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Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Donohue
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in den Schlitz des kleinen Metallkastens werfen musste, und diese Belehrung verdarb mir für den Rest der Fahrt die Laune. Offenbar waren Lucia und Annie Mitglieder in einem Club, zu dem ich nicht gehörte, und das passte mir gar nicht. Als ich mir das Foto in Annies Wohnzimmer ansah, kam dieses Gefühl des Ausgeschlossenseins wieder hoch. Du bist nur deswegen nicht auf dem Bild , wies ich mich zurecht, weil du selbst es gemacht hast.
    »Hey, Julia, ich bin hier«, rief Annie von nebenan. Die Küche war klein, aber lichtdurchflutet, mit safrangelben Schrankfronten und blitzblanken Arbeitsflächen. Wenn ich nicht an bohrenden Kopfschmerzen gelitten und mich nach Dunkelheit gesehnt hätte, hätte ich den Raum wahrscheinlich als »einladend« bezeichnet. Annie trug einen flauschigen weißen Bademantel. Ihre Mähne war völlig verstrubbelt, und die Mascara um ihre hellbraunen Augen ließ sie aussehen wie einen Waschbär. Die Selbstverständlichkeit, mit der sie sich in diesem Zustand präsentierte, imponierte mir und verstörte mich zugleich. Es konnte doch nicht so schwer sein, sich morgens kurz die Haare zu bürsten? Ich persönlich zog es ja vor, nicht so auszusehen, als würde ich mit einem Einkaufswagen voller Decken und Bierdosen auf dem Hippie Hill im Golden Gate Park leben. Allerdings musste ich mir widerstrebend eingestehen, dass Annies Look auch eher an eine unkonventionelle Künstlerin als an eine verlotterte Obdachlose erinnerte.
    Das Sonnenlicht war so grell, dass ich die Augen zusammenkneifen musste, als ich mich auf den zweiten Stuhl an den kleinen weißen Tisch setzte und den dampfenden Kaffee entgegennahm, den Annie mir reichte. Tja, das wird wohl nichts mit Tee, Obst und Schokocroissants. Beim Gedanken an mein übliches Frühstück knurrte mein Magen ungehalten.
    »Ich backe uns Schokocroissants«, sagte Annie, als hätte sie meine Gedanken gelesen. Sie wies mit dem Kopf Richtung Backofen, und tatsächlich lag auch schon ein süßer, buttriger Geruch in der Luft. Wie konnte ich das nicht bemerkt haben?
    »Toll«, sagte ich. Aber du solltest trotzdem nichts mit meinem Ex anfangen.
    »Ich muss sagen, abgesehen von unserer Begegnung mit diesem unheimlichen Typen lief es gestern doch ziemlich gut«, meinte Annie.
    Als ich mich daran erinnerte, lief es mir eiskalt den Rücken hinunter. »Das war schrecklich.« Ich versuchte, mich an das Gesicht des Mannes zu erinnern, aber es war zu dunkel gewesen – oder ich zu betrunken. Ich legte die Hände um den angeschlagenen Kaffeebecher und nahm einen großen Schluck. Der bittere Kaffee verdrängte den üblen Geschmack in meinem Mund. »Aber ja, ansonsten lief die Party wirklich perfekt.«
    »Jetzt muss ich mir nur noch den Champagner aus der Leber spülen, mich auf den Weg machen und mit Backen anfangen. Das Café öffnet um zehn.«
    Ich stöhnte. »Wie spät ist es jetzt?«
    »Sieben. Aber keine Angst, ich habe vorgesorgt«, sagte Annie lachend. »Du brauchst heute nicht zu kommen. Tanya und Eduardo sind schon in der Küche. Und Devi übernimmt die erste Kassenschicht.«
    Devi war eine der beiden Studentinnen, die ich für den Cafébetrieb und den Verkauf angestellt hatte. Sie war eine heitere Person, aber sie machte auch einen cleveren, um nicht zu sagen weisen Eindruck. Sie hatte hübsche große Mandelaugen, einen eisteefarbenen Teint und trug einen glitzernden Nasenring, über den ich mich jedes Mal ärgerte, aber der den Leuten aus dem Mission District bestimmt das Gefühl geben würde, im Treat zu Hause zu sein.
    »Klar komme ich. Ich werde doch unseren ersten Tag nicht verpassen«, sagte ich. »Ich muss nur erst noch nach Hause und mich umziehen. Aber dann bin ich da, versprochen.«
    »Da mache ich mir keine Sorgen«, sagte Annie.
    Wir saßen eine Weile schweigend da und sogen den Schokoladenduft ein, der die Küche erfüllte.
    »Übrigens«, sagte ich mit einem leichten Räuspern. Meine Augen fühlten sich immer noch geschwollen und trocken an, aber ich blinzelte so lange, bis sie sich gehorsam öffneten. »Ich habe dich gestern Abend mit Jake gesehen.«
    »Mmh.« Annie tippte sich nachdenklich mit dem Zeigefinger an die Lippen. »Na ja, wir haben auch gar nicht versucht, irgendetwas zu verheimlichen.«
    »Ja, das war offensichtlich.«
    Sie wurde rot. »Ich wollte es dir erzählen, aber ehrlich gesagt wusste ich nicht so richtig, was ich sagen sollte. Wir sind ja noch kein festes Paar oder so. Ich weiß nicht, was wir sind. Wahrscheinlich sollte ich noch

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