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Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Donohue
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wie sie Annie an sich zog, als sie beide am Kühlschrank vorbeikamen, und wie Annie sie mit gespielter Empörung abschüttelte. Die Szene erfüllte mich mit Eifersucht und einer unbestimmten Traurigkeit – Gefühle, die mir völlig neu waren.
    Später gingen wir alle duschen und zogen uns schickere Sachen an, bevor wir uns zum großen Festessen im Speisezimmer versammelten. Nachdem Lucia die letzte dampfende Servierplatte auf den Tisch gestellt und sich neben Annie gesetzt hatte, hob mein Vater sein Weinglas.
    »Darauf, dass wir Thanksgiving zu Hause feiern«, sagte er in dem ernsten Ton, den er zu solchen Anlässen anschlug, »und auf den unschätzbaren Beitrag, den jeder von euch leistet, um diese vier Wände zu einem echten Zuhause zu machen. Dafür danken wir euch von Herzen.«
    Ich bemerkte, dass Lucia und Curtis einen verstohlenen Blick wechselten, und spürte ein Brennen in den Augen, das ich schnell wegblinzelte.
    »Dem schließe ich mich an«, sagte meine Mutter, die keine Missklänge zu spüren schien. »Happy Thanksgiving!«
    Wir stießen an und machten uns über das her, was unser einziges gemeinsames Thanksgiving-Essen bleiben sollte. Im Jahr darauf buchten meine Eltern und ich ohne große Diskussionen, aber zu meiner unendlichen Erleichterung wieder einen Flug nach Maui, um unter Kokospalmen zu feiern.

13 – Annie
    Es war lange her, seit ich zum letzten Mal in der Küche der St. Clairs gebacken hatte, aber als ich die nötigen Utensilien zusammensuchte, fühlte sich immer noch jeder Handgriff vertraut an. Manche Gegenstände, die ich in den Schränken fand, waren neu, darunter ein glänzender Standmixer; andere wiederum, wie die Rührschüsseln aus verkratztem Stahl, die Julia von einem der oberen Regale herunterholte, hatte ich meine Mutter regelmäßig benutzen sehen. Ich bemühte mich krampfhaft, die in jedem Winkel dieses Raumes spürbare Gegenwart meiner Mutter als etwas Positives und Aufbauendes zu empfinden, doch es fiel mir schwer, mich nicht von einer dunkleren, melancholischeren Stimmung überwältigen zu lassen. Julia und ich hatten noch einmal in sämtlichen Schubladen und Fächern nachgesehen und auch die Speisekammer auf den Kopf gestellt – vergebens. Allerdings hatte ich mir auch keine großen Hoffnungen gemacht, dass das Backbuch meiner Mutter noch auftauchen würde.
    »Und, findest du noch alles?«
    Ich kramte gerade in einem der Unterschränke herum und sah in das breit grinsende Gesicht von Tad St. Clair hinauf. Da ich die Benefizparty im Juni so fluchtartig verlassen hatte, war ich ihm bislang noch nicht begegnet und staunte nun, dass er sich äußerlich kaum verändert hatte. Seine Haare waren schon weiß gewesen, als ich zum Studium weggezogen war; abgesehen von einem etwas blasseren Unterton in seiner stets perfekt gebräunten Haut und einigen Zentimetern mehr um die Hüften sah Tad noch ganz genauso aus wie damals. Er zog mich hoch und klopfte mir ein paarmal kräftig auf den Rücken, während er mich in eine herzliche Umarmung schloss.
    »Schön, dich zu sehen, Annie! Wirklich schön!«, dröhnte er. »In den letzten Monaten bist du hier rein- und rausgeschlichen wie eine Katze. Endlich erwische ich dich mal!«
    »Ich freue mich auch, dich zu sehen«, sagte ich. Ich meinte es ernst. In meiner Kindheit war Tad eine liebenswerte Randfigur gewesen: Meistens kam er frühmorgens in die Küche marschiert, klemmte sich eine Zeitung unter den Arm und drückte uns einen lauten Schmatzer auf die Stirn, bevor er zu dem riesigen schwarzen Bentley eilte, mit dem Curtis draußen schon vorgefahren war.
    »Annie will ein neues Cupcake-Rezept ausprobieren«, verkündete Julia, die an der Kücheninsel aus weißem Marmor in der Mitte des Raumes lehnte. Sie sah von ihrem Handy auf. »Wir legen heute das Angebot für das Café fest. Falls du auch dein Urteil abgeben möchtest: Annie hat ein paar Sorten mitgebracht, die sie schon bei sich zu Hause gebacken hat.«
    Tad öffnete die Cupcake-Schachtel auf der Arbeitsplatte und warf einen Blick hinein. »Für diesen Job bin ich genau der Richtige«, sagte er und tätschelte seinen Bauch. Dann nahm er einen Minzschokolade-Cupcake mit einem Icing aus dunkler Schokolade, das im Licht der Küchenlampe verführerisch glänzte, und biss herzhaft hinein. Nur wenige Dinge in meinem Leben machten mich so glücklich wie der Anblick eines Menschen, der eine meiner süßen Kreationen hinunterschlang, als wäre er am Verhungern. Julias bedächtige, fast

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