Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)
zu lassen. Apropos, wo steckt Annie eigentlich? Ich kann es gar nicht erwarten, diese geheimnisvolle beste Freundin aus Kindheitstagen endlich kennenzulernen.«
Ich blickte mich suchend um. Eigentlich konnte man Annie an diesem Abend nur schwer übersehen. Sie trug ein bodenlanges hawaiianisches Muumuu-Kleid in einem dunklen Türkiston, der zugegebenermaßen wunderbar zu ihrem honigfarbenen Teint passte. Ihre dunklen Locken waren zu einem Haarberg aufgetürmt, der sie ein paar Zentimeter größer machte und von einem goldenen, mit Strasssteinen besetzten Essstäbchen zusammengehalten wurde. Für mich zumindest ähnelte das Ding einem Essstäbchen, aber keine Ahnung, wie es hieß, wenn es bei jemandem im Haar steckte. Vielleicht einfach ein Stäbchen? Jedenfalls sah Annie einfach großartig aus, wie ein schillernder kleiner Vogel, der mitten in einer geschäftigen Fußgängerzone gelandet ist und alle Umstehenden mit seiner Kühnheit und exotischen Schönheit überrascht.
Wie erwartet entdeckte ich Annie sofort. Sie lehnte an der Küchentür, unterhielt sich angeregt und strahlte dabei ihren Gesprächspartner an, der mit dem Rücken zu mir stand. Gerade als ich Wes auf sie hinweisen wollte, stützte sich der Mann dicht neben ihrem Ohr mit einer Hand an der Tür ab und küsste sie auf den Mund. Im selben Moment erkannte ich, wer es war. Ein Schauer lief mir über den Rücken. Jake Logan! Jake Logan und Annie? Als Jake sich von ihr löste, leuchtete Annies gerötetes Gesicht vor Überraschung und Freude, was sie irgendwie noch hübscher aussehen ließ als zuvor. Ich drehte mich hastig zu Wes um. Meine Befremdung verwandelte sich in Wut, gepaart mit einer altbekannten Anwandlung von Eifersucht.
Gibt es nicht ein ungeschriebenes Gesetz, dass Freundinnen die Finger vom Ex der anderen zu lassen haben? Ich starrte in mein Champagnerglas, um meine Gefühle vor Wes zu verbergen. Doch als ich daran dachte, wie verliebt Annie Jake angesehen hatte, machte ich mir ernsthaft Sorgen. Niemand wusste besser als ich, dass Jake, der mit einem schier unerschöpflichen Vorrat an Charme und Kreditkartenguthaben durchs Leben segelte, für jemanden wie Annie nicht gut war. So witzig und unbekümmert Annie sich auch geben mochte, in den vergangenen Wochen und Monaten hatte ich sie vor allem als zielstrebige und hoch konzentrierte Frau kennengelernt – die sie eigentlich auch schon immer gewesen war. Sie hätte einen richtigen Mann verdient, keinen Luftikus wie Jake. Einen Luftikus, der noch dazu mit einer anderen verheiratet war.
Da tauchten auf einmal meine Eltern vor uns auf und hauchten erst Wes und dann mir ihre in jahrelanger Übung perfektionierten Links-Rechts-Küsschen auf die Wangen.
»Herzlichen Glückwunsch, mein Liebes«, säuselte meine Mutter mit ihrer heiseren Stimme. Sie hob einen Halloween-Cupcake in die Höhe, von dem sie ein winziges Stückchen abgebissen hatte. »Ein großes Lob an die Küche und an das hervorragende Management. Da ist euch beiden wirklich ein glänzendes Debüt gelungen.«
»Meine Rede!«, donnerte mein Vater und prostete meiner Mutter mit seinem schon halb verspeisten Schokoladen-Cupcake zu. Dabei strahlte er mich an.
»Danke«, sagte ich und warf mit einer leichten Kopfbewegung meine Haare zurück, fest entschlossen, mir von Jakes und Annies Geturtel nicht den Abend verderben zu lassen. »Es scheint ja ganz gut zu laufen, nicht wahr?«
»Und ob. Wenn du nur halb so viel Zeit in deine Hochzeitsvorbereitungen investieren würdest wie in diesen Laden, dann wäre die Sache mit dem schönsten Tag deines Lebens schon längst in trockenen Tüchern«, sagte meine Mutter ohne Umschweife. »Wesley, wusstest du eigentlich, dass deine Zukünftige in den letzten Monaten so gut wie jeden Termin für die Hochzeitsplanung versäumt hat? Was ist das für ein Gefühl, weniger wichtig zu sein als diese reizenden kleinen Törtchen?« Sie sah Wes unschuldig an und knabberte an ihrem Cupcake, wobei sie die Lippen schürzte, um ihren Lippenstift nicht zu verschmieren.
»Lolly …«, begann mein Vater.
»Mom!«, unterbrach ich ihn eine Spur zu laut. Wes warf mir durch seine schwarze Clark-Kent-Brille einen verwirrten Blick zu. Ich bemühte mich, in gedämpftem Ton weiterzusprechen. »Dieses Thema ist jetzt wirklich fehl am Platz.«
»Natürlich!«, erwiderte meine Mutter spöttisch. »Aber mittlerweile bleibt mir ja nichts anderes übrig, als drastische Maßnahmen zu ergreifen. Findest du nicht, dass Wesley wissen
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