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Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Donohue
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an. Ich und eine glänzende T-Zone? Unmöglich! Vielleicht lag es daran, dass ich immer noch einen leichten Kater vom Vorabend hatte – beim Dinner mit Wes, dem ich aus irgendeinem Grund wieder nicht erzählt hatte, was geschehen war, hatte ich offenbar ein, zwei Gläser Wein zu viel getrunken. Oder vielleicht lag es auch daran, dass sich einfach schon zu viele Leute in dem kleinen Cafébereich drängten – der definitiv nicht für fünfzig Personen ausgelegt war –, und ich leicht klaustrophobisch veranlagt war (es hatte schließlich seinen Grund, dass ich auf Pearl-Jam-Konzerten nie wie meine Mitschüler von der Devon Prep in den Moshpit gesprungen war, und das war der, dass ich keine Lust hatte, mich totquetschen zu lassen). Vielleicht war es aber auch das unheimliche Gefühl, beobachtet zu werden, das mich den ganzen Abend verfolgte. Fünfzig Augenpaare, die sich immer wieder auf mich hefteten – normalerweise hätte ich diese Aufmerksamkeit genossen, doch diesmal trug sie nur zu meiner Anspannung bei. Oder es hatte mit dem Umstand zu tun, dass ich zum ersten Mal ein Unternehmen finanzierte, dessen Miteigentümerin ich war, und – hauptsächlich für Annie, aber ein wenig auch aus Stolz – natürlich hoffte, dass das Treat ein Erfolg werden würde.
    Davon abgesehen hatte ich einen höllischen Durst, und der in reichlichen Mengen bereitgestellte Champagner erwies sich als ideales Mittel gegen meinen trockenen Mund und die Nervosität. Zumindest am Anfang. Erst viel später ging mir auf, dass es vielleicht klüger gewesen wäre, nicht so viel zu trinken – wäre ich nüchtern geblieben, hätte ich Annie und mich möglicherweise vor dem Schlimmsten bewahren können.
    Als ich am Anfang der Party den Blick durch das Café schweifen ließ und feststellte, dass sich die harte Arbeit der vergangenen Monate wirklich gelohnt hatte, erfüllte mich das mit einer gewissen Befriedigung, die meine Unruhe vorübergehend etwas dämpfte. Ich staunte immer noch über Annies Erfindungsreichtum, was neue Geschmackskombinationen und die Verzierung der Cupcakes anging; die fertigen Törtchen, die in der Vitrine funkelten und auf schwarzen Lacktabletts herumgereicht wurden, sahen aus wie riesige Schmuckstücke. Annie hatte sich vorher tagelang in die Küche zurückgezogen gehabt und mit ihrer hingebungsvollen Konzentration unzählige Äpfel und Birnen in winzige Stücke gewürfelt, bis sie wie Goldnuggets aussahen – was sie bei dem Preis gefälligst auch sollten! – und die zu puren süßen, warmen Geschmacksexplosionen wurden, wenn man in den Kuchen biss. Es war unglaublich, wie geschickt, präzise und schnell Annie mit dem Schneidemesser hantierte. Mein Beitrag zum Eröffnungsabend war vergleichsweise unspektakulär: Ich hatte die Vorstellungsgespräche mit den Aushilfskräften geführt, den Abschluss der Bau- und Einrichtungsarbeiten beaufsichtigt und die Warenlieferungen organisiert, die nicht in Annies Zuständigkeitsbereich fielen. In der schummrigen Partybeleuchtung glühte das Treat geradezu vor erotisch aufgeladener Energie; Gelächter und Musik erfüllten den Raum, und um die Tabletts mit den Cupcakes drängten sich lauter schöne, hippe Menschen. Hätten wir den Laden im Marina District eröffnet, hätte ich ihn zu einem meiner Stammcafés auserkoren. Aber man konnte nun mal nicht alles haben.
    »Na, mein Schleckermäulchen?«, sagte Wes und legte mir den Arm um die Hüfte. »Herzlichen Glückwunsch an die Chefin!« Als er mich auf die Wange küsste, ließ ich mich einen Moment lang gehen und schloss die Augen, um die Leute, die süßlich-stickige Luft und die mit coolem französischem Rap unterlegten John-Coltrane-Jazz-Remixes, die Annie Gott weiß wo aufgetrieben hatte, vorübergehend auszublenden. Ich hatte auf einmal das Bedürfnis, mich ganz in Wes’ starke Arme zu schmiegen und unbemerkt mit ihm von dieser Party zu verschwinden, doch gleichzeitig verwirrte und ärgerte mich dieser Impuls. Wenn ich nicht aufpasste, würde ich mich noch in eines dieser stillen Mäuschen verwandeln, die bei Geschäftstreffen immer schüchtern in der Ecke standen.
    »Ich weiß nicht, ob du mich noch weiterhin Schleckermäulchen nennen solltest«, sagte ich und öffnete die Augen. »Schließlich sollte man Berufliches und Privatvergnügen nicht miteinander vermischen.«
    »So ein Quatsch. Ich habe den Spitznamen schon verwendet, als du nicht mal im Traum daran gedacht hättest, deine Freundschaft mit der Bäckerin wiederaufleben

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