Topping aus knallrosa Baiser-Buttercreme, die sich so festlich und prinzessinengleich auftürmte wie das Geburtstagskrönchen eines kleinen Mädchens.
    »Köstlich!«, sagte sie mit vollem Mund. Und zu ihrem Sohn gewandt fügte sie mit vergnügt funkelnden Augen hinzu: »Was ist? Ich habe nicht zu Mittag gegessen.«

12 – Julia
    »Julia, mein Liebes, du wirkst rundum zufrieden«, sagte mein Vater an einem Morgen im September wie aus heiterem Himmel. Ich hob den Kopf und sah ihn vom anderen Ende des Esstisches zu mir herüberblicken, während er sich mit genießerischer Miene die letzten Krümel Coffee Cake von den Händen rieb.
    Im Grunde hatte er Recht. Der mit Sonnenlicht durchflutete Kronleuchter malte winzige Regenbogen auf den Tisch, das butterige Croissant auf meinem Teller duftete nach Schokolade, und das Rascheln der Zeitung, die mein Vater gerade las, lullte mich angenehm ein. Ja, ich fühlte mich – vielleicht nicht zufrieden, aber doch wohltuend abgelenkt.
    »Wer wäre das nicht bei diesem wunderschönen Herbstwetter? Ich hatte ganz vergessen, wie deprimierend dieser nebelige Sommer in San Francisco sein kann.«
    »Wir wissen beide, dass ein bisschen Nebel einem Energiebündel wie dir nicht aufs Gemüt schlägt«, erwiderte mein Vater und lachte sein dröhnendes Lachen. Ich zuckte lächelnd mit den Schultern, und zu meiner Erleichterung schien ihm das als Antwort zu genügen. »Ich glaube eher, das Cupcake-Café macht dir gute Laune.«
    »Momentan macht es mir eher Sorgen.«
    »Warum?«
    »Ach, nichts Schlimmes. Sachbeschädigung und solche Sachen. Wahrscheinlich ein paar Herumtreiber aus der Nachbarschaft. Das ist lästig, aber nicht weiter wild.«
    Ein paar Tage zuvor hatte unser Handwerker beim Aufschließen des Cafés festgestellt, dass die nagelneue Eingangstür mit einem Schlüssel verkratzt worden war. Für mich sah die Kerbe eher nach einem Eispickel als nach einem Schlüssel aus, aber welches Werkzeug nun genau benutzt worden war, war letztendlich egal. Wir ließen die Tür am selben Tag reparieren und neu streichen, erstatteten Anzeige gegen unbekannt und gingen zur Tagesordnung über, ohne die Sache noch einmal zu erwähnen. Wahrscheinlich hätte ich den Vorfall ernster nehmen sollen, doch als Ortsfremde schrieb ich das Ganze dem Umstand zu, dass es im Mission District eben rauer zuging als in anderen Vierteln. Damit musste man in so einer Gegend rechnen, dachte ich mir und fügte dem Posten »monatliche Instandhaltungskosten« in meinem Budgetentwurf eine weitere Null hinzu. Im Rückblick ärgert man sich immer leicht, dieses oder jenes Zeichen übersehen zu haben; aber zu jener Zeit kamen mir all diese Zwischenfälle zu vereinzelt und beliebig vor, um ein

Weitere Kostenlose Bücher